Es riecht nach Frische und Qualität, wenn man den BachserMärt in Eglisau betritt. Erdige, heimelige Farbtöne schwingen einem entgegen. Salatköpfe leuchten in sattem Grün. Kartoffeln direkt aus dem Boden buhlen um Aufmerksamkeit. Wald- und Blütenhonig aus dem Unterland strahlt gülden aus dem klaren Glas. Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit sind hier keine leeren Marketing-Hülsen, sondern werden auf jedem Quadratmeter gelebt. Der Laden bei der Rheinbrücke ist Umschlagplatz für Produzent:innen im Rafzerfeld und dem Zürcher Weinland. Legendär, und weit über das Unterland hinaus berühmt, ist das schier endlos grosse Angebot an Käsespezialitäten aus den innovativsten Manufakturen des Kantons. Die Obergasse 1 ist Anlaufstelle für Menschen, die bei Lebensmitteln in Sachen Qualität keine Abstriche machen und sich und der Umwelt nur das Beste gönnen. Dass beim BachserMärt junge Menschen mit gewissen Defiziten in geschütztem Rahmen eine solide Ausbildung absolvieren können, macht das Konzept zusätzlich noch wertvoller.
Und nun soll also Schluss sein? Warum?
Das Gerücht über die baldige Schliessung des BachserMärt Eglisau wurde rasch zur traurigen Gewissheit. Ende Mai ist Schluss, per 1. Juli wird ein Nachmieter gesucht. Aufgrund der anhaltend sinkenden Nachfrage nach begleiteten Ausbildungsplätzen im Zürcher Unterland und der ökonomischen Entwicklung musste der Entscheid gefällt werden, den BachserMärt Eglisau zu schliessen. Züriunterland24.ch wollte es genauer wissen und hat bei Gründer und Mastermind Patrick Honauer nachgefragt.
Herr Honauer, weshalb schliesst der BachserMärt Eglisau?
Das Konzept ist auf sozialpädagogisch begleitete Lernende ausgerichtet. Wir müssten das gesamte Konzept ändern, wenn wir den Laden weiter betreiben möchten. Self Checkout, weniger Bedienung, zurzeit nur Mitarbeitende mit Berufsabschluss als Ausbildner:innen, nur Vollschichten, keine Teilschichten mit Aushilfe, etc. Das wollen wir nicht. Uns war von Anfang an das soziale Engagement wichtig.
Warum gibt es plötzlich zu wenig Jugendliche, die vom Bachsermärt-Konzept profitieren könnten?
Nicht plötzlich! Es ist eine normale demographische Entwicklung. Geburtenschwache Jahrgänge und mehr soziale Inklusion.
Welche Rolle spielen die KonsumentInnen bei der Schliessung Eglisau? Haben sie zu wenig gekauft?
Nein.
Gibt man da nicht zu früh auf?
Unternehmerische Entscheide sind im richtigen Moment zu fällen. Wir haben im richtigen Moment entschieden. Wir wollen nicht den Gesamtbetrieb gefährden.
Sind auch andere Bachsermärt-Filialen betroffen?
Nein. Die Betriebe an Toplagen werden schon jetzt ohne Lernende betrieben.
Was passiert mit den leitenden Angestellten? Was mit den jugendlichen Angestellten?
Wir haben für alle Mitarbeitenden eine Stelle, wenn sie in Zürich arbeiten wollen. Die Lernenden sind am schnuppern und entscheiden sich, wo sie gerne die Lehre fortsetzen wollen.
Wie es an der Obergasse 1 in Eglisau nach dem BachserMärt weiter geht, ist noch offen und wird derzeit diskutiert.