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Region Bülach
25.11.2025
25.11.2025 13:58 Uhr

Lärm, Verkehr, Politik: Hier drückt in Eglisau der Schuh

Novembermorgen in Eglisau
Novembermorgen in Eglisau Bild: Marc Jäggi
1’424 Menschen haben ihre Meinung gesagt – und deutlich gemacht: In Eglisau ist vieles gut, doch bei Verkehr, Steuern und Politik braucht es Bewegung.

Im August und September 2025 hat die Gemeinde Eglisau eine umfassende Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Eingeladen waren alle Einwohnerinnen und Einwohner ab 16 Jahren. 1’424 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse liefern ein detailliertes Stimmungsbild zur Lebensqualität, zur Verwaltung und zur Zukunft der Gemeinde.

Hohe Lebenszufriedenheit – mit klar benanntem Handlungsbedarf

84 Prozent der Befragten gaben an, mit dem Leben in Eglisau eher oder sehr zufrieden zu sein. Gleichzeitig wurden zahlreiche Herausforderungen benannt. Die am häufigsten genannten Themen mit Handlungsbedarf sind Mobilität, Verkehrssicherheit und Lärmbelastung. Diese drei Bereiche wurden von insgesamt 56 Prozent der Teilnehmenden als vordringlich eingestuft. Unter „Anderes“ wurden zudem die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, der Durchgangsverkehr, das Parkplatzangebot, Einkaufsmöglichkeiten und die Steuerbelastung mehrfach genannt.

Gemeindeverwaltung erhält gute Noten – Gemeinderat deutlich kritischer bewertet

Die Zufriedenheit mit der Gemeindeverwaltung ist insgesamt hoch. 58 Prozent der Befragten sind mit deren Arbeit zufrieden. Positiv hervorgehoben wurden unter anderem Freundlichkeit, Erreichbarkeit und Effizienz.

Weniger Zustimmung erhält der Gemeinderat. Nur 37 Prozent zeigten sich mit seiner Arbeit zufrieden, 19 Prozent gaben an, unzufrieden zu sein. 45 Prozent antworteten neutral. Auf die Frage nach der Teilnahme an Gemeindeversammlungen gaben 60 Prozent an, in den letzten zwei Jahren nicht teilgenommen zu haben. Die häufigsten Gründe dafür waren zeitliche Verhinderung, Desinteresse oder das Vertrauen in die Arbeit des Gemeinderats. Dennoch fühlen sich 78 Prozent der Befragten ausreichend in politische Prozesse einbezogen.

Infrastruktur und Verkehr werden unterschiedlich bewertet

Positive Rückmeldungen erhielten das Wochenendfahrverbot in der Untergass und Rheinstrasse sowie das Angebot für Fussgängerinnen und Fussgänger. Ebenfalls gut beurteilt wurden die Gestaltung des Städtlis und bestehende Verkehrsberuhigungszonen. Kritisch bewertet wurden hingegen das Parkplatzangebot und das Fahrradwegnetz. Auch beim öffentlichen Verkehr und der allgemeinen Strassensituation fällt die Zufriedenheit zurückhaltend aus.

Wohnraumsituation meist positiv eingeschätzt

66 Prozent der Befragten sind mit der Wohnraumsituation in Eglisau zufrieden. 23 Prozent äusserten sich neutral, 11 Prozent unzufrieden. Die am häufigsten genannten Kritikpunkte betreffen hohe Mietpreise, eine zunehmende bauliche Verdichtung, das Fehlen günstiger Wohnungen sowie die wahrgenommene Bautätigkeit in einzelnen Quartieren.

Umwelt- und Klimafragen mit hoher Relevanz

Die Bevölkerung misst Umweltfragen hohe Bedeutung bei. 84 Prozent halten eine nachhaltige Abfallwirtschaft für wichtig oder sehr wichtig. Hohe Zustimmungswerte erzielten auch erneuerbare Energiequellen, Stromeinsparung, nachhaltige Mobilität, ökologische Bepflanzung und Biodiversität. Weniger hohe Priorität erhielten ein mögliches Feuerwerksverbot sowie der Aufbau eines lokalen Solarstromnetzes.

Betreuung wird geschätzt – aber nicht von allen genutzt

Jeweils 14 Prozent der Befragten nutzen schulergänzende oder vorschulische familienergänzende Betreuungsangebote. Die Nutzerinnen und Nutzer der schulergänzenden Betreuung zeigten sich vor allem mit dem Betreuungspersonal, der Gestaltung der Module und den Öffnungszeiten zufrieden. Kritik wurde bei den Tarifen und Subventionen geäussert. Auch bei der familienergänzenden Betreuung wurde vor allem das Angebot an Kinderkrippen und Spielgruppen positiv bewertet.

Steuerbelastung wird als hoch empfunden

79 Prozent der Teilnehmenden empfinden den aktuellen Steuersatz in Eglisau als eher oder deutlich zu hoch. Nur 20 Prozent halten ihn für angemessen. Gleichzeitig wird die Verteilung der öffentlichen Mittel unterschiedlich wahrgenommen. Besonders in den Bereichen Infrastruktur sowie Umwelt- und Klimaschutz wird häufiger ein Mehrbedarf gesehen. Die Ausgaben für Verwaltung und Behörden werden von 40 Prozent als zu hoch eingeschätzt.

Mehrheit befürwortet Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden

56 Prozent der Befragten sprechen sich für eine punktuelle Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden aus. Besonders oft genannt wurden dabei Sport- und Freizeitanlagen, Alters- und Pflegeheime, Entsorgung sowie technische Werke. 27 Prozent befürworten eine Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen, 8 Prozent wünschen sich eine Gemeindefusion. Weitere 8 Prozent lehnen jegliche Zusammenarbeit ab.

Zusammenleben und Freizeitangebote mit Licht und Schatten

Als zentrale Werte für das Zusammenleben in Eglisau nannten viele Teilnehmende die Unterstützung in Notlagen, die Förderung des lokalen Gewerbes, familienfreundliche Angebote, seniorengerechte Strukturen sowie den dörflichen Charakter. Die Zufriedenheit mit bestehenden Freizeitangeboten fällt unterschiedlich aus. Der Weihnachtsmarkt und das Naherholungsgebiet schneiden gut ab. Zurückhaltender beurteilt wurden Kultur-, Sport- und Tourismusangebote. Die tiefste Zufriedenheit wurde im Bereich Tourismus gemessen.

Gemeindekommunikation: Papier dominiert, digital unterrepräsentiert

Das Mitteilungsblatt ist mit Abstand der meistgenutzte Informationskanal der Gemeinde. Digitale Kanäle wie Website, Newsletter, Crossiety oder Social Media werden weniger häufig genutzt. 73 Prozent der Befragten fühlen sich über die öffentlichen Informationskanäle gut oder sehr gut informiert.

Zukunftsthemen mit klaren Prioritäten

Für die Zukunft Eglisaus nennen die Befragten bestimmte Themen mit hoher Relevanz. Gesundheitsförderung, die Pflege und Erweiterung der Naherholungsgebiete sowie Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen erhielten die höchsten Zustimmungswerte. Deutlich tiefer wurde die Bedeutung des Tourismus eingestuft.

Die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung bieten der Gemeinde Eglisau eine breite Datengrundlage für die weitere Entwicklung. Sie zeigen, welche Themen für die Bevölkerung wichtig sind – und wo konkreter Handlungsbedarf gesehen wird.

In eigener Sache

Neben den offiziellen Kanälen der Gemeinde greifen viele Eglisauerinnen und Eglisauer auch auf private Informationsquellen zurück. Persönliche Gespräche im Freundes- und Familienkreis stehen dabei an erster Stelle.

Zunehmend gewinnen auch digitale Angebote an Bedeutung. Die Plattform züriunterland24.ch wird bereits von 260 Befragten aktiv genutzt – und das, obwohl sie erst seit Kurzem besteht. Die Ergebnisse der Befragung zeigen: züriunterland24 ist in der Bevölkerung angekommen – schnell, digital und bereits gut verankert.

Wer jetzt nicht handelt, hat die Zeichen nicht verstanden

Die Eglisauer Bevölkerung hat gesprochen. Nicht laut, nicht plakativ – aber deutlich. Die Zufriedenheit ist spürbar. Doch sie ist kein Freipass, alles beim Alten zu belassen.

Verkehr, Lärm, Steuern, Mitwirkung: Die Themen sind benannt. Die Erwartungen formuliert. Jetzt ist es an der Gemeindepolitik, zuzuhören – und sichtbar zu handeln.



mj
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