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Region Kloten
25.04.2024
25.04.2024 17:31 Uhr

Kloten will seine Stadt-Bäche retten

Bild: Stadt Kloten
Der Altbach und der Bedenseebach sind extrem schlechte Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Das soll sich nun ändern. Und noch vieles mehr.

Dieses Jahr werden wichtige Weichen gestellt, welche die Stadt Kloten in den nächsten Jahrzehnten stark prägen werden. Die anstehenden Entscheidungen werden aber nicht nur in Kloten, sondern teilweise auf Bundesebene in Bern und auf Kantonsebene in Zürich gefällt. Die Verfahren und Abhängigkeiten sind komplex.

In der Ausgabe des Klotener Anzeigers vom 29. Februar 2024 hat Stadtpräsident René Huber für eine Weiterentwicklung der Stadt Kloten plädiert, damit in Kloten dringend notwendige Wohnungen entstehen können und um die Pendlerströme zu den fast 40'000 Arbeitsplätzen zu reduzieren. Was aber passiert mit den Grün- und Freiräumen? Wie werden das Wachstum und steigende Mobilitätsbedürfnisse in Einklang mit der Natur – unserer Lebensgrundlage – gebracht?

Gemäss Biodiversitätsbericht des Bundes ist der Zustand der Biodiversität in der Schweiz unbefriedigend. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten sind bedroht. Besonders stark beeinträchtigt sind die Gewässerlebensräume. Im Mittelland sind bis zu 40% aller Fliessgewässer mangelhaft. Dies trifft in besonderem Masse auch für die beiden Klotener Bäche, den Altbach und den Bedenseebach, zu.

Der nicht hochwassersicher ausgebaute Altbach weist über lange Strecken ein Kastenprofil mit beidseitigen Mauern und einer gepflästerten Sohle auf. Oberhalb der Mauern folgt ein schmaler Grünstreifen, der unterschiedlich dicht mit Büschen und Bäumen bewachsen ist. Der Altbach erscheint zwar sehr «grün», als Lebensraum ist er aber extrem artenarm.

Der Bedenseebach fliesst ab dem Graswinkel heute mehr oder weniger unterirdisch durch ein Rohr, welches in der Rankstrasse verläuft und bei der Mühlegasse in den Altbach mündet. Der Bedenseebach bildet damit nicht nur ein Hochwasserrisiko, sondern bietet in diesem Abschnitt schlicht keine Lebensräume für Pflanzen und Tiere.

Im Zusammenhang mit der Verlängerung der Glattalbahn sollen die Lebensräume rund um und in den beiden Gewässern stark aufgewertet werden. Dabei wurden aufgrund der bestehenden und zukünftigen Potenziale und in enger Zusammenarbeit mit Fachbehörden und Schutzverbänden Zielarten definiert, welche im Umweltverträglichkeitsbericht zur Glattalbahn-Verlängerung festgehalten sind. Bei der Aufwertung werden zum Beispiel Reptilienstrukturen in Form von Asthaufen und Baumstümpfen erstellt, welche zum Schutz vor Hauskatzen mit stacheligen Schwarzdornbüschen geschützt werden sollen. Schwarzdornbüsche wiederum dienen den Raupen des seltenen Pflaumenzipfelfalters (Schmetterling) als Nahrungsquelle. So entsteht ein wertvolles Ökosystem mitten in der Stadt.

Im Vordergrund steht die ökologische Aufwertung des Altbachs, welcher in Koordination mit der Glattalbahn-Verlängerung, der Velohauptverbindung und der Sicherstellung des Hochwasserschutzes geringfügig verschoben werden muss. Dies ermöglicht es, den Bach für die Natur, aber auch als Naherholungsraum für die Klotenerinnen und Klotener neu zu gestalten und aufzuwerten.

Der Bedenseebach wird auf der Höhe des Ungrüt- und Gwärfiweges in Richtung Steinacker umgelegt, um seine Potentiale auf dem Trassee der ehemaligen «Nordumfahrung Kloten» ausschöpfen zu können. Dadurch entsteht ein über einen Kilometer langer Natur- und Naherholungsraum. Selbstverständlich wird der umgelegte Bedenseebach hochwassersicher ausgeführt, sodass die angrenzenden Quartiere geschützt sind.

All diese Veränderungen haben für Mensch und Natur sehr grosses Potenzial, führen aber verständlicherweise auch zu Vorbehalten und Ängsten. Dies umso mehr, als dass wegen den Arbeiten am Altbach auch grössere Bäume gefällt werden müssen. In der Summe aller Bemühungen und Massnahmen und im Hinblick auf eine wachsende Stadt Kloten ergibt sich aber die einmalige Gelegenheit, Wachstum, Mobilität und Natur in Einklang zu bringen und die Lebensgrundlagen für die zukünftigen Generationen in unserer Stadt zu verbessern, schreibt die Stadt Kloten in einer Mitteilung. 

 

pd/mj