Das Katzenelend wächst und wächst. Mit Katze Romina aus dem Zürcherischen Rafz verzeichnete die Tierschutzorganisation NetAP im Juli 2024 die viertelmillionste Kastration weltweit seit der Gründung. Doch trotz dieses erfreulichen Meilensteins in Sachen Leidverhinderung bleibt das Elend ungebrochen gross – leider auch in der Schweiz.
Grosses Leid auch bei uns
Leid verhindern, bevor es entsteht, ist der Leitsatz der Schweizer Tierschutzorganisation NetAP. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Organisation vor allem auf umfassende Kastrationsprogramme in der Schweiz und im Ausland. Während das Hunde- und Katzenleid in den Ländern Ost- und Südeuropas zum Alltag gehören, ist das Elend der Katzen in der Schweiz zwar nicht im gleichen Mass sichtbar, deswegen aber nicht weniger gross.
Politik macht nichts
Bundesbern hat das Problem des Katzenelends in der Schweiz längst erkannt. Allein, es fehlt der Wille, etwas daran zu ändern. Man verlässt sich darauf, dass nicht staatliche Organisationen wie NetAP dafür sorgen, dass das Tierleid nicht komplett ausartet. Damit schützt es einzig die gleichgültigen Verursacher des Problems.
Etwa 1.9 Millionen Katzen leben heute in Schweizer Haushalten. Tendenz steigend. Eigentlich müssten es viel mehr Tiere sein. Katzen sind sehr fruchtbar und vermehren sich entsprechend rasant. Aus einem einzigen Katzenpaar können innert 10 Jahren theoretisch 80 Millionen Katzen entstehen.
Mangels einer staatlichen Kastrationspflicht wird sowohl in Privathaushalten als auch auf Höfen laufend vermehrt. Doch viele dieser Katzenkinder werden kaum älter als ein paar Tage.
200'000 getöteten Kätzchen pro Jahr
Katzen-Tötungen sind auch in der Schweiz an der Tagesordnung. Erschlagen, ertränken, erschiessen, vergiften, ersticken oder verhungern lassen sind dafür gängige Methoden. Neuste Hochrechnungen gehen von 200'000 getöteten Kätzchen pro Jahr aus. Eine Schande für ein Land, das sich stets für sein angeblich gutes Tierschutzgesetz lobt.
Die Katzenhaltung boomt in der Schweiz. Ein Grossteil der Halter macht sich aber kaum Gedanken über die Bedürfnisse dieser Tiere. An jeder Ecke bekommt man herzigen Katzennachwuchs und den damit verbundenen kurzzeitigen Jö-Effekt kostenlos oder für wenig Geld. Passt das Tierchen dann nicht mehr in die aktuelle Lebensplanung, macht es zu viel Dreck oder verursacht plötzlich Mehr- oder unerwartete Kosten, wird es behandelt, wie man mit «Billigware» umgeht: Es wird entsorgt.
Auch Aussetzen ist wieder «in»
Aussetzen ist wieder hoch im Trend, insbesondere in den Sommermonaten, wenn die Ferien vor der Türe stehen und ein Cat-Sitter nicht verfügbar oder zu teuer ist. Da die Tierheime längst das ganze Jahr übervoll sind und/oder für die Abgabe eines Tiers eine – in den Augen der Tierhalter – «Entsorgungsgebühr» verlangen, kommen der Bauernhof, Schrebergarten oder der Wald doch sehr gelegen. Irgendjemand wird dem Tier dann schon Futter hinstellen oder die Natur «regelt» es.
Paradoxerweise werden Tierschutzorganisationen und seriös arbeitende Tierheime beschimpft, weil sie nicht jedem ungeprüft ein Kätzchen aushändigen wollen. Dabei könnten aktuell zum Beispiel rote Weibchen hundertfach vermittelt werden. «Man sucht sich ein Kätzchen wie ein Pullover aus», stellt Esther Geisser, Präsidentin von NetAP fest. «Nicht etwa der Charakter ist massgeben, sondern die Farbe gibt den Ausschlag!», bedauert sie.