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Kanton Zürich
18.11.2025

«Wachstum im Kanton Zürich: Fluch oder Segen? Die Antwort ist beides»

Bild: www.sg.ch
Gemeindeforum 2025 zeigt: Wachstum polarisiert – aber es schafft auch Chancen, wenn man es richtig angeht

Rund 200 Vertreter:innen aus Zürcher Gemeinden und Kanton haben sich am diesjährigen Gemeindeforum mit der Frage auseinandergesetzt: «Wachstum – Fluch oder Segen?» Die Antwort fiel differenziert aus – und spiegelt die gespaltene Haltung der Bevölkerung wider: 50,6 Prozent sehen das Bevölkerungswachstum eher als Fluch, 49,4 Prozent als Segen. Doch eines wurde klar: Wachstum ist weder nur gut noch nur schlecht. Es kommt darauf an, wie man es gestaltet.

Wachstum als Herausforderung – und als Chance

«Wenn der Kanton Zürich wächst, wachsen die Gemeinden», betonte Regierungsrätin Jacqueline Fehr in ihrer Begrüssung. Sie hatte die Gemeindevertretenden zum Austausch eingeladen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Regierungspräsident Martin Neukom ergänzte: «Das Thema betrifft uns alle – und wird kontrovers diskutiert. Meine Antwort auf die Frage ‹Fluch oder Segen?› lautet: beides.»

Diese Ambivalenz bestätigte auch das Publikum. Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Zürcher Gemeindepräsidien, unterstrich die Bedeutung des Dialogs: «Es ist zentral, dass die Gemeinden ihre Anliegen in das Projekt ‹Wachstum 2050› einbringen können.»

Wachstum schafft Ressourcen – Stillstand fehlen sie

Politgeograf Michael Hermann präsentierte den neuen Stadt-Land-Monitor der Genossenschaft Fenaco. Die Studie zeigt einen bemerkenswerten Widerspruch: Obwohl viele das Wachstum kritisch sehen, wird die Lebensqualität in wachsenden Gemeinden besonders positiv bewertet. «Wachstum schafft Ressourcen zu seiner Bewältigung – bei Stillstand und Rückgang fehlen diese», so Hermann. Eine der grössten Herausforderungen bleibt der Wohnraum. Hier brauche es einen Brückenschlag zwischen den politischen Lagern.

Gemeinden fordern Mitsprache und Planungssicherheit

Auf dem Podium diskutierten André Ingold (Dübendorf), Eveline Fenner (Affoltern) und Regula Ehrismann (Zell) über ihre Erfahrungen. Einig waren sie sich: Wachstum ist eine grosse Herausforderung – gesellschaftlich, finanziell und planerisch. Doch wenn es umsichtig gestaltet wird, überwiegen die Chancen. «Wichtig ist, die Bevölkerung mitzunehmen und den Menschen ins Zentrum zu stellen», betonte Fenner. Vom Kanton erwarten die Gemeinden Zuverlässigkeit und koordiniertes Handeln.

Kanton setzt auf Projekt «Wachstum 2050»

Bis 2027 soll das kantonale Projekt eine Auslegeordnung mit Massnahmen vorlegen. Wilhelm Natrup, Projektdelegierter, informierte über Ziele und Zeitrahmen. Eine Arbeitsgruppe mit 20 Gemeindevertretenden bringt die kommunale Perspektive ein.

Laut Andrea Schnell vom Statistischen Amt könnte die Bevölkerung bis 2055 auf 1,7 bis 2,2 Millionen anwachsen – je nach Szenario. Haupttreiber bleibt die Zuwanderung, besonders stark wird die Gruppe der über 65-Jährigen zunehmen. Drei Viertel des Wachstums entfallen auf Städte und Agglomerationen.

Fazit: Wachstum aktiv gestalten

In zwei Dialogrunden tauschten sich die Teilnehmenden zu den Themen Sozialer Zusammenhalt, Infrastruktur, Raumplanung und Wohnraum aus. Ihre Inputs fliessen in das kantonale Projekt ein.

Jacqueline Fehr schloss mit einem Appell: «Lassen Sie uns das Wachstum als Chance begreifen – als Chance, lebenswerte Gemeinden und Städte zu gestalten.»

pw
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