An der Generalversammlung des Katholischen Medienzentrums in Zürich eskalierten die Ereignisse am Donnerstagabend. Der Verein führt das Medienportal kath.ch. Der vierköpfige Vorstand wurde ausgewechselt und mit sechs neuen Leuten ersetzt - vier davon waren an der Versammlung nicht dabei.
Heftige Grabenkämpfe
Die Hintergründe legt der «Tages Anzeiger» in seiner Ausgabe vom Freitag dar: «Seit die Studie der Uni Zürich zu über 1000 Missbrauchsopern im Herbst veröffentlicht wurde, kommt es in der katholischen Kirche zu heftigen Grabenkämpfen».
Der bisherige Kommunikationschef der Zürcher Kantonalkirche, Simon Spengler, spricht in der Zeitung von einem «Putsch». Als er die Vorschläge der Kirchenoberen für den Vorstand sah, reichte er am Mittwoch seinen Rücktritt ein. Kurz vor der GV zog auch der bisherige Präsident des Vorstands seine erneute Kandidatur zurück.
Streit um Chefredaktion
Die Neubesetzung der Chefredaktion von kath.ch sorgt seit diesem Frühling für Streit. Während der alte Vorstand eine Historikerin als Co-Chefredaktorin vorschlug, verwehrten ihr die Bischöfe die Ernennung.
Dafür ernannten die Kirchenoberen Christian Maurer zum Direktor und Chefredaktor. Der frühere Tamedia- und «Blick»-Redaktor steht bei einem Teil des Redaktionsteams in der Kritik, wie die Zeitung weiter schreibt.
Kritische Berichte verhindert
Eine langjährige Diskussionskultur im Team sei durch «autoritäres Gehabe» ersetzt worden, heisst es in einem internen Mail. Auch würden kritische Berichte aus dem Medienspiegel von kath.ch entfernt.
Maurer sagte auf Anfrage des «Tages-Anzeigers», dass der Vorwurf absurd sei. Es werde begrüsst, dass es wieder eine Führung gebe.
Die Bischofskonferenz windet sich
Die Bischofskonferenz drückt sich um eine klare Haltung: Es würden alle geschätzt, die in der Kirche einen konstruktiv-kritischen Geist einbringen und ihre Aufgaben professionell erfüllen.