Normalerweise herrscht wohltuende Stille in der Kommentarspalte des Stadtblattes Bülach. Das hat SVP Kantonsrätin Romaine Rogenmoser mit einer Kolumne nun vorübergehend geändert. Ihr Text hat über das Wochenende zu einer verbalen Schlacht der Argumente unter Unterländer Meinungsmacher geführt. Für alle, die die Sonnentage nicht mit der Lektüre lokaler Medien verbracht haben, fasst zu24.ch das dialogische Tiefdruckgebiet am heutigen, regnerischen Montag als launige Retrospektive gerne zusammen:
Romaine Rogenmoser, Kantonsrätin SVP, ereifert sich über eine Aussage von Nato Generalsekretär Jens Stoltenberg („Die Waffenlieferungen aus Deutschland retten Leben“), Sven Patrick Stecher, Präsident der Mitte Unterland und des Bezirkes Bülach attackiert Rogenmoser, worauf Frédéric Clerc - Alt-Gemeinderat der FDP - Stecher „in die Wade beisst“. Stecher sticht zurück. Das Perpetuum Mobile ist angestossen.
Aber der Reihe nach
Romaine Rogenmoser äussert sich, losgelöst jeglicher Einbettung, über die Ethik der Waffe und des Tötens. Soweit verzeihbar. In der Folge findet Rogenmoser es „..verstörend, dass sich in der Wohlfühl-Schweiz offensichtlich jeder als kleiner Kriegsstratege versteht und - im Sofa räkelnd, zwischen Chips und Bier - anmasst, sich über Ereignisse auszulassen, von denen er nicht auch nur annähernd eine realistische Einschätzung haben kann.“ Offensichtlich räumten darauf einige dieser Couch-Strategen Chips und Bier zur Seite und nahmen Rogenmoser aufs Korn. Da bringt es am Schluss Jakob Roost, Dr. Jur. aus Bülach, auf den Punkt: „Die Kolumne von Frau Rogenmoser passt völlig zu dieser widersprüchlichen Haltung ihrer Partei. Ihre Aussagen würde man allerdings eher von einer Unterstützerin der GSoA erwarten und nicht von einer sich als staatstragend fühlenden Parteigängerin“.
Und was war mit dem Geplänkel zwischen FDP und Mitte? Frédéric Clerc kritisierte Sven Patrick Stecher wegen dessen Pointe: „...so retten böse Waffen gute Leben und töten böse Russen, die somit zu guten Russen werden“ und überhöhte dies mit der Unterstellung: „Jeder tote Russe ist ein guter Russe?“ Dann beschwichtigte Clerc weiter, dass es auch kein legitimes Recht gäbe, die Souveränität eines Landes zu missachten. Wieso folgt dieser Aussage dann ein „aber“?: „Aber wenn man die Entwicklung von Europa in den letzten Jahren boebachtet, kann ich mit vorstellen, dass diese Entwicklung aus russischer Sicht als Bedrohung wahrnehmen kann (trotzdem keine Rechtfertigung für den Einmarsch in die Ukraine)…“ Also doch eine Rechtfertigung für die Motive des Einmarsches? In Sven Patrick Stechers Replik trifft Klarheit auf eine gewisse Orientierungslosigkeit in den Grössenordnungen der Diskussion.
Fortsetzung folgt. Ganz sicher.