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Schweiz
01.02.2025

Ehre für General Wille

Armeechof Thomas Süssli bei der Festrede zum 100. Todestag von General Ulrich Wille in Meilen
Armeechof Thomas Süssli bei der Festrede zum 100. Todestag von General Ulrich Wille in Meilen Bild: Markus Arnitz, Linth24
Der Löwen-Saal platzte aus allen Nähten. Meilen lud zur Feier des 100. Todestages von General Wille. Sein Wirken reicht bis in die heutige Zeit.

Am 31. Januar 2025 jährt sich der 100. Todestag von General Ulrich Wille, einem der prägendsten Militärs der Schweiz im Ersten Weltkrieg. Wille, der von 1914 bis 1918 als Chef der Schweizer Armee amtierte, spielte eine Schlüsselrolle bei der Wahrung der Neutralität und Verteidigung des Landes während des Krieges. Durch seine entschlossene Führung konnte die Schweiz ihre Unabhängigkeit sichern und sich erfolgreich gegen mögliche Angriffe von kriegführenden Mächten abgrenzen.

Festakt im Löwen

Meilens Gemeindepräsident Dr. Christoph Hiller begrüsste die unerwartet grosse Anzahl von ca. 450 Interessierten, die im Löwen-Saal bis an die Grenze des Erlaubten Platz nahmen. Eine stattliche Zahl musste aus feuerpolizeilichen Gründen vor der Türe abgewiesen werden. Unter den geladenen Gästen waren Alt-Bundesrat Christoph Blocher mit Gattin Silvia Blocher, Armeechef Thomas Süssli, Regierungsrat Mario Fehr und Mitglieder der Familie Wille. Auch im Publikum verteilten sich viele bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft.

 

  • Festanlass zum 100. Todestag von General Ulrich Wille in Meilen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Militärspiel Logistikbrigade 1 Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Militärspiel Logistikbrigade 1 Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dr. Christoph Hiller, Gemeindepräsident Meilen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dr. Christoph Hiller, Gemeindepräsident Meilen Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Festrede von Armeechef Thomas Süssli Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Rede von Prof. Rudolf Jaun zum Leben und Wirken von General Wille Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Festrede, Korpskommandant Thomas Süssli

Der Armeechef der Schweiz, Thomas Süssli, würdigte in seiner Festrede nicht nur das Lebenswerk und die militärische Karriere von Ulrich Wille, sondern zog auch Parallelen zur aktuellen politischen und militärischen Lage in Europa.

Er erinnerte an Wille als Symbol für den Geist der Schweizer Armee, der auf Neutralität, Unabhängigkeit und Selbstverteidigung setzt. Wille habe während des Ersten Weltkriegs den schwierigen Balanceakt zwischen militärischer Bereitschaft und der Wahrung der Neutralität der Schweiz gemeistert. Diese Werte, so Süssli, seien auch heute noch von zentraler Bedeutung für die Schweizer Armee und ihrer Identität.

Korpskommandant Thomas Süssli hob hervor, dass die geopolitische Situation in Europa heute von Herausforderungen geprägt sei, die an die Unsicherheiten des Ersten Weltkriegs erinnerten. Der Krieg in der Ukraine, der Aufstieg neuer globaler Mächte und die komplexen militärischen und politischen Allianzen forderten ein neues Verständnis von Sicherheit. Er teilte mit dem Publikum seine Erlebnisse und Erfahrungen aus Besuchen baltischer Staaten und den Treffen mit Armeechefs anderer Staaten.

Süssli beschwor die Wichtigkeit der Modernisierung der Schweizer Armee und die Anpassung an die neuen Technologien und Bedrohungen, wie zum Beispiel Cyberangriffe und hybride Kriegsführung. Gleichzeitig warf Süssli einen Blick auf die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit innerhalb des Westens, um gemeinsam eine starke Antwort auf aktuelle Bedrohungen zu finden.

Zum Abschluss seiner Rede würdigte Süssli den Beitrag von General Wille zur Schaffung einer modernen, funktionierenden Armee und appellierte an die Armeeangehörigen, den Geist von Wille – die Verantwortung, die Neutralität und die Standhaftigkeit – auch in der heutigen Zeit zu leben.

 

  • Erwiesen dem Anlass die Ehre; v.l. Dr. Christoph Hiller, Gemeindepräsident Meilen; Armeechaf Thomas Süssli; Alt-Bundesrat Christoph Blocher; Silvia Blocher; Regierungsrat Mario Fehr; Familie Wille Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Podiumsdiskussion. vl. Prof. Rudolf Jaun; Dr. Daniel Lätsch; Dr. Lea Moliterni Eberle; dr. Michael Olsansky Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dr. Daniel Lätsch, Historiker, Brigadier, ehem. Direktor der Militärakademie der ETH Zürich und ehem. Kommandant der Generalsstabsschule Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dr. Lea Moliterni Eberle, Historikerin, Schweizerisches Rotes Kreuz, Vizepräsidentin Spross-Stiftung Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Dr. Michael Olsansky, Historiker, Dozent an der Militärakademie der ETH Zürich Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Professor Jaun erhält als Dankeschön für den hochinteressanten Abend etwas Hochprozentiges aus Meilen von Gemeindepräsident Dr. Christoph Hiller Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Armeechef Thomas Süssli, Korpskommandant Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Ulrich Wille, Mensch und Militär

Professor Dr. Rudolf Jaun eröffnete die zweite Runde des Abends mit einer Kurzfassung zum Leben und Wirken von General Wille in welcher er auch Bezug auf die Persönlichkeit von Ulrich Wille nahm. Trotz seiner militärischen Erfolge blieb Wille eine kontroverse Figur.

In der Diskussionsrunde mit Dr. Daniel Lätsch, Dr. Lea Moliterni Eberle und Dr. Michael Olsansky stand weniger die Rolle von Wille als rein militärischem Führer im Vordergrund, sondern viel mehr seine Rolle als Mensch, Jurist und als Leitfigur, welche mit akribischer Genauigkeit eine neues Denken von Gerechtigkeit in die Gesellschaft implementierte.

Lea Moliterni Eberle befasste sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit intensiv mit dem Thema der Begnadigungen durch den Schweizer General Ulrich Wille während des Ersten Weltkriegs. Dabei ging es nicht nur um die rechtlichen und politischen Implikationen dieser Entscheidungen, sondern auch um die menschliche Dimension. Sie zeigte auf, wie Wille in schwierigen Momenten die Möglichkeit von Begnadigungen als Werkzeug zur Linderung von Härtefällen und zur Wahrung des inneren Friedens innerhalb der Armee nutzte. Ihre Arbeit trug dazu bei, ein differenziertes Bild von Ulrich Wille und seiner Rolle im Ersten Weltkrieg zu zeichnen, welches sowohl die militärischen als auch die moralischen Dimensionen seines Handelns berücksichtigt.

Daniel Lätsch und Michael Olsansky vervollständigten als Militärhistoriker das Bild vom militärischen Denken von Wille, seinen Vorstellungen von Erziehung und dessen staats- und geschichtspolitischem Hintergrund.  

Der Festanlass endete militärisch pünktlich. Der Gemeinderat lud anschliessend zum Umtrunk. Als Geschenk wurde den Besuchern das Buch von Rudolf Jaun über General Wille überreicht.

Buchhinweis:
Rudolf Jaun, «General Wille. Ein bekämpfter und verehrter Schweizer Offizier»
Verlag SwissEdition GmbH.

Markus Arnitz, Linth24