Das Büüli-Fäscht 2025 ist passé. Es wurde teilweise als tolles Fest, teilweise als reiner Kommerzrummel wahrgenommen. Die Geschmäcker sind verschieden. Dass mit Herzblut gearbeitet wurde, stelle ich nicht in Abrede. Das OK wurde jedoch auch zum ersten Mal entlöhnt; im Gegensatz zu früheren Organisatoren. Störend für mich ist jedoch, wie der finanzielle Misserfolg schöngeredet wird.
Im Interview mit zueriunterland24 vom 26.11.2025 präsentiert der OK-Präsident das Büüli-Fäscht als professionell organisiertes Volksfest, das die Stadt Bülach lediglich mit Fr. 3.50 pro Einwohner belastet habe. Eine äusserst charmante Zahl – nur leider weit entfernt von der Realität. Tatsächlich hat die Stadt Bülach bis heute rund Fr. 460'000 für das Büüli-Fäscht aufgewendet: Fr. 300'000 vom Stadtparlament, Fr. 70'000 nicht verrechnete Eigenleistungen und Fr. 90'000 Darlehen, das der Stadtrat als voraussichtlich verloren taxiert.
Bei gut 24'000 Einwohnern ergibt das rund Fr. 19.00 pro Kopf. Diese Differenz ist zu gross, um nur als Schönfärberei abgetan zu werden. Die Fr. 3.50 sind schlichtweg falsch. Wer mit Zahlen operiert, sollte sie mindestens korrekt berechnen. Das Büüli-Fäscht zu einem Schnäppchenpreis zu verhökern, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten.
Ebenso fragwürdig ist die Darstellung der finanziellen Situation der Vereine. Laut Interview hätten 63 Prozent kostendeckend oder mit kleinem Gewinn arbeiten können. Klingt irgendwie erfreulich. Im Gespräch bleibt jedoch unerwähnt, dass jeder teilnehmende Verein, der in der IGBV ist, einen Beitrag von Fr. 500.00 via IGBV erhalten hat. Wie viel des Gewinns bleibt übrig, wenn man diesen Zustupf abzieht? Diese Information wäre für eine seriöse Einordnung zwingend gewesen.
Auch die Einschätzung, das Fest sei professionell organisiert gewesen, hält einem Faktencheck nur bedingt stand. Das wohl deutlichste Beispiel sind die Kosten für die Sicherheit. Budgetiert waren Fr. 60'000, gebraucht wurden am Ende jedoch Fr. 160'000. Eine solche Kostenüberschreitung lässt nicht gerade auf Professionalität schliessen. Natürlich darf ein Stadtfest etwas kosten. Die öffentliche Hand hat hohe Fr. 370'000 gesprochen. Wenn öffentliche Gelder im Spiel sind, müssen korrekte Zahlen und eine ehrliche Bilanz kommuniziert werden. Dieses Interview liefert diese Transparenz nicht. Es verschweigt zentrale Punkte und präsentiert beschönigende Botschaften.
Der Schirmherr, die Kulturabteilung der Stadt Bülach mit dem Stadtpräsidenten an der Spitze, kommuniziert leider auch nichts zum Fiasko und ist abgetaucht. Das Büüli-Fäscht ist ein gutes Beispiel, was in Bülach typischerweise falsch läuft: langwieriger Konzeptionsprozess, teilweise intransparente Vergabe von Aufträgen, unzureichende Kontrolle im Verlauf der Umsetzung, finanzieller Missstand als Folge.
Ich persönlich möchte das Büüli-Fäscht in 4 Jahren nicht missen, bin aber überzeugt, dass diverse Punkte überdacht und allenfalls korrigiert werden müssen. Weniger ist mehr.
Milos Alincic