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14.12.2024

«Last Christmas» – vom Herzschmerz-Hit zur Weihnachtsikone

Jedes Jahr, pünktlich zur Vorweihnachtszeit, kehrt der Song zurück, um uns mit seinem Ohrwurm-Refrain zu beglücken – oder, je nach Perspektive, zu quälen
Jedes Jahr, pünktlich zur Vorweihnachtszeit, kehrt der Song zurück, um uns mit seinem Ohrwurm-Refrain zu beglücken – oder, je nach Perspektive, zu quälen Bild: Archiv
Stephan Ziegler, bekennender «Last Christmas»-Fan, nimmt Sie mit auf eine Reise durch die mehr oder weniger zufällige Entstehung und den ungebrochenen Erfolg des Kultsongs von Wham!, der heuer sein 40. Jubiläum feiert.

Es war einmal im Jahre 1984, als zwei junge britische Musiker namens George Michael und Andrew Ridgeley, besser bekannt als Wham!, beschlossen, der Welt ein Weihnachtsgeschenk zu machen – eine schmachtende Ballade über Herzschmerz, verpackt in ein klingendes Synthesizer-Bett. Der Schreibende war damals 16 Jahre alt und lag damit mitten in der Zielgruppe des Songs.

Heute, 40 Jahre später, ist «Last Christmas» mehr als nur ein Lied. Es ist ein Phänomen, ein jährliches Ritual, eine globale Obsession. Aber wie kam es dazu, dass ein Song über gescheiterte Liebe das Weihnachtsgefühl schlechthin verkörpert?

Die Entstehung: Schnell, einfach, genial

George Michael soll den Song angeblich an einem einzigen Nachmittag komponiert haben. Die Melodie ploppte ihm in den Kopf, als er im Haus seiner Eltern sass – kein Studio, kein Aufwand, nur ein Keyboard und ein geniales Gespür für Pop. Es dauerte nur wenige Stunden, und «Last Christmas» war geboren.

Manche sagen, der Song sei eine göttliche Eingebung gewesen, andere behaupten, es war pures Handwerk, wieder andere sehen in ihm einen teuflischen Anschlag auf den guten Geschmack. Was sicher ist: Der eingängige Refrain hat sich direkt ins kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt.

Der Text: Herzschmerz unterm Mistelzweig

Die Geschichte? Einfach, aber universell: Der Protagonist schenkte letztes Weihnachten sein Herz, nur um am nächsten Tag bitter enttäuscht zu werden. Doch statt Tränen gibt es Hoffnung: «This year, to save me from tears, I'll give it to someone special.»

Es ist genau diese Mischung aus Kitsch und Katharsis, die den Song so unwiderstehlich macht. Wer hat nicht schon einmal die bittere Enttäuschung einer unerwiderten Liebe gespürt, gerade zur Weihnachtszeit? Der Schreibende mitten der 1980er-Jahre auf jeden Fall ...

Der Erfolg: Ein Schnee(ball)system

Ironischerweise erreichte «Last Christmas» in Grossbritannien nie Platz 1 der Charts – 1984 wurde der Song vom unüberwindbaren «Do They Know It’s Christmas?» von Band Aid blockiert.

Aber das war nur der Anfang: Jedes Jahr, pünktlich zur Vorweihnachtszeit, kehrt der Song wie ein treuer alter Freund zurück, um uns mit seinem Ohrwurm-Refrain zu beglücken – oder, je nach Perspektive, zu quälen.

Streamingdienste, Radiosender und Supermärkte sorgen dafür, dass der Song nicht nur überlebt, sondern jährlich neue Rekorde aufstellt.

Das Geheimnis des Erfolgs: Nostalgie trifft Perfektion

Warum ist «Last Christmas» auch nach 40 Jahren das beliebteste Weihnachtslied? Vielleicht liegt es an der perfekten Mischung aus bittersüsser Melancholie und festlichem Glanz.

Der Synthie-Sound der 1980er verleiht dem Lied eine zeitlose Qualität, während der Text universelle Themen anspricht: Liebe, Verlust und die Hoffnung auf einen Neuanfang. 

Es ist ein Weihnachtslied, das sich sowohl für die fröhliche Feier als auch für das einsame Schluchzen vor dem Kamin eignet.

Der Mythos: Von Whamageddon bis zur Ewigkeit

Heute gibt es um den Song einen regelrechten Kult. Das Spiel «Whamageddon», bei dem Teilnehmer versuchen, möglichst lange in der Adventszeit zu überleben, ohne den Song zu hören, hat «Last Christmas» Kultstatus verliehen.

Und dann gibt es da noch die Covers: Jeder Musiker, der etwas auf sich hält, hat den Song irgendwann aufgenommen – von Ariana Grande bis zu den Ärzten.

Die Quintessenz: Weihnachtszauber in Endlosschleife

Ob du ihn liebst oder hasst, eines ist sicher: «Last Christmas» ist nicht nur ein Lied. Es ist eine Institution, ein Dauerbrenner, der sich über Generationen hinweg in die Herzen und Ohren der Menschen eingebrannt hat.

Während wir auch dieses Jahr wieder «Last Christmas» in Dauerschleife hören, können wir uns nur eines wünschen: Dass dieser Song uns noch viele weitere Jahrzehnte begleiten wird. Schliesslich ist er der Beweis dafür, dass wahre Klassiker niemals alt werden – sie werden einfach zu Traditionen.

Stephan Ziegler