Der Eglisauer Gemeinderat hat ein neues Reglement über die Nutzung der Aussengastronomie im Städtli verabschiedet. Dieses regelt, wie die Gastronomen auf bewilligten öffentlichen Plätzen im Umfeld ihrer Gaststätte, Menschen bewirten dürfen. Dabei geht es um Meter und Zentimeter, Stunden und Minuten, Stühle, Tische und Schirme und um Franken und Rappen. Die Saison für Aussengastronomie dauert in Eglisau vom 1. März bis 31. Oktober eines Kalenderjahres. Ausserhalb der Saison ist das Mobiliar wegzuräumen. Ein ganz normales Reglement mit dem üblichen Diskussions-Potential.
Komplexer wird es bei Art. 3. Punkt 2. Dort steht: "Abstellplätze für einen Verkaufswagon (z.B. Foodtruck) auf dem Chileplatz und in der Lochmühle an den markierten Standorten werden als Testphase zwischen dem 1. Juli bis 30. September 2024 eingeführt."
Der geplante Foodtruck Standort "Chileplatz" ist unmittelbar beim Gasthof Hirschen. Das historische Restaurant mit der wunderbaren Terrasse und spektakulärem Rheinblick profitiert vor allem in den warmen Jahreszeiten von der einzigartigen Lage. Während weniger Wochen und mit Wetterglück muss der Betrieb einen grossen Teil seines Jahresumsatzes generieren. Im Herbst und Winter fehlen die Ausflügler und Touristinnen. Nun stellt die Gemeinde dieser Institution währen der wichtigsten Geschäftsphase einen Konkurrenten in Form eines Foodtrucks vor die Nase. Ein profunder Kenner des Eglisauer Gemeinderates, der seinen Namen nicht in diesem Artikel lesen will, sagt spontan zu zu24: "Wahnsinn! Das ist eine Provokation!"
Nobler, aber enttäuscht, reagiert der Hirschen-Besitzer Werner Dubno als ihn zueriunterland24.ch mit dem Foodtruck-Experiment der Gemeinde konfrontiert. Er habe sich bei der Vernehmlassung gegen einen Verkaufswagon auf dem Chileplatz ausgesprochen. "Einerseits gibt es in der nahen Umgebung des Chileplatzes genügend Betriebe, welche einen Takeaway Service anbieten, zum Beispiel der Nachtwächter, Vicafé oder der Rank". Andrerseits sei es auch eine Frage der Ästhetik und möglicher störender Geruchsimmissionen." Bemerkenswert ist, dass Werner Dubno 2009 auf Wunsch des damaligen Gemeinderates, aufwändig einen mobilen Kiosk beim Chileplatz geplant hatte. Dazu sagt Dubno: "Dieses Vorhaben löste einen Shitstorm der Eglisauer Bevölkerung aus, was den Gemeinderat und mich zum Verzicht des Vorhabens bewog." Und jetzt will ihm der aktuelle Gemeinderat einen "fremden" Foodtruck vor die Türe stellen? Fingerspitzengefühl geht anders.
Hirschen-Besitzer Werner Dubno ist übrigens nicht der Einzige, der den Foodtruck beim Chileplatz ablehnt. Auch ein anderes Restaurant äusserte sich gemäss Vernehmlassungsbericht dezidiert gegen den Standort. Auf Anfrage wollte sich diese Gaststätte allerdings nicht öffentlich äussern. Die am stärksten betroffenen Gastronomen von Eglisau sind also gegen den Foodtruck-Teststandort "Chileplatz". Sie haben ihre Sicht dem Gemeinderat gegenüber schriftlich in der Vernehmlassung geäussert.
Der Gemeinderat hält an den Abstellplätzen für Verkaufswagons auf dem Chilenplatz und in der Lochmühlen an den markierten Standorten fest. Er ist der Meinung, dass Verkaufswagons aufgrund des beschränkten Angebots keine Konkurrenz zu den bestehenden Gastronomiebetrieben darstellen.
Zu lösungsorientierten Gesprächen sei es nie gekommen, sagt Werner Dubno: "Trotz mehrfacher Bemühungen hat ein konstruktives Gespräch zum Thema oder der angekündigte "runde Tisch" während der zweijährigen Vorbereitung nicht stattgefunden."