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26.09.2025
24.09.2025 15:25 Uhr

Was die Unterländer Jugend hier zeigt, überrascht alle

  Die Filmteams des 3. Jugendkurzfilmwettbewerbs Züri Unterland mit Jurymitglied Kevin Rechsteiner und Moderatorin Anik Leonhardt (ganz links).
Die Filmteams des 3. Jugendkurzfilmwettbewerbs Züri Unterland mit Jurymitglied Kevin Rechsteiner und Moderatorin Anik Leonhardt (ganz links). Bild: zVg
Mutig, kreativ, radikal ehrlich: Jugendliche aus dem Zürcher Unterland zeigen in ihren Kurzfilmen, was sonst keiner sagt – und treffen mitten ins Herz.

Was passiert, wenn man Jugendlichen aus dem Zürcher Unterland eine Kamera in die Hand gibt? Sie erzählen Geschichten, die berühren, herausfordern und zum Nachdenken anregen. Beim dritten Jugendkurzfilmwettbewerb in Embrach haben sechs Filmteams eindrucksvoll gezeigt, dass diese Generation mehr will als Likes. Sie wollen gehört werden – und wie.

Im festlich geschmückten Gemeindehaussaal war am Samstagabend echtes Kinofeeling angesagt. Acht Filme liefen über die Leinwand, jeder einzelne mit eigener Handschrift, eigenem Stil, eigener Aussage. Die jungen Filmschaffenden, zwischen 10 und 18 Jahre alt, nahmen ihr Publikum mit auf emotionale Reisen: in die Vergangenheit, in dunkle Innenwelten, in persönliche Erlebnisse voller Mut, Schmerz oder Hoffnung.

Der erste Preis ging an Maximilian Perbellini, dessen Film „ein neues Schweizer Reich“ in den 1970er-Jahren spielt und zwei Jugendliche begleitet, die gegen die Nachwirkungen des Nationalsozialismus kämpfen. Historische Archivaufnahmen, aufwendig inszenierte Szenen und ein überraschend humorvoller Ausklang sorgten für starke Reaktionen im Saal. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der filmischen Qualität und der klaren Haltung.

Auf dem zweiten Platz landete Yuri Fasola mit dem Kurzfilm „UNTITLED (fünflinge)“. In nur vier Minuten gelingt es ihm, mit eindringlichen Bildern und einem nachdenklichen Voice-over eine dichte, fast poetische Atmosphäre zu schaffen. Es geht um Freundschaft in einer Zeit voller Unsicherheit, um politische Wachheit und darum, was es bedeutet, füreinander da zu sein. Der Film wirkt nach – leise, aber kraftvoll.

Glenda Lorenzi belegte mit „Spiel mit em Wasser“ den dritten Rang. Ihr psychologisch vielschichtiger Kurzfilm erzählt von der Angst einer jungen Frau, das Wasser könnte steigen – eine existenzielle Bedrohung, die sie fast den Verstand kostet. Der Film überzeugt mit seiner Bildsprache, der dichten Stimmung und dem mutigen Spiel mit Realität und Fantasie. Lorenzi reichte insgesamt drei Filme ein und bewies damit nicht nur Talent, sondern auch enorme kreative Energie.

Auch die übrigen Beiträge ließen aufhorchen. In „Farben des Herzens“ ringt eine Jugendliche mit ihrer Identität und setzt sich gegen Queerfeindlichkeit zur Wehr. Sie findet neue Freunde, wächst über sich hinaus und entdeckt, was es bedeutet, für sich selbst einzustehen. Der Film ist persönlich, mutig und direkt. „Mobbing von klein bis gross“ zeigt die brutale Realität von Ausgrenzung und Gewalt im Alltag junger Menschen. Die Geschichte macht deutlich, wie wenig Verständnis Erwachsene oft zeigen – und dass Jugendliche lernen müssen, selbst mit solchen Erfahrungen umzugehen. In „eine neue Freundschaft“ erlebt eine Protagonistin zunächst eine bittere Enttäuschung, als ihre beste Freundin sie versetzt. Doch dann trifft sie zwei neue Mädchen, die ihr zeigen, wie echter Zusammenhalt aussieht.

Alle Teilnehmenden erhielten Preisgelder von mindestens 200 Franken sowie Kinogutscheine. Die Jury – bestehend aus Kevin Rechsteiner, Fabian Graf und Julia Schubiger – zeigte sich begeistert vom Niveau, der Ernsthaftigkeit und der künstlerischen Qualität der Filme. Auch das Publikum honorierte die Beiträge mit viel Applaus und ehrlichem Interesse.

Veranstaltet wurde der Wettbewerb vom Historischen Verein Embrachertal in Zusammenarbeit mit der Standortförderung ZüriUnterland und Filmschaffenden aus der Region. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Stiftung Anna Rösli Schenkel-Keller aus Embrach. Der nächste Wettbewerb ist für das Jahr 2027 geplant – und die Erwartungen sind jetzt schon hoch.

mj