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Region Bülach
03.02.2025
02.02.2025 16:53 Uhr

Zukunft des Alterszentrum Eglisau: Welche Richtung ist die richtige?

Die Initianten Patrick Scherr und Klaus Vogel
Die Initianten Patrick Scherr und Klaus Vogel Bild: zVg
Die Initiative von Patrick Scherr und Klaus Vogel will das Alterszentrum Weierbach ausgliedern. Ein Gespräch über Hintergründe, Ziele und den aktuellen Stand.

Seit Jahren schreibt das Alterszentrum Weierbach in Eglisau rote Zahlen. Nun übernimmt ab heute eine neue Geschäftsleitung – mit ungewisser Zukunft. 

Gleichzeitig treiben Patrick Scherr und Klaus Vogel eine Einzelinitiative voran, die das Heim aus der Gemeindeverwaltung lösen und in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft umwandeln will. Die Initiative wurde für gültig erklärt, und nun wird eine grundlegende Evaluation zur künftigen Trägerschaft des AZW durchgeführt. Im Herbst 2025 soll die Bevölkerung über die Ergebnisse informiert werden. 

zueriunterland24 sprach mit den Initianten über ihre Beweggründe, die Chancen und Herausforderungen.

zu24: Warum die Einzelinitiative? Was waren die Beweggründe?

Klaus Vogel: Das AZW steht seit einiger Zeit im Fokus der interessierten Öffentlichkeit. An sich ist es ein toller Betrieb mit einigen langjährigen Mitarbeitenden an einer wunderschönen Lage – eigentlich eine gute Ausgangslage. Seit einigen Jahren bestehen aber finanzielle Schwierigkeiten, die nicht allein mit der Corona-Pandemie zu erklären sind. Personalwechsel in der Leitung des AZW und Rücktritte in der BAPF ließen aufhorchen. Die Probleme scheinen aber nicht an einzelnen Personen zu liegen, sondern an der Struktur. Die strategische Führung des AZW kommt heute der BAPF als Milizbehörde zu. Primär ist die BAPF zuständig für die Entwicklung, Planung und Umsetzung von Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit und Pflege im Alter, darunter fällt zum Beispiel ein Alterskonzept für die Gemeinde. Daneben soll die BAPF in Eglisau noch eigenständig das AZW strategisch führen, ein Gesundheitszentrum mit ca. 90 Mitarbeitenden. Die BAPF ist eine politische Behörde, und auch der über ihr stehende Gemeinderat ist eine politische Behörde. Für das AZW braucht es weniger Politik, dafür mehr Fach- und Branchenkompetenz. Wir hörten von erfolgreichen Altersheim-Ausgliederungen in anderen Gemeinden und kamen zum Schluss, dass das auch in Eglisau geprüft werden sollte. Die strategische Führung des AZW wäre mit einem fachkundigen Verwaltungsrat bestens gelöst und gäbe der BAPF Ressourcen für ihre anderen Aufgaben. Während der Kleeblatt-Diskussion warteten wir bewusst noch zu mit der Initiative. Damit hätte man das Fuder überladen. Aber jetzt muss die Diskussion weitergehen – für die Sache. Das AZW soll optimal für die Zukunft aufgestellt werden.

zu24: Muss man jetzt nicht der BAPF und der neuen Leitung vertrauen und abwarten?

Klaus Vogel: Wir mischen uns nicht ein in kurzfristige Personalentscheide und möchten keineswegs Unruhe stiften. Wir sind den politischen Akteuren wohlgesinnt und wollen uns konstruktiv einbringen. Wie uns gesagt wurde, bestand die Idee der Ausgliederung bereits in den Köpfen der BAPF und war schon Thema an deren Sitzungen. Wegen kurzfristiger Herausforderungen sei es vorerst nicht angepackt worden. Jetzt sollte man aber nicht mehr länger warten, denn mit einer Ausgliederung und Professionalisierung könnte dem AZW nachhaltig geholfen werden.

zu24: Mit einer «Professionalisierung» kämen Mehrkosten für eben Profis hinzu. Teuer ohne Garantie, dass es besser wird?

Patrick Scherr: Wer sich nur gegen Garantie verändert, ist im dynamischen Gesundheitswesen bestimmt nicht erfolgreich. Wir sind überzeugt, dass sich der von einem Fachgremium geschaffene Mehrwert letztlich rechnet. Andere und teils noch kleinere Institutionen als das AZW machen es vor. Zukünftig müssten zusätzliche Kosten von der AG selbst gedeckt werden und belasten das Gemeindebudget nicht mehr. Man darf nicht vergessen, dass auch die freigesetzten Ressourcen in der Gemeindeverwaltung einen Mehrwert darstellen.

zu24: Warum haben Sie die Form der «gemeinnützigen Aktiengesellschaft» gewählt?

Patrick Scherr: Wir haben die «gemeinnützige AG» als Vorschlag genannt, verschließen uns aber keineswegs der Diskussion über die richtige Rechtsform, das kann gerne ergebnisoffen geprüft werden. Es ist uns wichtig zu betonen, dass der skizzierte Weg keineswegs eine Privatisierung darstellt – auch bei der AG gehörte das AZW weiterhin der Gemeinde als Alleinaktionärin. Die AG wird auf die besonderen Bedürfnisse zugeschnitten. Diese ganz spezielle AG ist nicht gewinnorientiert und verfolgt allein einen öffentlichen und gemeinnützigen Zweck. Die Gemeinnützigkeit und die damit verbundene Steuerbefreiung wird zudem vom Kanton überprüft, was z. B. exzessive Verwaltungsratsentschädigungen verhindert. Allfällige Überschüsse fliessen wieder in die Infrastruktur, in die Entwicklung eines bedürfnisgerechten Leistungsangebots und in die Qualität der Dienstleistung. Das ist eigentlich sehr atypisch für eine AG. Doch es funktioniert, wie schon mehrfach gezeigt wurde.

zu24: Aktuell gibt es einen externen Berater, der die Profi-Sicht reinbringt. Warum genügt Ihnen dies nicht?

Patrick Scherr: Der Beizug eines Beraters ist in der jetzigen Situation bestimmt sinnvoll. Ein Berater kostet aber auch. Es wäre interessant zu sehen, wie viel an Beratungshonoraren in der letzten Zeit floss. Ein Berater kann punktuell Verbesserungen empfehlen, geradestehen für die getroffenen Entscheide muss aber das Führungsgremium. Unsere Initiative soll eine langfristige Änderung der Strukturen bewirken, welche nach der Umsetzung keine Berater mehr benötigt.

zu24: Welche anderen Parteien unterstützten diese GLP-Initiative?

Klaus Vogel: Wir stehen in regem Austausch mit den anderen politischen Playern. Die Idee einer Überprüfung wird allgemein für gut befunden. Teils müssen wir noch Aufklärungsarbeit leisten. Wir hoffen aber, dass die anderen Parteien das Anliegen letztlich unterstützen werden. Von zahlreichen interessierten und engagierten Einzelpersonen haben wir bereits sehr positive und ermutigende Rückmeldungen erhalten.

zu24: Welches sind die nächsten Schritte?

Patrick Scherr: Wir hatten konstruktive Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von BAPF und Gemeinderat. Der Vorstoß scheint auf fruchtbaren Boden zu stoßen. Die Gemeinde will nun gemäss ihren Worten eine erste Auslegeordnung über die möglichen Trägerschaftsformen vornehmen und im Herbst 2025 eine öffentliche Informationsveranstaltung durchführen. Das scheint uns sinnvoll. Mit unserer Initiative konnten wir den Prozess anstossen und in den Fokus rücken. Das geplante und zugesicherte Vorgehen der Gemeinde hat uns dazu bewogen, genug Zeit einzuräumen, statt jetzt auf eine möglichst baldige Urnenabstimmung zu pochen. Man muss auch bedenken, dass die bevorstehende Eröffnung der Kleeblatt-Wohngruppe Ressourcen bindet. Wir sind überzeugt: Das Ganze ist auf gutem Weg.

mj