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26.11.2025

Wallisellen: Kampf um das Stadtpräsidium: Drei Kandidaten – drei Visionen

v.l.n.r.: Philipp Maurer, Adis Merdzanovic , Adrian Bangerter
v.l.n.r.: Philipp Maurer, Adis Merdzanovic , Adrian Bangerter Bild: pw
Die drei Kandidaten Adis Merdzanovic, Philipp Maurer und Adrian Bangerter unterscheiden sich deutlich in Stil, Prioritäten und Zukunftsbildern – ein Vergleich.

Wallisellen steht vor einer richtungsweisenden Wahl: Gleich drei Kandidaten bewerben sich um das Stadtpräsidium. Die Ausgangslage ist bemerkenswert – und die politischen Unterschiede ebenso. Während sich die Stadt weiterentwickelt, wachsen der Verkehrs- und Siedlungsdruck, stehen grosse Investitionen an und steigt der Bedarf nach klarer politischer Führung.

Die Antworten der Kandidaten zeigen: Wallisellen könnte in drei sehr unterschiedliche Richtungen geführt werden.

Stärken Wallisellens – Einigkeit mit unterschiedlichen Akzenten

Alle drei Kandidaten sehen die strategische Lage, die starke Infrastruktur und die hohe Lebensqualität als zentrale Stärken der Gemeinde.

  • Adis Merdzanovic lobt die ideale Erschliessung, die Freizeitangebote und die wirtschaftliche Attraktivität. Er betont die Notwendigkeit, Bewährtes zu erhalten, aber gleichzeitig weiterzuentwickeln.
  • Philipp Maurer hebt die hervorragende Ausgangslage hervor: gute Finanzen, hohe Wohnqualität, starke Infrastruktur und intakte Grünräume.
  • Adrian Bangerter sieht die Mischung aus Urbanität und Dorfleben, leistungsfähigen Schulen und starkem Gewerbe als zentral – Qualitäten, die seiner Ansicht nach vor Überregulierung geschützt werden müssen.

Die Herausforderungen – drei unterschiedliche Problemdefinitionen

  • Merdzanovic: Gemeinschaftssinn, Wohnraum, finanzielle Vorsicht Er sieht einen schwindenden Gemeinschaftssinn, fehlenden bezahlbaren Wohnraum und finanzielle Risiken durch grosse Investitionen. Lösungen sollen regulativ, sozialverträglich und strategisch angelegt sein.
  • Maurer: Klimaziele, zahlbarer Wohnraum, urbane Qualität Seine Prioritäten liegen klar auf Energie- und Klimapolitik, Wohnraumpolitik und qualitativ hochwertigen Entwicklungsgebieten.
  • Bangerter: Verwaltungsverfahren, Verkehrsdruck, Distanz zur Bevölkerung Er fordert schnellere Prozesse, weniger Verwaltungsaufwand und eine bürgernähere Kommunikation.

Die drei Kandidaten setzen klare, aber unterschiedliche Schwerpunkte: Während Merdzanovic vor allem Gemeinschaft, Wohnraum und Finanzen im Fokus hat, setzt Maurer auf Klima, zahlbaren Wohnraum und urbane Qualität. Bangerter hingegen priorisiert effizientere Verfahren, Verkehr und mehr Bürgernähe.

Adrain Bangeter Bild: Adrian Bangerter

Zukunftsvision bis 2029 – sehr unterschiedliche Schwerpunkte

  • Merdzanovic: Eine grosse strategische Weichenstellung. Möchte einen breit abgestützten öffentlichen Mitwirkungsprozess lancieren, der die langfristige Entwicklung definiert und erste konkrete Massnahmen einleitet.
  • Maurer: konkrete Projekte – von Fernwärme bis gemeinnützigem Wohnungsbau. Nennt klare Ziele: erste Fernwärmeanschlüsse, gemeinnützige Wohnungen, zusätzliche Bäume und eine Entschärfung der Parkplatzsituation beim Spöde.
  • Bangerter: mehr Effizienz und digitale Abläufe Wallisellen soll „einfacher funktionieren“ – digitale Prozesse, schnellere Bewilligungen, weniger Bürokratie und klarere Entscheidungswege.

Merdzanovic will die grosse strategische Zukunftsfrage klären, Maurer setzt auf konkrete Projekte wie Fernwärme und gemeinnützigen Wohnbau, während Bangerter primär auf mehr Effizienz und digitale Vereinfachungen fokussiert.

Verkehr und Mobilität – drei Philosophien

  • Merdzanovic: Keine Ideologie, sondern Analyse – inklusive Testbetrieben und Vor-Ort-Begehungen.
  • Maurer: Umsetzung des kommunalen Verkehrskonzepts, ÖV-Stärkung, bessere Busanbindung, Velobahn als Chance.
  • Bangerter: Fliessender Verkehr auf Hauptachsen, Tempo 30 nur punktuell, regional koordinierte Lösungen.

Vom pragmatischen Alltagsfokus (Bangerter) über öV-orientierte Strategien (Maurer) bis zur situativen Analyse (Merdzanovic) decken die Positionen das gesamte Spektrum ab.

Bauen, Verdichtung und Grünräume

  • Merdzanovic setzt auf architektonisch hochwertige Verdichtung, gesteuert über Mehrwertausgleich und städtebauliche Verträge.
  • Maurer betont die Bedeutung der Grünräume, das Zusammenspiel von Landwirtschaft, Erholung und Biodiversität – mit Baumschutz und Grünflächenziffer als wichtige Instrumente.
  • Bangerter fordert massvolle Verdichtung, moderne Regulierungen und stets die Frage im Zentrum: „Verbessert dieses Projekt die Lebensqualität?“

Merdzanovic setzt auf planvolle, architektonisch hochwertige Verdichtung über klare städtebauliche Instrumente.
Maurer stellt den Schutz und Ausbau von Grünräumen sowie die ökologische Qualität in den Vordergrund.
Bangerter unterstützt Verdichtung nur dort, wo sie die Lebensqualität spürbar verbessert.

Philipp Maurer Bild: Philipp Maurer

Gemeinschaft und Integration

Alle Kandidaten sehen Vereine als Schlüssel.

  • Merdzanovic: Quartiervereine stärken, Schule einbeziehen, Integration als langfristiger Prozess.
  • Maurer: Kultur als verbindendes Element, Infrastruktur und Unterstützung für Vereine.
  • Bangerter: Sprache, klare Regeln und Quartieranlässe als Grundlage; Kanton stärker in die Pflicht nehmen.

Finanzen & Steuerpolitik – klare Unterschiede

  • Merdzanovic: Solide Lage, aber grosse Investitionen – Effizienzsteigerung und klare Prioritäten.
  • Maurer: stabile Steuern, solide Planung, Investitionen für kommende Generationen.
  • Bangerter: tiefer Steuerfuss, Vermeidung von Prestigeprojekten, Staat nur dort aktiv, wo zwingend nötig.

Merdzanovic gibt sich als der strategisch Denkende, der Finanzen und Effizienz im Blick behalten will.
Maurer positioniert sich als der Stabilitäts- und Zukunftsplaner, der mit Bedacht investieren möchte.
Bangerter tritt als entschiedener Sparpolitiker auf, der den Staat schlank halten und unnötige Projekte konsequent verhindern will.

Führungsstil – drei sehr verschiedene Persönlichkeiten

  • Merdzanovic: kommunikativ, motivierend, analytisch, mehrheitsorientiert.
  • Maurer: erfahren, konstant, kompromissfähig und berechenbar.
  • Bangerter: unternehmerisch, entscheidungsstark, „weniger reden, mehr machen“.

Merdzanovic präsentiert sich als der kommunikative Brückenbauer, der mit Analyse, Motivation und Mehrheitsfähigkeit führen will.
Maurer steht für Erfahrung, Konstanz und berechenbare Kompromisse – der etablierte Verwaltungsprofi.
Bangerter tritt als der unternehmerische Macher auf, der rasch entscheidet und nach dem Motto „weniger reden, mehr umsetzen“ führen möchte.

Adis Merdzanovic Bild: Adis Merdzanovic

Fazit: Drei Kandidaten – drei Kursrichtungen für Wallisellen

Die Wahl ums Stadtpräsidium ist mehr als ein Personalauswahlverfahren – es ist eine echte Richtungsentscheidung für Wallisellen.

Adis Merdzanovic steht für einen strategischen, breit abgestützten Entwicklungsprozess. Er setzt auf Dialog, Analyse und eine klare gemeinsame Vision für die nächsten Jahre.
Philipp Maurer verkörpert den ökologisch-sozialen Ansatz: konkrete Projekte, klimafreundliche Infrastruktur, sozial verträgliche Wohnpolitik und urbane Qualität.
Adrian Bangerter gibt den unternehmerisch-effizienten Gegenpol – weniger Bürokratie, klare Prozesse, schnelle Entscheide und Fokus auf wirtschaftliche Vitalität, gesunde Finanzen mit weiterhin attraktivem Steuerfuss und wirtschaftliches vorankommen.

Wallisellen wählt damit nicht nur eine Person – sondern eine Grundausrichtung:
Mehr Modernisierung? Mehr ökologische und soziale Schwerpunkte? Oder einen liberalen, wirtschaftsorientierten Führungsstil?

Der Wahlampf ums Stadtpräsdium wird sicherlich spannende und erhellende Diskussionen und Foren mit sich bringen. ZU24.ch bleibt dran. 

pw
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