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Region Bülach
07.08.2024
07.08.2024 11:47 Uhr

SVP Glattfelden fordert: Keine 1,2 Millionen für provisorisches Flüchtlingsheim

Bild: Gemeinde Glattfelden
Die SVP Glattfelden fordert vom Gemeinderat die Rücknahme des umstrittenen Beschlusses zur Bewilligung eines Baukredits von 1,2 Millionen für eine provisorische Flüchlingsunterkunft.

In einem emotionalen Appell fordert die SVP Glattfelden den Gemeinderat auf, den Beschluss über einen Baukredit von 1,2 Millionen Franken für eine provisorische Flüchtlingsunterkunft im Eichhölzli aufzuheben. Laut der Partei wurde die Ausgabe fälschlicherweise als gebunden klassifiziert, was bedeutet, dass die Stimmbevölkerung kein Mitspracherecht hat.

Die Definition einer gebundenen Ausgabe ist oft ein Streitpunkt zwischen Legislative und Exekutive. Laut Gemeindegesetz gelten Ausgaben als gebunden, wenn sie durch einen rechtssetzenden Erlass, einen gerichtlichen Entscheid oder einen vorherigen Verpflichtungskreditbeschluss vorgeschrieben sind und die Gemeinde keinen erheblichen Entscheidungsspielraum hat.

Ein kürzlich ergangenes Urteil des Bundesgerichts bestätigt das Verwaltungsgericht des Kantons Zürich: Der Gemeinderat Fällanden überschritt seine Finanzkompetenzen, als er einen Kredit für temporäre Flüchtlingswohncontainer ohne Volksabstimmung bewilligte. Dieses Urteil sei auch auf Glattfelden anwendbar, argumentiert die SVP.

Das Verwaltungsgericht stellte fest, dass Gemeinden zwar verpflichtet sind, Wohnraum für Asylsuchende bereitzustellen, jedoch einen erheblichen Spielraum bei der Umsetzung haben. Andere geeignete Lösungen seien möglich, was eine gebundene Ausgabe ausschliesst. Zudem seien die Aufnahmequoten lediglich Planungsinstrumente und begründen keine Dringlichkeit für gebundene Ausgaben.

Auch die Haltung von Sicherheitsdirektor Mario Fehr, der die Schaffung von Asylunterkünften als dringend notwendig und damit als gebundene Ausgabe ansah, wurde zurückgewiesen. Die Einbeziehung der Stimmbevölkerung und der damit verbundene Zeitaufwand stellen laut Gericht keine gesetzliche Dringlichkeit dar.

Die SVP fragt sich, warum der Gemeinderat trotz des Verwaltungsgerichtsurteils und des abgelaufenen Rechtsmittelfrist weiterhin an der Realisierung der provisorischen Unterkunft festhält. Zudem habe der Gemeinderat nur eine Variante (Holzelementbau) zur Abstimmung gestellt und keine Alternativen wie Wohncontainer berücksichtigt.

Die SVP fordert den Gemeinderat auf, das geplante Bauprojekt "Einfaches Wohnen" im Wisengrund ordnungsgemäss weiterzuverfolgen und andere Möglichkeiten wie Zivilschutzanlagen zu prüfen.

„Bitte gehen wir (auch) in Glattfelden den ordentlichen Weg ohne unnötige und teure Provisorien“, appelliert die Partei.

zu24 hat die Gemeinde Glattfelden am Montag um eine Stellungnahme gebeten. Diese will im Verlaufe des Mittwochs mit einer Medienmitteilung reagieren. 

Der "Glattfelder" hat am 28. Juli ein Interview zum Thema provisorische Asylunterkunft mit dem zuständigen Gemeinderat Christian Meier veröffentlicht.

Nach dem klaren Nein zur Flüchtlingsunterkunft «Einfaches Wohnen» erstellt die Gemeinde Glattfelden eine provisorische Asylunterkunft an der Mettelitobelstrasse für 48 Personen. Noch stehen die Containergebäude allerdings nicht.

Verzögerungen bei der Errichtung der Container Christian Meier, Vorsteher Hochbau und Planung, erläutert die Gründe für die Verzögerung. Die Errichtung der Containergebäude wurde öffentlich ausgeschrieben, und der Bezug ist nun für den 1. Oktober dieses Jahres bestätigt. Der zusätzliche Aufwand und die einzuhaltenden Fristen führten zu dieser Verschiebung.

Keine Rekurse, aber eine Einwendung Auf die Frage, ob es Rekurse gegen die provisorische Asylunterkunft gab, antwortet Meier, dass es eine Einwendung gab, die jedoch nicht weiter verfolgt wurde. Diese Einzelinitiative forderte ein detailliertes Sicherheitskonzept, wurde aber wegen Verstoßes gegen übergeordnetes Recht für ungültig erklärt.

Kostensteigerung auf 1,2 Millionen Franken Ursprünglich waren die Kosten auf rund 750.000 Franken geschätzt worden. Diese Zahl hat sich auf 1,2 Millionen Franken erhöht, da ein Provisorium immer teurer als ein Fixbau ist. Die höheren Kosten umfassen nicht nur die Gebäude, sondern auch Infrastruktur wie Strom, Abwasser, Lüftung und Heizung.

Mehrkosten nachvollziehbar Meier erklärt, dass die Baukosten der Gebäude mit 814.000 Franken und diejenigen für die Umgebung mit 18.000 Franken ausgewiesen wurden. Hinzu kommen Kosten für Versicherungen, Ausstattung der Wohnungen und ein Reservebeitrag. Von «Mehrkosten von rund 60 Prozent» kann daher nicht die Rede sein.

Präzedenzfall und künftige Projekte Auf die Frage nach dem Einfluss eines Präzedenzfalls in Fällanden erklärt Meier, dass die Kosten als gebundene Ausgaben gelten, da keine Rekurse eingegangen sind. Für die Zukunft plant die Gemeinde eine Dauerlösung für Asylunterkünfte, die an der Gemeindeversammlung im Dezember vorgestellt wird.

Erfüllung des höheren Kontingents Mit den neuen Containergebäuden und den bereits vorhandenen Unterkünften wird die Gemeinde Glattfelden das höhere Kontingent von 86 Asylsuchenden erfüllen können. Auch wenn zwei derzeit genutzte Unterkünfte wegfallen, wird das Kontingent dank der neuen Containergebäude erfüllt.

Partizipation der Bevölkerung Falls sich die Bevölkerung gegen das neue dauerhafte Projekt stellt, sollen verschiedene Varianten zur Auswahl gestellt werden, damit gemeinsam eine gute Lösung gefunden werden kann. Die Bevölkerung wird somit aktiv in den Entscheidungsprozess einbezogen.

   
mj