Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Region Bülach
24.11.2025
24.11.2025 05:07 Uhr

«Schalthalle» kämpft ums Überleben – Eglisau entscheidet

Bild: Marc Jäggi
Die Zukunft des Treffpunkts am Bahnhof ist ungewiss. Der Gemeinderat lehnt eine Beitragserhöhung ab. Nun liegt es an der Bevölkerung, das Projekt zu retten.

Die Schalthalle in Eglisau ist längst mehr als nur ein Veranstaltungsraum. Sie ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, Ideen wachsen und Gemeinschaft gelebt wird. Seit sechs Jahren betreibt die Spurgruppe den öffentlichen Ort ehrenamtlich – mit über 500 Nutzungen im Jahr, kulturellen Highlights, Coworking-Arbeitsplätzen und privaten Feiern.

Doch das Modell gerät an seine Grenzen. Der Grund: Geld.

Kosten steigen, Spielraum sinkt

Seit 2024 muss die Miete zu 100 Prozent getragen werden. Ein früherer Beitrag der ZKB-Jubiläumsdividende fällt ab 2026 weg, und der erfreulich rege Veranstaltungsbetrieb führt zu hohen Betriebs- und Unterhaltskosten.
Gleichzeitig steigt der Bedarf an täglicher administrativer Arbeit und Reinigung.

Das Jahresbudget 2026 liegt bei rund 43'500 Franken. Die Einnahmen aus Vermietungen, Mitgliederbeiträgen, von Gönnern und Sponsoren dürften mit viel Aufwand bei rund 25'000 Franken zu liegen kommen. Allein für Miete ohne Nebenkosten fallen 19'500 Franken an. Die Schalthalle hat darum zweimal beim Gemeinderat um eine Erhöhung des Gemeindebeitrags zur Deckung der Finanzierungslücke gebeten – erfolglos.

Gemeinderat lehnt ab – aus Prinzip

Der Gemeinderat – der im Rahmen einer Leistungsvereinbarung bereits 10'000 Franken an die Schalthalle bezahlt – befürchtet, mit einer höheren Unterstützung könnten andere Vereine ähnliche Forderungen stellen. Er lehnt eine Differenzierung nach Zweck und Wirkung ab. Der Vereinszweck besteht einzig darin, den Ort zu betreiben. Das Angebot ist öffentlich und für die ganze Bevölkerung gleichermassen und uneingeschränkt zugänglich. Die Vereinsmitglieder leisten mit dem Jahresbeitrag einen wichtigen Teil an die Finanzierung, profitieren sonst aber von keinen direkten Vorteilen.

Freiwilligenarbeit am Limit

Rund 1200 Stunden leisten Freiwillige pro Jahr – in Betrieb, Organisation, Veranstaltungen, Buchhaltung und Kommunikation. Doch ohne Grundfinanzierung wird dieses Engagement nicht mehr reichen.

Breite Nutzung – für ganz Eglisau

Die Schalthalle wird von unterschiedlichsten Gruppen genutzt: Elterntreffs, Chöre, Parteien, Sportgruppen, Geflüchtete, Schulen, Senioren, Kirchgemeinden und Privatpersonen. Die Hälfte aller Buchungen stammt von der Rhein-Nordseite, die andere Hälfte von der Rhein-Südseite – ein Treffpunkt für die ganze Gemeinde.

Mit der Strategie 2023 wünscht sich die Gemeinde «eigenverantwortliche, selbstorganisierte Strukturen im Quartier». Trotz des starken Bevölkerungswachstums im grossen Neubauquartier mit hunderten Haushalten rund um den Bahnhof Eglisau besitzt die Gemeinde keine Räume zur öffentlichen Nutzung in diesem Gebiet. Die Schalthalle schliesst diese Lücke.

Auch das kulturelle Angebot überzeugt: Von Repair-Cafés bis Jazz-Konzerten, von Kindersingen bis Podiumsdiskussionen – das Programm ist vielfältig und niederschwellig. Selbst Coworking wird angeboten – für kurze Arbeitswege und moderne Arbeitsformen.

Jetzt entscheidet die Gemeindeversammlung

Am 2. Dezember haben die Stimmberechtigten das letzte Wort. Wird der Antrag auf einen höheren Beitrag abgelehnt, droht das Aus. Damit würde Eglisau nicht nur einen Raum verlieren – sondern einen Ort, der den Zusammenhalt stärkt, Menschen verbindet und kreative Energie freisetzt.

Gemeindeversammlung Eglisau

Dienstag, 2. Dezember 2025, um 19.30 Uhr
Mehrzweckhalle Steinboden, Eglisau

mj
Demnächst