Im Zürcher Unterland, wie im gesamten Kanton Zürich, spitzt sich die Wohnungsnot weiter zu. Eine aktuelle Analyse des Zürcher Amtes für Wirtschaft zeigt, dass die Region nicht genügend neue Wohnungen bereitstellt, um mit dem stetigen Haushaltswachstum Schritt zu halten. Der Druck auf Wohnungssuchende nimmt daher stark zu, während langjährige Mieter oft kaum von den steigenden Mietpreisen betroffen sind.
Der Kanton Zürich verzeichnet ein jährliches Haushaltswachstum, das bis 2040 durchschnittlich 7.600 neue Wohnungen erfordert. Besonders im Zürcher Unterland, das in den letzten Jahren stark gewachsen ist, hinkt die Wohnbautätigkeit hinterher. Zwar gibt es in einigen Gemeinden höhere Leerstände, aber auch hier nimmt die Knappheit spürbar zu. Die sogenannte Leerwohnungsziffer, die das Verhältnis zwischen leerstehenden Wohnungen und dem Gesamtbestand misst, sank im Kanton Zürich seit 2019 fast um die Hälfte. Während die Leerwohnungsziffer in der Stadt Zürich bei extrem niedrigen 0,07% liegt, sind es in der Oberländer Gemeinde Uster beispielsweise 1,84%. Diese regionalen Unterschiede zeigen, dass es auch im Unterland Gemeinden gibt, die stärker von der Knappheit betroffen sind.
Trotz der hohen Nachfrage verlangsamt sich die Bautätigkeit. Die Verzögerungen in der Bewilligungspraxis und steigende Baukosten machen den Bau neuer Wohnungen immer weniger attraktiv. Hinzu kommt, dass die Zinsen in den letzten Jahren stark gestiegen sind, was Bauprojekte zusätzlich verteuert. Besonders die strengeren Bauvorschriften, die eine Verdichtung nach innen statt nach außen bevorzugen, erschweren die schnelle Umsetzung von Neubauprojekten.
Für Wohnungssuchende hat dies gravierende Folgen. Die Mietpreise für neu ausgeschriebene Wohnungen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im gesamten Kanton Zürich lagen die Angebotsmieten Ende 2023 um 20% höher als noch 2010. Während langjährige Mieter durch das Schweizer Mietrecht und den in den letzten Jahren niedrigen Referenzzinssatz geschützt wurden und sogar von Mietsenkungen profitierten, trifft es Neuankömmlinge besonders hart.
Die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt betreffen nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Wirtschaft. Die Knappheit an Wohnraum beeinträchtigt die Attraktivität der Region für Fachkräfte, die zunehmend Schwierigkeiten haben, geeignete Wohnungen zu finden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind verstärkte Anstrengungen nötig, um den Bau von neuen Wohnungen zu fördern und die regionale Bautätigkeit zu steigern. Nur so kann langfristig sichergestellt werden, dass das prognostizierte Haushaltswachstum bewältigt wird.
Die politischen und wirtschaftlichen Akteure stehen vor der dringenden Aufgabe, Lösungen zu finden, um die Wohnungsnot zu entschärfen. Innovative Konzepte wie eine schnellere Vergabe von Baubewilligungen, finanzielle Anreize für Neubauten und eine Anpassung der Bauvorschriften könnten hier entscheidende Fortschritte bringen.