Klotens Stadpräsident René Huber zur Abstimmungsniederlage: „Wir geben nicht auf“
Nach dem Abstimmungswochenende zeigt sich Klotens Stadpräsident René Huber enttäuscht über die Ablehnung des Projekts „neues Steinackerquartier“ und die tiefe Stimmbeteiligung von rund 40 %, trotz der Bedeutung der Vorlage. Im Interview äussert er sich zur Abstimmung und den Konsequenzen.
René Huber: "Wir stehen vor einem Scherbenhaufen!"
Petrer Wick, ZU24.ch: Wie gross ist die Enttäuschung nach dem „Nein“ zum „neuen“ Steinackerquartier?
René Huber: Das Resultat ist besser ausgefallen, als ich persönlich befürchtet habe. Trotzdem bin ich natürlich enttäuscht. Das Bürgerkomitee hat uns einen Scherbenhaufen vor die Füsse geworfen, ohne selber konstruktive Lösungsvorschläge zu machen. Kloten hat eine Riesenchance vergeben, die dringendsten Herausforderungen zu lösen. Der Entwicklungsdruck auf die bestehenden Quartiere wird zunehmen und die Wohnungspreise für viele noch unerschwinglicher. Auch Themen wie Ökologisierung und Durchgrünung werden jetzt nicht zeitnah angegangen werden können.
Petrer Wick, ZU24.ch: In einem ersten Résumé: Was hat die Stadt eventuell nicht richtig gemacht – war die Vorlage zu komplex – wo sehen Sie die Probleme?
René Huber: Es ist uns nicht gelungen, die unwahren Behauptungen der Gegner zu entkräften. Das Bürgerkomitee hat geschickt mit Schlagwörtern und Angstmacherei agiert und die BZO-Abstimmung zu einer Glattalbahnabstimmung heraufbeschworen. Es ist simpel, Ideen in den Dreck zu ziehen. Ich habe nicht einmal ansatzweise alternative Vorschläge gesehen. Die Vorlage war nicht einfach zu verstehen. Alle, die sich intensiv damit befasst haben, konnten aber überzeugt werden. Dass in unserer Demokratie auch die Nichtinformierten abstimmen dürfen, muss man akzeptieren.
René Huber: "Der von den Gegnern heraufbeschworene Verkehrskollaps ist bereits Tatsache!"
Petrer Wick, ZU24.ch: Wo war der wunde Punkt in der Vorlage – war es das Argument „Verkehr“?
René Huber: Der heraufbeschworene Verkehrskollaps ist bereits Tatsache. Der Grund liegt im schweizweiten Bevölkerungswachstum. Darauf hat Kloten keinen Einfluss. Die nun weiterhin geltende alte BZO lässt mehr Parkplätze und somit Autoverkehr zu, als die abgelehnte Neuregelung. Die Verlängerung der Glattalbahn wird in den Steinacker führen. Damit liegt es auf der Hand, dass dort auch der Hauptteil der Bevölkerungszunahme stattfinden soll.
Petrer Wick, ZU24.ch: Das Volk hat gesprochen und dies ist zu akzeptieren – begräbt der Stadtrat weitere Pläne – wie ist das weitere Vorgehen?
René Huber: Wir haben das Spiel knapp in der Verlängerung verloren, aber noch lange nicht die Meisterschaft und geben nicht auf. Es gilt nun, das Abstimmungsresultat zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir kommen nicht darum herum, uns mit den anstehenden Herausforderungen zu beschäftigen. Wer den Glauben an die Zukunft aufgibt, hat aufgehört zu leben.
Petrer Wick, ZU24.ch: Wie kann Kloten ohne das Steinacker-Nein sowohl im Bereich günstigen Wohnraum als auch im Gewerbe wachsen?
René Huber: Das Gewerbe hat auch im heutigen Steinacker genügend Platz, diesen aber in den letzten Jahrzehnten nicht beansprucht. Für die Entlastung der Wohnraumsituation kann vielleicht das Bürgerkomitee konstruktive Lösungen vorschlagen.
Der Ausbau der Glattalbahn hat nichts mit der letzten Abstimmung zu tun
Petrer Wick, ZU24.ch: Könnte das "Nein" Auswirkungen auf den Ausbau der Glattalbahn haben?
René Huber: Das entscheidet weder die Stadt Kloten noch die VBG, sondern alleine der Kanton (ZVV). Dessen Strategie sieht einen Ausbau bis zum Bahnhof Bassersdorf vor. Da kann man Kloten nicht einfach auslassen.