Selten hat eine Gemeindeversammlung in Eglisau so viel Zündstoff geboten wie jene vom Dienstagabend. Unter den 86 Anwesenden sorgte vor allem Pfarrer Andreas Weber für Aufsehen: Er setzte sich erfolgreich dafür ein, dass Todesanzeigen wieder kostenlos an alle Haushalte verteilt werden – gegen den ausdrücklichen Widerstand des Gemeinderats.
Mit leidenschaftlichem Appell und kreativen Sparvorschlägen beantragte Weber, 15'000 Franken ins Budget aufzunehmen. „Ein Klacks“, wie er betonte. Seine Kritik am Gemeinderat war scharf: Die bisherigen Antworten auf seine Anfrage seien lediglich „Copy-Paste-Arbeiten“ gewesen. Mit überwältigendem Mehr wurde Webers Antrag angenommen. Die Todesanzeigen werden künftig wieder gratis verteilt.
Doch das war nicht die einzige hitzige Debatte des Abends.
Jürg Hugelshofer versuchte eine Steuererhöhung um 1 % durchzusetzen. Sein Argument: Mit mehr Einnahmen müssten keine kleinen Beträge an falschen Stellen eingespart werden. Gemeindepräsident Roland Ruckstuhl zeigte sich unnachgiebig und sprach sich vehement dagegen aus. Er appellierte an die Solidarität mit weniger wohlhabenden Bürgern und kritisierte Hugelshofers Antrag als nicht durchdacht.
Die Abstimmung fiel eindeutig aus: 50 Stimmberechtigte lehnten die Steuererhöhung ab, nur 23 stimmten dafür. Der Steuerfuss bleibt bei 113 %.
Budget angenommen – trotz knapper Entscheidung
Trotz finanzieller Engpässe und Rekordinvestitionen wurde das Budget 2025 deutlich angenommen. Lediglich drei Stimmen waren dagegen. Überraschend war hingegen die Abstimmung über einen Budgetänderungsantrag: Der Gemeinderat und die Rechnungsprüfungskommission hatten sich klar gegen zusätzliche 40'000 Franken für eine Bevölkerungsbefragung ausgesprochen – die Stimmbevölkerung beschloss dennoch mit 43 zu 35 Stimmen, das Geld freizugeben.
Gemeinderatspräsident mit gewohnter Schärfe
Zum Abschluss der hitzigen Versammlung demonstrierte Gemeindepräsident Roland Ruckstuhl Einigkeit im Gemeinderat. Er lobte seine Kolleginnen und Kollegen für ihre Arbeit und ihre Haltung in den Debatten. Gleichzeitig konnte er sich Seitenhiebe gegen Kritiker nicht verkneifen – ein Stil, den man von ihm kennt. Ob Ruckstuhl mit dieser Art die Akzeptanz in der Bevölkerung fördert, bleibt abzuwarten. Die Meinungen über seinen Auftritt dürften auch nach diesem Abend gespalten bleiben.
Eine leise Versammlung war das nicht – auch wenn nur 86 Stimmberechtigte teilnahmen. Eglisau hat erneut gezeigt: Politik lebt von Engagement und klaren Meinungen.