Die geplante Transformation des Steinacker-Quartiers in Kloten, ein bisheriges Industriegebiet, in ein Wohn- und Mischquartier für rund 7000 Personen sorgt für in der Flughafenstadt für intensive Diskussionen. Nach dem positiven Entscheid des Stadtparlaments wurde im Sommer erfolgreich ein Referendum eingereicht. Am 24. November sind die Stimmberechtigten aufgefordert, über das Projekt abzustimmen. Einerseits muss über die neue Richtplanung in Kloten und zweitens über die Anpassung der Bau- und Zonenordnung entschieden werden. Im Stadtrat waren beiden Abstimmungen parteiübergreifend eine klare Sache zugunsten der Neugestaltung des Quartiers, und der Stadtrat hat sich inzwischen aktiv in die Diskussion eingeschaltet und tritt den Bedenken des Bürgerkomitees entgegen, das unter anderem Steuererhöhungen und Verkehrszunahmen befürchtet.
Die Gegner, organisiert im Bürgerkomitee „Grossstadt-Nein“, haben eine umfassende Kampagne gestartet und argumentieren gegen das Projekt mit möglichen Folgen für das Verkehrsaufkommen und zusätzliche Steuern. Ihrer Ansicht nach ist das Verkehrsnetz im Gebiet Steinacker bereits stark beansprucht, und eine Umnutzung zu einem Wohnquartier könnte diese Belastung noch verstärken. Zudem sieht das Komitee die Gefahr, dass notwendige Infrastrukturinvestitionen für neue Einrichtungen, wie Schulen oder Sportanlagen, Steueranpassungen erforderlich machen könnten. Der Erhalt der Grünflächen entlang des Altbachs, die durch den Bau der Glattalbahn gefährdet sein könnten, ist ebenfalls ein zentrales Anliegen des Komitees.
Stadtrat wirbt für Projekt und widerlegt Kritikpunkte
Der Stadtrat setzt sich für das Vorhaben ein und hat auf der Website der Stadt Kloten einen Appell zu einem fairen Abstimmungskampf veröffentlicht https://www.kloten.ch/aktuellesinformationen/2280091. Die Stadt betont, dass der Ausbau im Steinacker dringend benötigten Wohnraum schaffen und die geringe Leerstandsquote von 0,5 Prozent verbessern könnte. Finanzielle Risiken sieht der Stadtrat nicht: Kürzlich wurde sogar eine Steuerreduktion beantragt, und ein unabhängiges Gutachten zeigt auf, dass das Projekt langfristig finanziell positiv sein könnte.
Das Bürgerkomitee befürchtet eine massive Verkehrsbelastung, der Stadtrat strebt neue Grünflächen im Steinacker-Quartier an
Auf die Verkehrssituation eingehend, stellt der Stadtrat klar, dass das Steinacker-Gebiet bereits durch die zahlreichen Gewerbebetriebe stark belastet sei. Durch die Entwicklung eines Quartiers mit einem Fokus auf autoarmes Wohnen und einer besseren Anbindung an alternative Verkehrsmittel könne der Verkehr auf dem aktuellen Niveau gehalten werden. Mehrere Gutachten und Simulationen würden diese Prognose unterstützen.
Auch das Thema Grünflächen hat der Stadtrat aufgegriffen. Laut Stadtregierung wird das Projekt nicht direkt zu einer Reduktion des Baumbestands am Altbach führen. Geplante Massnahmen sollen neue Grünflächen schaffen. Der Stadtrat weist zudem darauf hin, dass die Glattalbahn ein Projekt des Kantons ist und daher nicht Teil der aktuellen Abstimmungsvorlage.
Separate Informationsveranstaltungen beider Lager
Im Vorfeld der Abstimmung führten beide Seiten getrennte Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung durch. Das Bürgerkomitee lud am Montag, den 28. Oktober, ins reformierte Kirchgemeindehaus ein. Das überparteiliche „2 x Ja“-Komitee der Befürworter veranstaltete seinen eigenen Infoabend am 30. Oktober, ebenfalls im Kirchgemeindehaus. Eine gemeinsame Diskussion kam daher nicht zustande. Auf die Frage, warum das Bürgerkomitee (früher Referendumskomitee) nicht am Infoabend der Gegenseite teilnahm, verwies Hansjörg Hofmann auf die eigene Veranstaltung am 28. Oktober. Diese sei zielführender gewesen. Zudem war das Komitee bei Parteiveranstaltungen der FDP, SVP und SP vertreten, stellte das Anliegen vor und stand für Fragen zur Verfügung.
Während die einen im Projekt Steinacker eine Chance für neuen Wohnraum und nachhaltige Entwicklung sehen, befürchten andere zusätzliche Belastungen durch steigende Steuern, Verkehrsprobleme und den Verlust von Grünflächen. Die Klotener Bevölkerung wird am 24. November über ein für die Stadt Kloten bedeutendes und zukunftsweisendes Projekt entscheiden. Ob sich die Tonart der Befürworter und Gegner bis zum Abstimmungstermin weiter verhärtet, ist anzunehmen.