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10.02.2025
14.02.2025 09:50 Uhr

"Wir wurden linkgs liegen gelassen!" Lottstettens Bürgermeister ist wegen Deponie Bleiki in Rafz hässig

Bild: Gemeinde Rafz
Lottstettens Bürgermeister prangert skandalöse Missachtung durch den Kanton Zürich an – Harte Kritik an geplanter Deponie "Bleiki" in Rafz!

Darum gehts: Der Kanton Zürich plant in Rafz in der Lehmgrube "Bleiki" eine Deponie. Der Rafzer Gemeinderat unterstützt nach einer 180-Grad-Wendung die Pläne - aus finanziellen Überlegungen. Dagegen regt sich in Lottstetten Widerstand. Kritikpunkte sind die Nähe zur deutschen Grenze und mögliche Umweltbelastungen. Zudem bemängeln deutsche Vertreter eine unzureichende Einbindung in die Planungsprozesse. Am 17. Febraur findet in Rafz eine Diskussionsveranstaltung zum Thema statt. Es sollen alle betroffenen Parteien zu Wort kommen, auch das Bürgerkommitee, welches sich gegen die Deponie stemmt kann sich äussern. Ob Vertreter der Gemeidne Lottstettten vor Ort sind ist akutell nicht bekannt. 

Die geplante Deponie "Bleiki" reicht fast bis zur Deutschen Grenze Bild: geo.zh.ch/maps

ZU24 konnte den Gemeindepräsidenten von Lottstetten zum brisanten Thema befragen:

ZU24.ch: Offensichtlich wusste die Gemeinde Lottstetten nichts von den Plänen für eine Deponie in der Gemeinde Rafz - wann und wie haben Sie von dem Projekt erfahren?

Andreas Morasch, Bürgermeister von Lottstetten: Erstmalig wurde ich im Frühjahr 2024 per Medienmitteilung des Kantons Zürich und der Gemeinde Rafz, die mir dankenswerterweise von der Gemeinde Rafz übermittelt wurde, informiert.

Hier schien das alles grundsätzlich ablehnend und noch sehr weit weg, und deshalb war ich persönlich sehr verwundert, dass im Herbst vergangenen Jahres bereits eine Bürgerinformationsveranstaltung in Rafz stattfand, auf die ich und somit die Gesamtgemeinde Lottstetten nur durch Zufall respektive durch eine aufmerksame Rafzerin hingewiesen wurden. Ein Vertreter der Gemeinde Lottstetten ist an die Infoveranstaltung gegangen, und wir alle in der Verwaltung und im Gemeinderat waren sehr darüber verärgert, dass der Kanton Zürich bis heute nicht auf die Gemeinde Lottstetten als mitbetroffene Gemeinde zugegangen ist.

Nach der Bürgerinfo in Rafz suchte die Gemeindeverwaltung sofort den Kontakt zum Kanton Zürich, und wir luden den Kanton in eine öffentliche Gemeinderatssitzung im Dezember 2024 ein, um dieses sehr umstrittene Projekt in unmittelbarer Nähe vorzustellen.

Andreas Morasch, Bürgermeister von Lottstetten wehrt sich gegen die Deponie Bleiki in Rafz Bild: Adreas Morasch - Facebook

ZU24.ch: Wie steht Ihre Gemeinde zu der neuen Deponie?

Andreas Morasch: Grundsätzlich sehr kritisch: starker Eingriff in Natur, Umwelt, Gesundheit, Wasserschutz; Standortnachteil der betroffenen Gemeinden - alles Themen, die in mir Unbehagen auslösen. Aber aufgrund fehlender Beteiligung sind noch viele Details nötig, um uns ein Bild und eine Meinung darüber zu machen.

Ich bin sehr verärgert, da starke Betroffenheit: 30 Meter entfernt von der Gemeindegrenze, 450 Meter zum nächsten bewohnten Gebäude! Bis dato wurde die Gemeinde Lottstetten, was die Information und Beteiligung betrifft, links liegen gelassen.

ZU24.ch: Gibt es schon konkrete Resultate von in Auftrag gegebener Umweltprüfung seitens Lottstetten? Was wurde bislang unternommen, um ggf. gegen die Pläne der Kantonsregierung von Zürich vorzugehen?

Andreas Morasch: Die Gemeinde Lottstetten hat bis heute keine Umweltprüfung in Auftrag gegeben, sondern zunächst die deutschen Fachbehörden - Regierungspräsidium, Regionalverband und Landratsamt - über die Planung seitens des Kantons informiert.

Stellungnahmen von Fachbehörden und der Gemeinde Lottstetten sind gerade in der Vorbereitung und werden im Zuge der öffentlichen Auslage der Teilrevision bis Mitte März an den Kanton versandt.

Unsere Forderung ist eine Verpflichtung des Kantons Zürich, eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für solch ein Vorhaben in unmittelbarer Grenznähe durchzuführen und die mindestens gleichbetroffene Gemeinde mit denselben Informationen und Veranstaltungen zu unterrichten wie auf der Schweizer Seite.

ZU24.ch: Können Sie aus rechtlicher Sicht eine solche Deponie überhaupt verhindern, oder sind Ihnen die Hände gebunden?

Andreas Morasch: Die rechtlichen Möglichkeiten müssen nun erkundet werden.

ZU24.ch: Hat es inzwischen Gespräche mit den Rafzer oder Zürcher Behörden gegeben?

Andreas Morasch: Seit der Gemeinderatssitzung im Dezember sind wir in Kontakt und in Gesprächen mit der Gemeinde Rafz, dem Kanton Zürich, dem Projektträger Firma Eberhard sowie mit Bürgerinnen und Bürgern aus Lottstetten und Rafz.

ZU24.ch: Wie ist generell die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden Rafz und Lottstetten?

Andreas Morasch: Wir pflegen bis dato mit der Gemeinde Rafz ein gut nachbarschaftliches, vertrauensvolles Verhältnis und pflegen die Zusammenarbeit mit regelmässigen Treffen zwischen den Gemeinden.

ZU24.ch: Haben Sie noch eine Bemerkung, die unsere Leser auf zueriunterland24.ch interessieren könnte?

Andreas Morasch: Dass man bei solch einem grossen und sehr umstrittenen Projekt direkt auf einer Gemeinde- oder Staatsgrenze die Betroffenheit, die Beteiligung und die Bedürfnisse des Nachbars vernachlässigt bzw. überhaupt nicht sieht und den Nachbarn nicht einbezieht, ist für mich sehr befremdlich.

 

pw