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Region Bülach
11.11.2024
09.11.2024 15:21 Uhr

Das Ende einer Ära: «Mona Brot» ist bald Geschichte

Mona Mühlemann vor ihrem Ofen
Mona Mühlemann vor ihrem Ofen Bild: Marc Jäggi
Am 14. Dezember erlischt der Ofen in Mühlemanns Brotstube an der Wilerstrasse in Eglisau für immer. Eine Geschichte über Hingabe, Wandel und neue Träume.

Wenn die Eglisauer Bevölkerung vom "Mona Brot" schwärmt, klingt dies stets wie ein Gütesiegel für besonders herausragende Bäckerkunst. Mona Mühlemann hat Generationen mit ihrem legendären "Mona Brot" versorgt und betört. Über Jahrzehnte brachte sie ihre frischen Laibe direkt zu den Kundinnen und Kunden – mehr als nur eine Lieferung, es war immer auch ein Stück menschliche Wärme und zuverlässige Beständigkeit. Nun ist Schluss. Am 14. Dezember wird ihr Ofen ein letztes Mal brennen und dann für immer erlöschen. 

 

Auch Stunden nach dem Backen ist der Ofen noch warm Bild: Marc Jäggi

Die Arbeit von Mona ist mehr als nur ein Job - sie ist Berufung und tägliche Hingabe. Unter der Woche steht die gelernte Textilverkäuferin und Bäuerin morgens um 4 Uhr in ihrer Brotstube. Samstags beginnt der Tag bereits mitten in der Nacht. Rund 150 Wochenend-Zöpfe sollen rechtzeitig auf dem Frühstückstisch der Abonnenten stehen. Jahr für Jahr verarbeitet Mona 13 Tonnen Mehl und schafft es, jedem Laib und jeder Lieferung das Gefühl von echter Nähe und Engagement mitzugeben.

Doch nun ist es Zeit für eine Veränderung. Mona und ihr Mann Erwin verlassen ihre Wohnung im Bauernhaus und ziehen innerhalb des Wilerquartiers in ein Generationenhaus. Ein radikaler Schnitt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schliesst Mona das Kapitel „Mona-Brot“. Die letzten sechs Wochen werden hart, sagt sie zu zueriunterland24. Ihre langjährige Mitarbeiterin ist durch eine Schulteroperation ausser Gefecht gesetzt. Jetzt muss Mona Mühlemann alleine durch die letzten Backtage ihrer Karriere.

Blick in die Backstube von Mona Bild: Marc Jäggi

"Einfach positiv in die Zukunft blicken!", sagt Mona mit einem Lächeln. Mit diesem Satz tröstet sie natürlich auch ein wenig sich selber. Gebraucht wird sie in Eglisau auch nach der Brot-Ära. So widmet sie sich weiterhin der Kinderbetreuung im Hort, übernimmt sogar mehr Stunden und bleibt so tief verwurzelt in der Eglisauer Gemeinschaft. Aber auch auf ein Stück mehr Ruhe und Freizeit freut sich Mona. Länger schlafen, Turnstunden besuchen, das Schwyzerörgeli spielen – all das wartet auf sie. Vor allem aber möchte sie sich weiterhin und vermehrt liebevoll um ihre Mutter kümmern, ein Versprechen, das sie einst ihrem Vater gegeben hat.

Die langen Nächte am Backofen und die strapaziösen Autofahrten lässt Mona Mühlemann gerne hinter sich. Die Begegnungen mit den Menschen jedoch, werden ihr fehlen. Und umgekehrt. Für ihre Kunden war es mehr als nur Brot und Zöpfe. Es waren Momente des Austauschs, kleine Lichtblicke im Alltag. Monas Abschied wiegt schwer – ein vertrautes Ritual endet. Doch sie spürt: Es ist der richtige Zeitpunkt.

Der letzte Tag in der Backstube wird tränenreich, das weiss Mona. Doch sie geht mit offenem Herzen und voller Zuversicht in das nächste Kapitel. „Aufhören, wenn die Freude noch da ist – das ist das Schönste“, sagt sie.

Eglisau verliert eine Institution – die Frau, die mit Herz und Mehl für Genuss und Wärme sorgte. Es bleiben Erinnerungen und Dankbarkeit. Und ein Abschied, der zugleich ein Neuanfang ist. Danke Mona. 

 

 

mj