Die Wildbiene ist eine oft übersehene, aber stark bedrohte Gruppe. Jede zweite Bodennisterin gilt heute als gefährdet. Um auf die Vielfalt der Bienenarten und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse aufmerksam zu machen, hat BienenSchweiz in diesem Jahr erstmals eine Abstimmung durchgeführt, um eine Biene des Jahres zu küren. Zur Auswahl standen drei Wildbienenarten, die verschiedene Eigenschaften der Bienenwelt repräsentierten. Die Aschgraue Sandbiene konnte sich im Rennen um den Titel gegen die Resede-Maskenbiene und die Grosse Wollbiene klar durchsetzen.
Bodennisterinnen sind besonders gefährdet
In der Schweiz gibt es 123 Sandbienenarten, eine davon ist die Aschgraue Sandbiene (Andrena cineraria). Neben ihnen nisten zahlreiche andere Wildbienenarten der Schweiz ebenfalls im Boden. «Für sie sind die klassischen Insektenhotels wertlos», betont Mathias Götti Limacher, Imker und Geschäftsführer von BienenSchweiz. «Vielmehr bevorzugen sie offene Bodenstellen auf lückig bewachsenen Wiesen und Rasen oder auch Böschungen mit Abbruchkanten.» Einige von ihnen haben spezielle Ansprüche an die Bodenart, Korngrösse oder auch die Hangneigung. Daher gelten Bodennisterinnen als besonders gefährdet. Gemäss der Roten Liste des BAFU sind 51,1% von ihnen bedroht.
Keine Langstreckenfliegerin
Die Aschgraue Sandbiene (Andrena cineraria) fällt durch ihre grau-weisse Behaarung und den schwarzen Querbinden auf, während ihr glänzend schwarzer Hinterleib je nach Licht bläulich schimmert. Die Art kommt fast in der ganzen Schweiz vor und ist von März bis Ende Juni an Waldrändern, Waldlichtungen, auf trockenen Wiesen, Weiden und im Siedlungsraum in Gärten und Parks anzutreffen.
Ihre Nester legt sie unterirdisch an: 10 bis 22 cm tief, mit zwei bis drei Brutzellen pro Nest. Oft bildet sie Kolonien von bis zu mehreren Hundert Nestern. Sie bevorzugt keine bestimmte Bodenart und nistet manchmal sogar in sandgefüllten Fugen zwischen Bodenplatten. Jede Brutzelle wird mit Pollen versorgt von der sich die heranwachsende Larve ernähren kann. Dafür sind rund acht Sammelflüge nötig, die im Durchschnitt 1,5 Stunden dauern können. Wie die meisten Wildbienen fliegt auch die Aschgraue Sandbiene nur kurze Distanzen: Sie fliegt nicht weiter als 300 Meter von ihrem Nest weg. Um ihre Brut zu versorgen, ist sie also auf ein reiches Blütenangebot im direkten Umfeld angewiesen: Löwenzahl, Acker-Senf, Schlehe, Heckenrosen oder die Sal-Weide gehören zu ihren Lieblingen.