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Region Kloten
17.04.2024
17.04.2024 05:45 Uhr

Japankäfer bedroht Jubiläumsfeier des FC Kloten

Bild: zvg.
Nächstes Jahr feiert der FC Kloten seinen 75. Geburtstag. Geplant wäre ein grosses Fest. Dieses ist nun in Gefahr.

Der Präsident des FC Kloten, Peter Wartmann, ist eine gelassene, sympathische Natur. Ein Macher mit positivem Drall. Bei ihm ist das Glas immer halb voll. Ganz verloren hat er seinen Optimismus zwar noch nicht, aber der Japankäfer hat bereits arg daran genagt: "Naturrasen ade!  Ab dem 6. Mai darf nur noch auf dem Kunstrasen trainiert und gespielt werden! 30 Teams! 1 Platz!", seufzt Wartmann als zu24.ch ihn auf die Situation anspricht. Die Rasenplätze werden frühestens im Frühjahr 2025 wieder zur Verfügung stehen. 

Letztes Jahr wurde ein Japankäfer in der Zürcher Gemeinde Kloten gesichtet, und es sieht so aus, als hätte er den Winter überstanden. Es wird vermutet, dass sich Larven dieses Schädlings im Boden der Fußballplätze in Kloten befinden, wie der Kanton berichtet. Um eine weitere Verbreitung zu verhindern, werden im Mai Überwachungsfallen in der Region aufgestellt und die betroffenen Rasenplätze abgedeckt. 

Der finanzielle Schaden für den FC Kloten ist gravierend. Und weiterhin gibt es vom Kanton kein Geld. Die Baudirektion zeigt zwar Verständnis für den Frust in Kloten, sieht aber aus rechtlichen Gründen keine Möglichkeit für eine Entschädigung. Nur dank der Unterstützung der Stadt Kloten kommt der FC Kloten einigermassen über die Runden. 

Und dann wäre da noch der 75. Geburtstag des Vereins in einem Jahr. Diese Feierlichkeiten sind aus finanziellen und logistischen Gründen in Gefahr. "Geplant ist, das Fest auf dem Stighag durchzuführen", sagt der FC Kloten Präsident Peter Wartmann. "Ob dies dann so möglich ist, steht in den Sternen. Vieles hängt von den Massnahmen von Bund und Kanton ab. Ansonsten müssen wir einen anderen Austragungsort finden."

Keine Option ist für Wartmann eine Absage: "Mussten wir doch schon im 2020 unser 70jähriges Jubiläum dem Coronavirus opfern." 

In Kloten wurde Mitte Juli 2023 eine kleine Population des Japankäfers entdeckt – die erste nördlich der Alpen. Der gebietsfremde Käfer kann grosse Schäden an Kulturpflanzen und Grünflächen anrichten. Um die Population zu tilgen, sind auch in diesem Jahr verschiedene Massnahmen nötig.

Tilgung des Befalls vom Bund weiterhin als Ziel vorgegeben

Das vom Bund vorgegebene Ziel ist nach wie vor, den Befall in Kloten zu tilgen, solange er noch überschaubar ist. Denn der Japankäfer verursacht grosse Schäden an über 400 Wirtspflanzen, darunter viele landwirtschaftliche Kulturen wie Mais, Obstbäume, Beeren und Reben. Aber auch Bäume, verschiedene Zierpflanzen wie Rosen sowie Rasenflächen nehmen Schaden. Insgesamt werden die potenziellen Schäden in der Schweiz auf mehrere hundert Millionen Franken pro Jahr geschätzt. Erfahrungen aus den USA und aus Italien zeigen, dass die Bekämpfung des Japankäfers schwierig ist, wenn er sich einmal etabliert hat.

Überwachung mit Fallen ab Mai

Bevor die Flugzeit der Japankäfer beginnt, werden ab Mai in Kloten und in den umliegenden Gemeinden Überwachungsfallen aufgestellt. Da sich der Befall im vergangenen Jahr rund um die Sportanlage Stighag in Kloten konzentrierte, ist davon auszugehen, dass sich im Boden der Fussballplätze Japankäferlarven befinden. Die Rasenplätze werden deshalb ab Anfang Mai bis zum Ende der Flugzeit mit Plastikfolie abgedeckt. Diese verhindert, dass allfällige Japankäfer ausfliegen können.

Erneutes Bewässerungsverbot in Kombination mit Lockfläche möglich

Wenn ab Beginn der Flugzeit im Frühsommer Käfer in den Überwachungsfallen gefunden werden, wird erneut ein Bewässerungsverbot für Rasen und Grünflächen im Befallsherd notwendig sein. Denn die Japankäferweibchen legen ihre Eier bevorzugt in feuchten Wiesen oder Rasen ab. Als zusätzliche Massnahme ist deshalb in der Nähe der Fussballplätze eine Lockfläche vorgesehen. Dazu soll ein Feld mit einer Wiese angesät und regelmässig bewässert werden. So entsteht ein günstiger Ort für die Eiablage, während diese im Rest des Befallsherds durch den Verzicht auf Bewässerung nicht attraktiv ist. Dies verhindert, dass sich die Käfer auf der Suche nach geeigneten Eiablageflächen weiter ausbreiten. Der Boden der Lockfläche wird im Herbst mehrfach bearbeitet und mit Fadenwürmern behandelt, damit dort sämtliche Japankäferlarven getilgt werden.

Tilgung primär mit insektizidbehandelten Netzen

Zur Tilgung der herumfliegenden Japankäfer kommen bereits mit Beginn der Flugzeit erneut Fallen zum Einsatz, die mit einem insektizidbehandelten Netz versehen sind. Ein erneuter Einsatz von Insektizid direkt auf den Wirtspflanzen in einem begrenzten Gebiet ist nicht ausgeschlossen, wird aber nur dann durchgeführt, wenn er entscheidend zur Tilgung des Befalls beitragen kann. Eine wissenschaftliche Einschätzung dazu ist erst im Juli möglich, wenn klar ist, wie sich der Befall entwickelt hat. Auch ein erneuter grossflächiger Einsatz von Fadenwürmern, die ab dem Spätsommer gegen allfällige Japankäferlarven im Boden wirken, wird dann festgelegt.

Weiterverbreitung von Larven und allfälligen Käfern verhindern

Nach wie vor gilt, dass Kompost, Pflanzen mit Wurzeln in Erde und Bodenmaterial nicht aus Kloten hinaustransportiert werden dürfen, weil sich darin Larven befinden könnten. Dieses Verbot wird bis auf Weiteres Bestand haben. Falls erste Käfer in den Fallen gefunden werden, darf ab dann auch Grüngut nicht mehr aus Kloten und aus der umliegenden Pufferzone wegtransportiert werden. Diese Massnahmen dienen dazu, die weitere Verbreitung des Japankäfers zu verhindern.

mj