ZU24.ch: Sie träumen von einer Gemeinde Rafzerfeld und beschreiben dies in Ihrem Editorial im Gemeindeblatt „Träumerei“ - warum?
Matthias Hauser: Die Vision einer einzigen Gemeinde, welche die heutigen Gemeinden Eglisau, Wasterkingen, Hüntwangen, Wil und Rafz umfasst, muss zuerst in den Köpfen und Herzen der Einwohnerinnen und Einwohner wachsen. Würde man jetzt, real, eine Umfrage machen oder gar eine Abstimmung durchführen, hätte ein solches Projekt in keiner Gemeinde eine Chance. Daher «Träumerei».
ZU24.ch: Was konkret würde Ihrer Ansicht nach besser, wenn die Gemeinden Rafz, Wil, Hüntwangen, Wasterkingen und Eglisau zu einer Grossgemeinde fusionieren würden?
Matthias Hauser: Die Erwartungen an Gemeinden sind hoch, von Aussen, und, mich eingeschlossen, von Einwohnerinnen und Einwohnern. Dabei müssen die Kosten tief sein. Indem wir heutige Abteilungen aller Rafzerfelder Gemeinden zusammenlegen, werden wir professioneller und kostengünstiger. Ein gemeinsames Sozialamt, ein gemeinsamer Werkbetrieb, eine gemeinsame Feuerwehr, ein Finanzamt, ein Steueramt, eine Liegenschaftsverwaltung, und so weiter. Nicht nur die positiven Wirkungen von Teams (mehrere Köpfe, Stellvertretungen), auch Abläufe können effizienter gestaltet werden, Informatik, Bestellwesen. Ein gemeinsamer Werkbetrieb, ein gemeinsames Management für die Sportanlagen (Bäder, Fussballplätze, Turnhallen, …) oder eine statt zwei Feuerwehren: Vieles würde mit nur einer Gemeinde vereinfacht. Die Anzahl der Behörden wird auf einen Fünftel der heutigen Zahl geschrumpft.
Aber eine Fusion hat Gefahren und Nachteile: Die Gefahr ist, dass eine grosse Verwaltung weniger geführt wird und die Administration wächst und wächst. Das ist aber nicht zwingend, es hängt mit der Führung zusammen. Der Nachteil ist, dass wir heute, wenn die Rafzerfelder Gemeinden Anliegen der Region gemeinsam vertreten, mit fünf Stimmen sprechen können, wären wir nur eine Gemeinde, so ist dann dies die einzige Stimme.
ZU24.ch: Im 2020 wurde eine Fusion von Wil und Wasterkingen knapp angenommen, aber ausgerechnet in Hüntwangen wuchtig abgelehnt - träumen Sie deswegen nicht „gegen“ den Willen Bevölkerung?
Matthias Hauser: Eine Fusion ist aufwändig. Eine Zusammenlegung von Wil, Wasterkingen und Hüntwangen alleine ohne eine grössere Gemeinde wie Eglisau oder Rafz bringt zu wenig, kaum mehr als ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin pro Abteilung, Spezialfunktionen ergeben immer noch keine ganzen Stellen. Wir hätten Gebäude, Gemeindearchiv, Betriebe, Informatik zusammengelegt, eine neue Gemeindeordnung verfasst, und so weiter… nur um am Schluss festzustellen, dass wir immer noch zu klein und zu teuer sind. Auch hätten wir nach wie vor hoheitliche Aufgaben mit Rafz und Eglisau oder pro Ortsteil sogar mit verschiedenen Partnern geteilt (siehe z.B. Feuerwehr). Eine Zusammenlegung unserer Gemeinden muss uns zukunftstauglich für Jahrzehnte machen, sonst müssen wir es lassen, denn man fusioniert nicht in kurzer Zeit zwei Mal.
ZU24.ch: Rafz und Eglisau waren damals „nicht im Boot“ müssten diese Gemeinden nicht auch dabei sein, oder wäre eine solche Grossgemeinde nicht zu gross?
Matthias Hauser: Eine der beiden, Rafz oder Eglisau, würde im Prinzip für eine vernünftige Grösse reichen. Aber da wir heute schon viel mit beiden Gemeinden, Rafz und Eglisau, zusammenarbeiten, sollten wir versuchen, das unter einem Dach zu vereinen. Für Feuerwehr und Sportanlagen zum Beispiel, für das Bahnhofsgebiet in Hüntwangen oder den Schulbetrieb mit Rafz… wir haben viele Überschneidungen zu beiden Gemeinden, das wird vereinfacht. Zudem gefällt mir die künftige Gemeinde Rafzerfeld wesentlich besser, wenn die Rhein-Riviera Eglisau und die schmucken Rafzer Riegelhäuser Teil davon sind.
ZU24.ch: Selbst bei einem gemeinsamen Schulhaus konnte kein Konsens gefunden werden - warum sollte dies - noch heikler - bei einer Gemeindefusion klappen?
Matthias Hauser: Aus finanziellen Gründen lehnten ich und andere den Standort Schlafapfelbau für das Sekschulhaus in Eglisau ab, denn im Landbüel hätte man eine gemeinsame Sekundarschule viel kostengünstiger einquartieren können, mit einem Anbau statt einem Neubau auf grüner Wiese. Dies war als zweite Variante des damaligen Sek-Zweckverbandes definiert. Ich finde es schade, dass das Nein zum Standort Schlafapfelbaum von der damaligen Schulpflege Eglisau als «Nein zur Zusammenarbeit» statt als «Ja zur Variante 2» gesehen wurde. In einem Jahr zieht die Sek der Schule unteres Rafzerfeld nach Rafz, was zeigt, dass Zusammenarbeit möglich ist. Übrigens starteten wir ja im Januar die Zusammenarbeit der Jugendarbeit von Wasterkingen bis Rafz, sowie seit letztem Jahr der Forstbetrieb, hier inklusive Eglisau. Das sind schöne Entwicklungen!
ZU24.ch: Was unternehmen Sie, damit ihre Träume Realität werden?
Matthias Hauser:Zur Zeit habe ich keine Kapazität, aber das kann werden. Gäbe es einen Verein «Rafzerfeld» zur Förderung dieser Vision, würde ich beitreten.