Es ist verwirrend. Da ist die Bülacher Altstadt als «Begegnungszone» definiert und mit entsprechenden Schildern gekennzeichnet, dennoch fordert die Initiative, über die wir nun abstimmen, eine «Begegnungszone Bülacher Altstadt». Und der Verein bülachSTADT, der gemäss dereigenen Webseite sogar «eine einheitliche Begegnungszone vom Bahnhof bis zum Untertor» fordert, ist dagegen. Ja, was denn nun?
Die Verwirrung kommt daher, dass die einen den Begriff «Begegnungszone» rein legalistisch, also nur mit Bezug auf die gesetzlichen Bestimmungen, verwenden, während die anderen darunter das verstehen, was man sich in der Alltagssprache vorstellt, nämlich sowas wie ein Dorfplatz, ein Gebiet, das Begegnungen fördert. Das ist nicht unbedingt ein Gegensatz: Vielerorts sind Begegnungszonen so gestaltet, dass sie diesem Bild entsprechen.
Nicht so in Bülach. Unsere Altstadt erfüllt zwar rein rechtlich die Anforderungen an eine Begegnungszone: Die zulässige, wenn auch nicht immer eingehaltene, Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h, Trottoirs und Fussgängerstreifen wurdenaufgehoben und gegen ein, zumindest theoretisches Vortrittsrecht für Fussgängerinnen und Fussgängereingetauscht. Tatsächlich lädt die derzeitige Verkehrssituation im Städtli aber überhaupt nicht zum Verweilen ein.
Wer zu Fuss durch die Altstadt geht, fühlt sich weniger an einen Dorfplatz als vielmehr an den Parkplatz vor einem grossen Einkaufszentrum erinnert: Parkfelder und durchfahrende Fahrzeuge stehen im Zentrum. Wer stehen bleibt für einen Schwatz, steht im Weg und wird bedrängt, wer Kinder dabei hat, darf sie nicht einfach laufen lassen. Die Kulisse ist natürlich viel attraktiver als beim Einkaufszentrum und die Läden wären wesentlich sympathischer. Nur: Wie soll man sich hier entspannen und das alles geniessen?
Trotz der seit Jahren bestehenden Unzufriedenheit mit dieser Situation, halten die Stadt und der Verein bülachSTADT an der Behauptung fest, diese «Begegnungszone» funktioniere bestens. Ich wünsche mir etwas anderes. Ich wünsche mir, dass wenigstens die paar hundert Meter der Marktgasse bis zu Obertor hin wirklich den Fussgängerinnen und Fussgängern gehören und möglichst auch als wirklichen Ort der Begegnung gestaltet werden können.
Die beste Chance dazu: ein doppeltes Ja zu Initiative und Gegenvorschlag und bei der Stichfrage die Initiative bevorzugen
Claudia Forni.