2022 verpasste Sven Patrick Stecher den Einzug in den Gemeinderat deutlich. Vier Jahre später wagt der Jurist, Unternehmensentwickler und Präsident der Mitte Unterland einen neuen Anlauf. Im Interview mit ZU24 spricht Stecher über seine Beweggründe, über die Lehren aus der Vergangenheit und warum er auf eine Kandidatur fürs Gemeindepräsidium verzichtet.
ZU24: Herr Stecher, Sie kandidieren erneut für den Gemeinderat. Was hat Sie dazu bewogen, nach der klaren Nichtwahl von 2022 nochmals anzutreten?
Sven Patrick Stecher: Ich meine, verstanden zu haben, weshalb ich 2022 nicht gewählt wurde und habe meine Lehren daraus gezogen. Ich hatte zudem in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat einerseits und als IPK-Präsident andererseits die Möglichkeit diese geänderte Einstellung anzuwenden, indem ich mich in den Dienst des Ganzen stellte, anstatt losgelöste Einzelinteressen zu verfechten.
ZU24: Das klingt nach einem Sinneswandel ihrerseits?
Sven Patrick Stecher: Ja. Für mich bedeutet es ein Ideal, täglich klüger und damit demütiger werden zu wollen. Deshalb höre ich meinen Mitmenschen gerne zu; denn der Dialog bringt mich, die Sache und das Gegenüber weiter.
ZU24: Warum kandidieren Sie diesmal nicht erneut für das Amt des Gemeindepräsidenten?
Sven Patrick Stecher: Ihre Frage treibt mich um; denn Eglisau braucht einen neuen Gemeindepräsidenten. Das ist nicht nur meine Meinung sondern auch die vieler Bürgerinnen und Bürger. Das Amt ist jedoch sehr zeitintensiv, weshalb ich mich auf die Arbeit als Gemeinderat fokussieren möchte.
ZU24: Welche Lehren ziehen Sie aus Ihrer letzten Kandidatur – politisch und strategisch?
Sven Patrick Stecher: Politisch bin ich stärker in das Vertrauen in die Bevölkerung gekommen und noch demokratischer geworden. Das Projekt „Kleeblatt“ war ein gutes Beispiel für das gute Gespür der Bevölkerung. Strategisch orientiere ich mich an der Auswertung der Bevölkerungsumfrage: Eglisau ist auf Kurs, es gilt nun, Gutes zu stärken und Ungenügendes zu verbessern.
ZU24: Was unterscheidet Ihre Ausgangslage 2026 von jener vor vier Jahren?
Sven Patrick Stecher: Ich konnte Erfahrungen in der Vermittlung zwischen Bürgern und dem Gemeinderat sammeln. Als Gemeinschaft wissen wir heute, dass wir dem Gewerbe mehr Sorge tragen müssen und den Fokus auf ein ganzes Eglisau richten, was Entwicklung und Zusammenleben in den Quartieren bedeutet. Zum Glück haben wir mit der Bevölkerungsumfrage eine Leitidee für die Arbeit der politischen Behörden.
ZU24: Wie beurteilen Sie die Leistung des Gemeinderates in der aktuellen Legislatur?
Sven Patrick Stecher: Die Leistung der einzelnen Mitglieder finde ich gut bis sehr gut. Als Gremium betrachtet ungenügend: Er funktioniert wie ein Organisationskomitee für einen Anlass der regiert und kontrolliert anstatt dem Volk zu dienen. Wir haben eine Verwaltung, welche in Geschäfts- und Dienstleistungskreisen stärker autonom funktionieren könnte. Wir haben eine Einheitsgemeinde mit vergrössertem Gemeinderat. Diese Veränderungen wurden nicht verstanden und schon gar nicht genutzt.
ZU24: Eglisau steht vor grossen Infrastrukturprojekten. Welche drei Herausforderungen sind für Sie im Moment die dringendsten?
Sven Patrick Stecher: Konsequenterweise die, welche für die Eglisauer Bevölkerung die dringendsten sind. Gemäss Befragung sind dies die Bereiche „Mobilität“, „Verkehrssicherheit“ und „Lärmbelastung“. Das umfasst auch gleichzeitig die Umfahrung und Ortsentlastung von Eglisau. Gemäss Befragung sind Nachhaltigkeit und Umweltthemen für Eglisau wichtig. Daraus müssen weitere grosse Würfe in Angriff genommen werden.
ZU24: Sie sind Mitte-Politiker. Welche Werte würden Sie im Gemeinderat vertreten?
Sven Patrick Stecher: Die Werte „Familie“ und „Entwicklung“. Noch wichtiger ist die Funktion, welche die Mitte schon im Namen trägt: Extreme zusammenzubringen, konsensorientiert Lösungen zu erarbeiten. Da passt mein Anliegen, die Quartiere zu stärken und miteinander in der „Idee Eglisau“ zu verbinden.
ZU24: Wie sehen Sie Ihre Rolle im Gemeinderat, falls Sie gewählt werden?
Sven Patrick Stecher: Die Impulse aus der Bevölkerung, im Speziellen des Gewerbes, wahrzunehmen und konstruktiv einzubringen. Als Jurist kann ich in vielen Fällen zusammen mit Gemeindeschreiber Lucas Müller eine rechtlichen Einschätzung abgeben, um unnötige Rechtskosten einzusparen. Als Unternehmensentwickler kann ich Reformprozesse unterstützen.