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Krone Regensberg wird ein Stück "einfacher"

Bild: Krone Regensberg
Der neue Küchenchef Michael Schuler will nur noch am Wochenende gehobene Kochkunst servieren.

Gastro-Edelfeder David Schnapp hat die Unterländer Gastrobombe auf dem Gault Millau - Portal platzen lassen. Im "Relais & Châteaux" in Regensberg kommt es zu einem überraschenden Chefkoch-Wechsel. Alessandro Mordasini verlässt die Krone aus uns unbekannten Gründen, Michael Schuler übernimmt und kündigt ein neues Konzept an.

Der ehemalige Sous-Chef vom 18-Punkte-Restaurant Widder und zuletzt Küchenchef im "Alex Lake Zurich" in Thalwil will künftig in der Krone Regensberg von Dienstag bis Donnerstag eine einfachere Küche servieren, am Freitag und Samstag soll es dann ein Sieben-Gang-Menü auf höchstem Koch-Level geben. 

zu24.ch hat bei Gastro-Kritiker David Schnapp nachgefragt. Kann der Strategiewechsel von Michael Schuler aufgehen? Funktionieren kulinarische Höhenflüge und eine einfachere Küche im selben Haus? 

David Schnapp: "Das ist natürlich sehr individuell und von Fragen wie Standort, Geschäftsmodell und Konzept abhängig. Ich höre aber öfter, dass Fine Dining Freitags und Samstags sehr gut läuft, während die Auslastung von Montag bis Donnerstag stark schwankt. Insofern scheint mir der Konzeptwechsel der Krone nachvollziehbar zu sein, ohne etwas über die Hintergründe, Auslastung, Gästestruktur etc. zu wissen."

Michael Schuler startet am 19. März 2024 als neuer Küchenchef im "Relais & Châteaux" in Regensberg. 

 

Regensberg und seiner Krone

Das Städtchen strahlt wie vor Jahrhunderten und ist umgeben von Weinreben. Gegründet hat das Städtchen der Freiherr Lüthold V. von Regensberg im Jahre 1244, welcher damals einen grossen Teil des jetzigen Kantons Zürich regierte. Am Ausläufer des Juras, 200 Meter über dem Unterland gelegen, galt das Städtchen als natürliche Festung und lag nahe der Handelsstrasse. Ausserdem gab es genügend Kalksteine für den Bau einer Stadt. Lüthold hatte sich eine Burg gebaut mit einem Burggraben, einer Zugbrücke und einem Eingang der fast 5 Meter über dem Boden lag. Der unverkennbare Bergfrid, der 21 Meter hohe Rundturm, mit durchschnittlich drei Meter dicken Mauern wurde gleichzeitig mit der Burg errichtet. Der Turm konnte bewohnt werden, es gab eine Küche und Warmluftheizung.

1540 zerstört ein Grossbrand die Oberburg. Nur das Schloss und der Bergfrid bleiben dank einem tiefen Graben verschont. In nur einem Jahr wird die Oberburg wieder aufgebaut.

Die Krone besaß das Tavernenrecht schon vor dem großen Brand vom 9. September 1540. Das Feuer brach damals im Gesellenhaus der Krone aus und die Flammen verbreiteten sich rasend schnell. Da zu wenig Wasser vorhanden war, versuchte der Landvogt mit Wein dem Feuer Herr zu werden. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit haben sich hinter den altehrwürdigen Mauern verschiedene Wirtsleute abgewechselt und viele Gäste haben das Gastrecht genossen. Bis 1870 waren das Bezirksgericht und ein Gefängnis untergebracht. Die Geschichte erzählt uns, dass sich dazumal öfters der Gastwirt als Zeitvertreib Sträflinge aus den Zellen geholt hat um mit ihnen Karten zu spielen, oder ein Glas Wein zu trinken. Im Jahre 1955 erwarb Willi Günthart aus Regensberg die Krone von der Besitzerfamilie Zwinggi.

Bis in die 1970er Jahre war nur der Teil über dem Tor ausgebaut und der Öffentlichkeit als Gastbetrieb zugänglich. Das restliche Gebäude wurde im Jahre 1972 renoviert. 1997 wurde die Krone als Gasthaus endgültig geschlossen. Nach dem verheerenden Brand am 12. September 2011 – fast auf den Tag genau 471 Jahre später seit dem Brand im Mittelalter – hat die Krone am 3. Juni 2015  ihre Tore wieder geöffnet. Nach mehr als 4-jähriger Aufbau- und Renovationsphase erstrahlt dieses wunderschöne, einzigartige Bauwerk im „neuen“ alten Glanz.

Mit viel Herzblut hat die Familie Schäfer das Gebäude als Boutique Hotel Restaurant Krone auferstehen lassen.

Website der Krone Regensberg

David Schnapp arbeitet als Journalist, Kolumnist und Produzent u.a. bei Tages-Anzeiger, SRF, SonntagsZeitung, Die Weltwoche oder GaultMillau-Channel mit Spezialgebieten Kulinarik und Automobil. Er gehört zu den profiliertesten Gastrokritikern der Schweiz

Website von David Schnapp

 

mj