zu24: Peter Wick, wie beeinflusst Saharastaub genau die Luftqualität im Zürcher Unterland?
Peter Wick: "Das ist sehr unterschiedlich in welcher Höhenlage der Saharastaub einfliesst. Am Karsamstag hat man in St. Gallen beispielsweise eine ausserordentich schlechte Luftqualität mit viel Feinstaub an der Messstation registriert. Die Luftqualität am Sonntag sollte nicht stark belastet sein, am Montag kommt aber deutlich mehr Saharastaub in den Alpenraum und ich erwarte erhöhte Feinstaubwerte, vor allem in mittleren Lagen. Die Luft ist zudem aktuell zusätzlich von Pollen belastet - sprich die Birken- und Eschenpollen stehen in der Vollblüte und zusammen mit den trockenen Verhältnissen ist die Konzentration dieser Pollenarten sehr hoch. Am Montag könnte die Kombination von vielen Pollen und erhöhten Staubwerten in der Luft bei Personen mit Atemwegserkrankungen oder auch Anfälligkeit auf die beiden Pollenarten für vermehrte Probleme sorgen."
zu24: Gibt es bestimmte Jahreszeiten oder Wetterbedingungen, die das Auftreten von Saharastaub in der Region begünstigen oder hemmen?
Peter Wick: "Am häufigsten kommen Saharastaubereignisse im Frühjahr und Herbst vor - sprich dann wenn der Föhn und die Süd- bis Südwestlichen Wetterlagen am häufigsten vorkommen. Aber auch im Winter oder im Sommer kann es bei entsprechenden Wetterlagen zu erhöhten Saharastaubkonzentrationen kommen. Damit der Saharastaub bis nach Mitteleuropa gelangt braucht es trockene Wetterverhältnisse. Sobald Niederschlag aufkommt, wird die Partikel aus der Luft gewaschen und setzen sich als natürlichen Dünger auf der Landschaft ab - bzw. bringen den Autowaschanlagen wegen des rötlichen Belags auf dem Autolack Hochkonjunktur."
zu24: Inwiefern kann der Saharastaub die lokalen Wetterphänomene wie Regenmuster oder Temperaturschwankungen beeinflussen?
Peter Wick: "Saharastaub ist perfekte Nahrung für die Wolkenbildung, sobald genügend Feuchtigkeit vorhanden ist. Jeder Tropfen muss, damit er überhaupt entstehen kann einen mikroskopisch kleinen Kondensationskern haben, damit sich die Feuchtigkeit daran ansetzen kann. Darum geht der Saharastaub in höheren Luftschichten oft auch mit Schleierwolken oder mittelhohen Wolken einher. Niederschlag entsteht daraus kaum. Aber natürlich haben diese hohen und mittelhohen Wolken Einfluss auf die Sonneneinstrahlung und entsprechend mindern sie den Temperaturanstieg. Wir haben das am Karsamstag sehr gut verfolgen können und ich nehme an, dass am Montag mit einer sehr hohen Staubkonzentration die Sonneneinstrahlung einerseits durch den Staub, andererseits durch die Schleierwolken gemindert wird. Somit erwarte ich am Montag schon sommerliche Temperaturen, aber kaum Rekordwerte wie heute Sonntag oder gestern Samstag."
zu24: Wann erwarten Sie den Höhepunkt des aktuellen Saharastaub-Ereignisses?
Peter Wick: "Heute Sonntag hat es vor allem am Vormittag vermehrt Saharastaub in den hohen Luftschichten und die Sonne wird uns gelblich erscheinen bzw. es hat etwas vermehrte Schleierwolken. Am Nachmittag kann sich die Sonne wieder besser durchsetzen. Am Montag erwarten wir einen massiveren Schub und eine sehr hohe Staubkonzentration. Ich nehme an, dass sich die Sonne nur fahl zeigen wird, es vermehrt Schleierwolken hat und auch im Flachland der Dunst erheblich sein wird. Am Dienstag erreicht uns eine Kaltfront, damit wird die aktuelle extrem ausserordentliche Wärme beendet und wir kehren wieder zum normaleren wechselhafteren und entsprechend auch deutlich kühleren Aprilwetter zurück."
zu24.ch: Wir haben nun schon das zweite Saharastaubereignis in kurzer Zeit erlebt, haben sich diese Ereignisse gehäuft?
Peter Wick: "Statistisch gesehen sehen wir in den letzten Jahren eine gewisse Häufung dieser Wetterphänomene. Der Grund ist wahrscheinlich - wieder einmal - der Klimawandel. Die globalen Strömungsmuster ändern sich, so haben wir in Mitteleuropa viel häufiger Südwest-Wetterlagen, welche die subtropische- und/oder nordafrikanische Luft zu uns transportiert. Zudem herrscht in der Magreb-Region in Nordafrika - namentlich in Marokko - grosse Trockenheit und Dürre. Damit gibt es in diesen Regionen mehr Staub, welcher bei starken Winden aufgewirbelt werden kann und so in die Höhenströmung Richtung Norden gelangt."