Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Schweiz
15.11.2025

Börse nach Shutdown und Zolldeal

Christopher Chandiramani: «Grundsätzlich sind die Lockerungen bei den Zöllen vergleichbar mit Aufheiterungen nach einem Gewitter.»
Christopher Chandiramani: «Grundsätzlich sind die Lockerungen bei den Zöllen vergleichbar mit Aufheiterungen nach einem Gewitter.» Bild: Linth24
Kongress-Einigung beendete US-Shutdown. Bundesrat Parmelins Delegation erreichte in USA Zollsenkung auf 15 Prozent. Börse antizipierte, trotz Gewinnmitnahmen: SMI plus 2,7 Prozent.

Die Schweiz und die USA haben gemeinsam mit Liechtenstein eine unverbindliche Absichtserklärung abgeschlossen. Auf dieser Grundlage werden die USA die länderspezifischen Zusatzzölle auf 15% reduzieren. Ein spezielles Abkommen ist für später vorgesehen.

Der Schweizer Franken ist weiterhin ein sicherer Hafen: Wird die Welt kriselnd, gewinnt unsere Währung an Stärke. Der Franken wertete sich in den vergangenen Tagen weiter auf. Der Euro erreichte am Freitagvormittag ein neues Allzeittief: Er war zwischenzeitlich weniger als 92 Rappen wert, konkret 91.86. Der US-Dollar kostet 79 Rappen.

Die Konjunkturindikatoren senden momentan gemischte Signale aus, die Arbeitslosigkeit nimmt saisonal zu und die Exporteure sind verunsichert, der PMI (Einkaufsmanager-Index) steigt, und die Wirtschaftsstimmung in der Schweiz ist schlechter als in der EU, ausser Deutschland.

Der Wert der in US-Aktien gehaltenen Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist im zweiten Quartal 2025 angestiegen, wie aus einer am Donnerstagabend veröffentlichten 13F-Meldung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Die Anteile der SNB über 2'300 in Amerika börsennotierten Unternehmen waren gemäss Bloomberg-Daten zum 30. September 2025 insgesamt 172,4 Milliarden Dollar wert. Das sind 3 Prozent mehr als am Ende des zweiten Quartals. Im Vorquartal betrug der Kurszuwachs noch 18 Prozent. Etwa ein Viertel der Devisenreserven der SNB sind in Aktien angelegt, der Grossteil davon in den USA.

Unternehmensnachrichten

Diskussionen gab es nach einer Auftragsvergabe der SBB für neue Züge für den ZVV und für die Westschweiz. Der Auftrag im Wert von über Mrd. 2 ging nicht an Stadler Rail, sondern Siemens. Die SBB erhält jährlich rund Mrd. 2.5 Defizitdeckungen, und man hätte lieber gesehen, dass das Geld in der Schweiz bleibt. Siemens war nur unwesentlich günstiger. Hauptaktionär Peter Spuhler von Stadler Rail hat Rekurs angekündigt. Auch im Parlament regt sich Widerstand.

Die Basellandschaftliche Kantonalbank BLKB liquidiert ihre Digitalbank Radicant. Der Schaden beläuft sich auf über 130 Millionen Franken. Hinzu kommen noch Liquidationskosten. 94 Jobs gehen verloren.

Die Immobiliengesellschaft PSP Swiss Property hat in den ersten neun Monaten mit CHF 261.4 Mio. einen 0.2% geringeren Liegenschaftsertrag erwirtschaftet. Der Gewinn hat sich 14.8% auf CHF 259.5 Mio. erhöht. Ohne Liegenschaftserfolg ist er 2.4% auf CHF 166.2 Mio. gesunken. Der Ebitda hat 0.8% auf 227.2 Mio. abgenommen. Der Bilanzwert des Portfolios hat Ende September CHF 10 Mrd. betragen, nach 9.8 Mrd. Ende 2024.

Swiss Life hat das Prämienvolumen im Versicherungsgeschäft von Januar bis September um 2% auf CHF 16.3 Mrd. gesteigert. Auf Wachstumskurs bleiben auch die Finanzberatungen, in der Vermögensverwaltung oder mit dem Verkauf von Vorsorgeprodukten. Hier ist der Ertrag um 2% auf CHF 1,9 Mrd. gestiegen.

Der Augenheilmittelkonzern Alcon ist im dritten Quartal gewachsen. Von Juli bis September erzielte der US-schweizerische Konzern einen Umsatz in Höhe von USD 2.59 Mrd. ein Plus von 6%. In der ersten Jahreshälfte war Alcon in Lokalwährungen um lediglich 3% gewachsen. Nicht zuletzt die neu lancierten Produkte fanden guten Absatz.

Der Flughafen Zürich hat im Oktober 3.17 Mio. Passagiere abgefertigt. Das sind 6.7% mehr als im Vorjahresmonat. Damit ist der Flughafen Zürich auf Rekordkurs für 2025.

Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 hat der Luxusgüterkonzern Richemont den Umsatz 5% auf EUR 10.6 Mrd. gesteigert. Währungsbereinigt beträgt das Umsatzwachstum 10%. Der Betriebsgewinn (Ebit) ist 7% auf EUR 2,36 Mrd. gestiegen. Der Gewinn hat 4% auf EUR 1.8 Mrd. zugenommen.

Swiss Re hat den Gewinn in den ersten neun Monaten um 85% auf USD 4,03 Mrd. erhöht, das ist mehr als von Analysten erwartet. Der Umsatz hingegen ist 5% auf USD 32 Mrd. gesunken.

Wegen des Zusammenschlusses der Versicherungen Helvetia und Baloise werden die Indices per Ende Dezember neu berechnet gemäss der Schweizer Börse SIX

Aussichten

Die Zolleinigung (15 anstatt 39 Prozent) zwischen der Schweiz und den USA wurde am späten Freitagnachmittag bekannt. Damit sind noch nicht alle Probleme gelöst, aber es ist eine grosse Erleichterung. Vor allem die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zur EU wird wieder hergestellt. Vom Zollhammer betroffen waren vor allem KMUs. Grosskonzerne konnten sich früh genug arrangieren. Der Aktienmarkt hat die Lockerungen bereits vorweg genommen. Seit den Tiefstkursen im April 2025 hat der SMI rund 11 Prozent zugelegt. Dies geschah auch aufgrund der gefallenen Zinsen. Grundsätzlich sind die Lockerungen bei den Zöllen vergleichbar mit Aufheiterungen nach einem Gewitter.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24
Demnächst