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17.02.2025
17.02.2025 12:27 Uhr

Flughafen-Knatsch: Viele Gemeinden lehnen den "Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt" (SIL) vehement ab

Bild: Flughafen Zürich
Der Niederglatter Gemeinderat beispielsweise reagiert mit einer scharfen Antwort ans BAZL.

Der Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL 2025) wirft grosse Wellen. Viele betroffene Gemeinden wehren sich mit einer Replik an das BAZL und lehnen das neue Betriebsreglement ab. Auch die Gemeinden, welche u. a. im Fluglärmforum Süd organisiert sind, lehnen den Südabflug über dicht besiedeltes Gebiet kategorisch ab. "Return to sender" (Sender: BAZL) ist auf der Homepage des Verbandes zu lesen.

Niederglatt fordert Sistierung des SIL-Verfahren

Die Gemeinde Niederglatt hat beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) offiziell Stellung zum Entwurf des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL 2025) genommen. Der Gemeinderat fordert darin striktere Lärmschutzmassnahmen, eine Begrenzung der Flugbewegungen sowie eine Sistierung des SIL-Verfahrens, bis neue Lärmgrenzwerte festgelegt sind. Somit schliesst sich der Gemeinderat grundsätzlich den Forderungen der vom Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Zürich veröffentlichten Medienmitteilung an. Auch die Gemeinde Oberglatt lässt sich auf ihrer Homepage entsprechend zitieren. Moniert wird, dass der Bundesrat dem Flughafen Zürich faktisch einen "betrieblichen Bestandesschutz" gewährt. Falls dem so ist, verlieren der Kanton Zürich und die Anliegergemeinden an Einfluss und Mitspracherecht.

Zu den wichtigsten Forderungen gehören:

  • Einhaltung der Nachtflugsperre: Der Flugbetrieb soll auf die Zeit zwischen 06:00 und 23:00 Uhr beschränkt bleiben. Die bestehende siebenstündige Nachtruhe muss konsequent gewährleistet werden.
  • Begrenzung der Flugbewegungen: Die jährliche Anzahl an Starts und Landungen soll auf die festgelegten 320'000 Bewegungen limitiert werden, um die Belastung für die Bevölkerung zu reduzieren.
  • Weitere Massnahmen zur Lärmreduktion: Es sollen alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Fluglärm – insbesondere in der Nacht – zu minimieren.
  • Sistierung des SIL-Verfahrens: Die Gemeinde verlangt eine Unterbrechung des Verfahrens, bis neue Lärmgrenzwerte festgelegt sind, um eine langfristig tragbare Lösung für die Bevölkerung zu gewährleisten.

Wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens wird anerkannt – nicht aber ein unkontrolliertes Wachstum zulasten der Bevölkerung

Während der Gemeinderat von Niederglatt die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Zürich anerkennt, lehnt er eine unkontrollierte Kapazitätserweiterung zulasten der Bevölkerung entschieden ab. Er kritisiert insbesondere die geplanten Anpassungen, die nachträgliche Verspätungen bis 23:30 Uhr faktisch legalisieren und die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz vor Lärm aufweichen. Mit dieser Antwort spricht Niederglatt wahrscheinlich nicht nur für sich, sondern für viele Gemeinden rund um den Flughafen Zürich.

Flughafen Zürich: Betriebszeiten müssen bestehen bleiben

Die Flughafen Zürich AG betont auf der anderen Seite, dass die bestehenden Betriebszeiten von 06:00 bis 23:30 Uhr essenziell für den Drehkreuzbetrieb und die internationale Anbindung der Schweiz sind. Eine weitere Einschränkung könnte Langstreckenverbindungen gefährden und den Standort unattraktiver machen. In der Medienmitteilung des Flughafens Zürich heisst es dementsprechend:

"Kein vergleichbarer Flughafen in ganz Europa hat so kurze Betriebszeiten, wie sie der Flughafen Zürich bereits heute hat. Für den Erhalt des Drehkreuzbetriebs und damit der guten internationalen Erreichbarkeit dürfen die aktuellen Betriebszeiten nicht noch weiter gekürzt werden. Dass die letzte halbe Stunde (23:00 bis 23:30) zum Verspätungsabbau beibehalten wird, ist deshalb zentral."

Wie weiter?

Das BAZL wird die eingegangenen Stellungnahmen auswerten und jene der Kantone abwarten. Danach werden mögliche Anpassungen des SIL geprüft. Die Flughafen Zürich AG drängt auf eine zügige Entscheidung, um den Betrieb langfristig zu sichern.

 

pw