Die Initiative „Begegnungszone Bülacher Altstadt“ will die Autos aus dem Stadtzentrum verbannen. Am 3. März stimmen die Bülacherinnen und Bülacher über die Volksinitiative und den Gegenvorschlag ab. Das Gewerbe sagt klar 2x Nein ((zueriunterland24.ch berichtete) Grüne und SP wollen die Begegnungszone Bülacher Altstadt unbedingt.
Zueriunterland24.ch hat mit Dominik Berner, Sektions- und Fraktionspräsident der SP Bülach gesprochen:
Die Gewerbetreibenden sind total gegen eine autofreie Altstadt. Sie befürchten weniger Kundschaft. Warum wollen Sie trotzdem keine Autos mehr in der Innenstadt?
Die Befürchtungen der Gewerbetreibenden sind nachvollziehbar; uns ist bewusst, dass Veränderungen oft Unsicherheit auslösen. Beispiele aus anderen Städten, wie zum Beispiel Liestal, zeigen jedoch, dass eine autofreie Zone in der Innenstadt oft positive Auswirkungen auf das Gewerbe hat. Eine autofreie Altstadt eröffnet ganz neue Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt. Die Bülacher Politik ist hier gefordert, ebenso wie der Verein Bülach Stadt, der in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er in der Lage ist, erfolgreich mit Veränderungen umzugehen oder sogar selbst anzustossen wie zum Beispiel bei der Forderung um Ausweitung des aktuellen Verkehrsregimes bis zum Bahnhof. Wenn die Initiative angenommen wird, bin ich zuversichtlich, dass die Gewerbetreibenden in der Altstadt die neuen Gegebenheiten kreativ nutzen werden.
Bemühungen die Altstadt autofrei zu machen sind fast so alt wie das Auto selber. Gelungen ist es nie. Warum akzeptiert man den Volkswillen nicht?
Wichtige Anliegen brauchen oft lange, um sich durchzusetzen. Die letzte und einzige Volksabstimmung zu dieser Frage liegt meines Wissens 50 Jahren zurück. Seitdem hatte das Volk nie mehr Gelegenheit, seinen Willen zu äussern, doch in der Zwischenzeit hat sich viel verändert, und das Thema ist aktueller denn je. Mit fast 800 Unterschriften liegt nun eine Volksinitiative zur Abstimmung vor – ein deutlicher Ausdruck des Volkswillens. Das Ergebnis der Abstimmung ist selbstverständlich von beiden Seiten zu akzeptieren.
Was spricht für eine Ja zur Vorlage?
Eine lebendige Altstadt für alle, zum Bummeln, Schlendern und Flanieren, zum Rumrennen und Spielen, für den Kaffeeschwatz und fürs «Lädele»: Das wünschen sich viele in Bülach. Die Zeiten ändern sich und der Kurs zur Verkehrsberuhigung der Altstadt wurde bereits Ende der 80er Jahre eingeschlagen, als die Lastwagen aus der Altstadt verbannt wurden. Unsere Mobilität hat sich weiterentwickelt, mit einem dichteren öffentlichen Verkehrsnetz und neuen Fortbewegungsmitteln wie E-Bikes und E-Scootern. Die Altstadt ist gut erreichbar, umgeben von Bushaltestellen und Parkplätzen. Die Sperrung betrifft einen Abschnitt von ca. 300 Metern und nicht wie oft gehört die ganze Altstadt. Alle Querstrassen inkl. Parkplätze sind auch bei einer Annahme der Initiative weiterhin für Autos zugänglich. Selbstverständlich sind für Lieferverkehr, Anwohnende und Menschen mit Beeinträchtigungen Sonderregelungen möglich und allerseits akzeptiert.
Was sagen Sie zum Gegenvorschlag?
Die Initiative ist aus unserer Sicht die bessere Lösung, weil der damit gewonnen Platz effektiv genutzt und die Altstadt als lebendige Zentrum aufgewertet werden kann. Der Gegenvorschlag ist ein Kompromiss, bei dem der Raumgewinn deutlich geringer ausfallen würde; denn die Gestaltung der Marktgasse müsste sich weiterhin nach dem (vormittäglichen) Autoverkehr ausrichten. Dennoch ist der Gegenvorschlag ein Schritt in die richtige Richtung. Wir empfehlen die Annahme sowohl der Initiative als auch des Gegenvorschlags, wobei bei der Stichfrage die Initiative bevorzugt werden sollte.
Wie gross sehen Sie die Chancen für ein Ja?
Die Chancen für ein Ja sind meiner Einschätzung nach sehr hoch. Das Thema wird seit Jahrzehnten diskutiert und scheint ein Bedürfnis vieler Bülacherinnen und Bülacher zu sein. Die Präferenz zwischen Initiative und Gegenvorschlag bei einem Ja kann ich jedoch nicht beurteilen.