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Region Bülach
16.06.2024
15.06.2024 22:29 Uhr

«Man muss die Altersheim-Führung überdenken»

Bild: Michael Heegewald
Das Podium zur Ersatzwahl für die Behörde für Alters- und Pflegefragen (BAPF) in Eglisau brachte klare Worte und eine überraschende Erkenntnis.

90 Minuten vor dem Anpfiff der Euro 2024 in Deutschland, kam es in der sehr gut besetzen Aula des Schulhauses Städtli Eglisau zum kontroversen Politpodium um die zwei freien Sitze in der Behörde für Alters- und Pflegefragen (BAPF) Am 7. Juli wird gewählt.

Um die freien Sitze kämpfen drei Kandidatinnen und ein Kandidat. Diese haben sich auf Einladung der Interparteilichen Konferenz (IPK) Eglisau, am Freitagabend der öffentlichen Diskussion gestellt.

Vier Kandidierende für zwei BAPF-Sitze

Manfred "Fredi" Rupp. Der parteilose 74jährige Unternehmer (Elektro Rupp) mit seinen erfrischend undiplomatischen Voten. 

Nicole Antener. Für die 52jährige kaufmännische Angestellte wäre es ein Comeback. Die SVP Frau war vor Jahren schon mal Teil der BAPF. 

Dorothee "Dodo" Neuhaus. Die parteilose ehemalige Schulleiterin mit Jahrgang 1955 bringt Behördenerfahrungen aus Kaiserstuhl mit. 

Verena "Vreni" Truttmann Bär. Die pensionierte Schulleiterin und Lehrerin mit Jahrgang 1958 hat Zeit und Ideen für die BAPF. Sie politisiert für die Ortspartei Fokus. 

BAPF steht wegen defizitärem Alterszentrum Weierbach unter Druck

Dass die Behörde für Alters- und Pflegefragen so viel Aufmerksamkeit bekommt ist ungewohnt. Die BAPF ist in erster Linie für die strategische Führung des Alterszentrum Weierbach verantwortlich. Dieses steht finanziell in Schieflage und muss mit höchster Priorität saniert werden. Ausserdem ist es in der BAPF in letzter Zeit zu Rücktritten mit Nebengeräuschen gekommen. Die Ortspartei Fokus Eglisau ist diesbezüglich sogar beim Bezirksrat vorstellig geworden. Auch die bevorstehenden Entscheidungen um eine Wohngruppe für demente Menschen fordert die BAPF. Auf die neuen Behördenmitglieder kommen also einige Herausforderungen zu.

Kritik an der Führung des Alterszentrum Weierbach

Besonders intensiv diskutiert wurde das defizitäre AZW. Kandidat Fredi Rupp nahm kein Blatt vor den Mund. Er kritisierte die aktuelle AZW Führung frontal und forderte, dass auch eine Neubesetzung des aktuellen Managements kein Tabu sein dürfe. Die Geschäftsleitung sei schliesslich für die Einhaltung des Budgets verantwortlich.

Kandidatin Verena Truttmann Bär von der Ortspartei Fokus Eglisau wurde vom Moderator auf die teilweise heftigen Angriffe der Partei gegen die BAPF Präsidentin Regula Peter (SVP) angesprochen. Ob sie unter diesen belasteten Vorzeichen überhaupt konstruktiv mit Peter zusammenarbeiten könnte? Truttmann Bär bejahte. Sie habe keine Probleme mit Regula Peter als Person. Als Teil diese Behörde wäre sie mit in der Verantwortung und würde auf eine konstruktive Lösungsfindung hinarbeiten.

Die parteilose Kandidatin Dodo Neuhaus unterstrich die Wichtigkeit, mit allen Playern zusammen zu arbeiten. Sie positionierte sich in der Diskussion als integrative Person, die es versteht verschiedene Interessensgruppen auf eine gemeinsame Linie und einen gemeinsamen Weg zu bringen. Als Schulleiterin habe sie diese Fähigkeit häufig unter beweis stellen müssen. 

Nicole Antener von der SVP markierte Entschlossenheit. Anpacken sei ihr Motto. Sie wolle sich für die Bedürfnisse der AZW-Bewohnenden gleichermassen Einsetzen wie für die Mitarbeitenden. Und immer wieder führte sie auch ihre Erfahrung in der Behördentätigkeit ins Feld. Sie wisse was auf sie zukomme, schliesslich sei sie selber von 2002 bis 2009 die Vorsteherin der BAPF gewesen. 

Eine konkrete Strategie, wie das AZW in die schwarzen Zahlen geführt werden solle, hatte niemand aus dem Kandidatenfeld. Alle wollen, sollten sie gewählt werden, zuerst eine Auslegeordnung machen und sich auch auf Experten-Berichte stützen. Grundtenor: Expertenberichte sind wichtig und nötig, aber denken muss man selber. 

Leuenbergers Schlusspunkt

Im Publikum sass auch FDP Eglisau Vorstands-Mitglied Hansruedi Leuenberger. Er meldete sich ganz am Schluss der Fragerunde und stellte die Existenzberechtigung der BAPF in Frage. Dass die hochkomplexen Herausforderung rund um das AZW von einer Laienbehörde statt von Profis auf Verwaltungsstufe angegangen werden sei nicht mehr zeitgemäss. Man müsse über ein Ende der Behörde für Alters- und Pflegefragen und nachdenken. 

Widerspruch auf Leuenbergers Votum gab es keinen. Selbst das Podium nickte. Verena Truttmann Bär sagte zu Leuenberger und dem Publikum, man müsse tatsächlich gegenüber solcher Veränderungen und Professionalisierungen offen sein und alle Optionen prüfen.

Prominente Eglisauer:innen im Publikum

Die Diskussion am Freitag lockte auch zahlreiche bekannte Eglisauer Persönlichkeiten in die Aula des Schulhauses Städtli. Gemeinderätin und BAPF Präsidentin Regula Peter liess es sich nicht nehmen, die Diskussion um ihre Behörde live vor Ort mitzuverfolgen. Chapeau. Schulpräsidentin und Gemeinderätin Sandrine Haas gab sich die Ehre. Künstler und Bildhauer Ruedi Mösch war da. Ex Gemeindepräsident Peter Bär unterstützte seine Frau Vreni Truttmann Bär. FDP-Präsident Michael Heegewald attestierte den Kandidierenden "gesunder Menschenverstand". RPK-Mitglied Yannick Maag kam ohne Taschenrechner. Der Präsident "die Mitte Unterland" Sven Patrick Stecher setzte sich bescheiden in die letzte Reihe. Er übernimmt Ende Monat das IPK Präsidium von GLP-Präsident Klaus Vogel. Vogel, der das Podium zusammen mit der IPK hervorragend organisierte, freut sich auf die Stabsübergabe. Auf die Frage von zu24.ch ob er nicht ein hervorragender Gemeinderat wäre, winkte er lachend ab. Wie alle smarten Politiker mit grossem Potential. 


mj