Roger Suter
Kürzlich haben verschiedene Blaulichtorganisationen östlich von Kloten einen Flugzeugabsturz simuliert, illustriert durch Fotomontagen und Animationen am Bildschirm, welche in modernen Fahrzeugen der Einsatzleitungen – nebst Papier und Filzstiften – vorhanden sind: Ein Airbus A320 ist beim Anflug von Osten auf Piste 28 vom Radar verschwunden, fünfeinhalb Meilen (rund 10 Kilometer) von der Piste 28 entfernt. Die Maschine hat dabei eine brennende Schneise in den Wald geschlagen, ist anschliessend über eine Wiese geschlittert und mit dem Vorderteil des Rumpfes in einem Umspannwerk zum Stillstand gekommen. Deshalb gesellten sich zum Feuer im Wald und beim Werk auch noch Gefahren durch Starkstrom sowie Verletzte in einer teilweise eingestürzten Waldhütte im betroffenen Gebiet. Auch im Flugzeug selber hat es Tote und Verletzte gegeben.
All diese Informationen sind in einem Übungsdrehbuch festgehalten. Ferner gibt es Meldungen und Funksprüche mit neuen Aufgaben, die zu einer bestimmten Uhrzeit an bestimmte Verantwortliche abgesetzt werden und die Situation verändern können – etwa der Anruf eines Landwirts, dass Passagiere unter Schock auf seinem Hof in der Nähe aufgetaucht sind. Eingespeist werden sie von verschiedenen «Regisseuren» vor Ort.
Feierabendstau und Suchfahrten
Für die Kader der Feuerwehren, Rettungsdienste und Polizeikräfte, welche zur Übung aufgeboten worden waren, war einige Zeit unklar, wo genau das Flug-zeug niedergegangen war. «Das kann durchaus sein», so Thomas Hauert, Autor des Drehbuchs und «Chefregisseur» des Abends. «Die Fluglotsen sehen einfach, wo das Flugzeug vom Radar verschwunden ist.» Vergangene Woche sind deshalb mehrere Fahrzeuge losgefahren, um die genaue Absturzstelle zu suchen – «bei einer Übung natürlich ohne Blaulicht», ergänzt Oberleutnant Thomas Hauert. Das hiess aber auch, dass wegen des Feierabendverkehrs nicht alle gleichzeitig vor Ort waren, was ebenfalls der Realität entspräche.
Dann müssen Absprachen getroffen werden: Welche Feuerwehr kümmert sich um den Waldbrand, die Waldhütte, das Umspannwerk? Wo bringen wir Verletzte hin? Über welche Wege? Wo ist es gefährlich? Wo ist die Einsatzleitung? «All das muss auch im Ernstfall möglichst schnell geschehen», betont Thomas Hauert, «auch im Gelände und wenn es dunkel wird.» Ein Grund, weshalb solche Übungen bevorzugt noch zur Winterzeit stattfinden. Die Einsatzleitung unterteilt das Gebiet dann in Abschnitte, weist die anstehenden Aufgaben zu und fordert bei Bedarf Verstärkung, hier «Einsatzmittel» genannt, an. «Gerade für die Sanität ist es anspruchsvoll, wenn es verschiedene Schadensplätze gibt», begründet Thomas Hauert die Vielzahl von Schauplätzen.
Mit von der Partie waren auch Mitarbeitende von Skyguide und von der Einsatzleitzentrale, um etwa den Funkverkehr so realistisch wie möglich zu gestalten. Und für Fragen zur Elektrizität waren Spezialisten des Elektrizitätswerks und der Netzgesellschaft zugegen. «Bei einer Stabsrahmenübung geht es darum, dass die Führungskräfte der Blaulichtorganisationen, die bei einem Flugunfall aufgeboten würden, ihre Zusammenarbeit üben», erläutert Hauert. Hier nicht eingesetzt werden die Feuerwehrleute an der Front, was neben dem Aufwand auch Wartezeiten vermeidet, indem ein simulierter Brand innert einer Stunde «gelöscht» ist; die Übung ist ganz aufs Kader zugeschnitten. Die Schwierigkeit bestehe darin, in einer chaotischen Situation, wie es ein Flugunfall wäre, schnell Strukturen zu schaffen und die eigentliche Hilfsarbeit aufzunehmen.