Die Initiative „Begegnungszone Altstadt“ will die Altstadt beleben. Ihre Annahme würde aber genau das Gegenteil bewirken, ein beschleunigter Untergang des Lebens im Zentrum von Bülach. Güter des täglichen Bedarfs würden aus dem Angebotsmix verschwinden, Konsumenten aus den Kreisgemeinden orientieren sich von Bülach weg und die Belebung von kulturellen und gesellschaftlichen Anlässen würde noch schwieriger. Deshalb am 3. März 2x Nein zu Initiative und Gegenvorschlag.
Neben Arbeitsplätzen beleben heute primär emotionaler Detailhandel (Schmuck, Design), Gastronomie und Dienstleister (z.B. Coiffeure) einen Ort. Davon profitieren Händler des täglichen Bedarfs wie Bäcker, Metzger. Während bei einer aufsuchenden Frequenz Menschen bereit sind Hürden für deren Besuch in Kauf zu nehmen, ist dies gerade bei Produkten des täglichen Bedarfs nicht der Fall. Der Mietermix in Bülachs Erdgeschoss-Lagen besteht heute bereits zu einem Grossteil aus Dienstleistern und Gastronomen. Die Angebote des täglichen Bedarfs sind stark unter Druck. Wird ihre Erreichbarkeit geschwächt, werden sie über kurz oder lang verschwinden.
Mobilität ist – entgegen der öffentlichen Debatte – weniger getrieben von der eigenen Einstellung, sondern vielmehr vom Angebot der Verkehrsträger und der Aktivitätenkette von Menschen. Einfacher formuliert: Aus Winkel kommt man mit dem Auto Brot und Fleisch einkaufen, wenn anschliessend noch ein Besuch bei der Tante in Höri ansteht und mit dem Bus, wenn man die Uhr zur Reparatur bringt und danach nach Zürich zum Essen fährt. In einer ländlichen Region wie dem Bezirk Bülach wird das Auto immer ein wichtiger Verkehrsträger bleiben. Und wenn das Auto geschwächt wird, orientieren sich Konsumenten aus den umliegenden Gemeinden schlicht um – man geht im 24-Stunden-Shop oder im Einkaufszentrum einkaufen.
Die Intensität des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens hat sich in Bülach in den letzten Jahren klar negativ entwickelt. Trotz einer signifikanten Bevölkerungszunahme sind grössere Anlässe sowie Kultur- und Begegnungsorte verschwunden – unter anderem Kinos, Bars oder Kultur-Lokale. Die Verwaltung unter Stadtpräsident Mark Eberli versuchen das mit Staatsgeldern zu mildern – so wurde eine Wirtschaftsförderung geschaffen und es wird über Kulturzentren oder die Schaffung einer Stelle für „Zentrumsmanagement“ diskutiert. Mit dem Bau des Stadthauses ist gleichzeitig ein grosser Arbeitgeber aus der Altstadt verschwunden. Zudem hat es der Stadtrat verpasst eine Verbindung zwischen Bülach Nord und der Bülacher Altstadt zu schaffen. Die Abnahme des gesellschaftlichen Lebens ist der Vorbote einer „Schlafstadt“. Will Bülach ein aktives gesellschaftliches Leben, so ist es zentral nicht nur Wohnraum und Beruhigung, sondern auch Aktivität zu schaffen. Und ja, natürlich führt dies zu Emissionen – Verkehr und Lärm.
Die Initiative „Begegnungszone Altstadt“ und der Gegenvorschlag wollen die Autofrequenz in der Altstadt einschränken. Das führt zu einer Schlafstadt Bülach führen und nicht wie von den Initianten behauptet zu einer Belebung. Die Initianten kennen die Entwicklungen in anderen Regionen und müssten sich eigentlich der Konsequenzen ihrer Initiative bewusst sein. Die Vermutung liegt nahe, dass die Initianten – deren Mehrheit in der Altstadt wohnen – primär versuchen Partikularinteressen durchzusetzen. Während derartige Experimente – wir denken an die Sperrung von Quartierstrassen in Zürich – bei einer hohen Angebotsdichte wieder rückgängig gemacht werden können, ist dies in Landregionen schwierig. Einmal geschlossene Läden werden nicht einfach so wieder eröffnen. Deshalb bitte ich alle Einwohner von Bülach am 3. März 2x nein zu stimmen. So haben Gewerbe, Vereine und Bevölkerung die Chance auf ein gutes Miteinander im Zentrum von Bülach.
Dariush Daftarian