Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Schweiz/Ausland
05.04.2025

Börsensturz nach US-Zollschock

Christopher Chandiramani zu Aussichten nach dem US-Zollschock: «Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Zöllen sind grundsätzlich negativ.»
Christopher Chandiramani zu Aussichten nach dem US-Zollschock: «Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Zöllen sind grundsätzlich negativ.» Bild: Linth24
Die Bekanntgabe neuer US-Zölle liess Börsen abstürzen. Verluste massiv, die grössten seit Corona. SMI fiel 9 Prozent: 11'649 Punkte. Ausser Gold alles schwach, EUR und USD negativ.

Die meisten Handelspartner und beinahe alle Sektoren müssen für neuen US-Zölle aufkommen, besonders die Auto-, Uhren- und Hightech-Produzenten, EU-Erzeugnisse 20 Prozent, Autos 25 Prozent, Schweizer Produkte sogar über 30 Prozent. Schockiert hat am Freitag auch die Meldung, das China Gegenzölle von 34 Prozent einführen will (nur für die USA). Das verstärkte den Kursrutsch an den Aktienmärkten, weil eine regelrechte Zollspirale mit allen Konsequenzen (Inflation, Rezession) befürchtet wird. Neu soll auch bei Schweizer Pharmaprodukten einkassiert werden. Zuvor wollten die Amis den Bereich verschonen. 

Schweizer Bevölkerung steigt auf 9.05 Millionen Menschen. Die Wohnbevölkerung erreichte per Ende des letzten Jahres mit über 80'000 Zuwanderern ein neues Hoch, dies trotz Geburtenrückgang. Alle Kantone verzeichneten eine Zunahme.

Schweizer Konsumentenpreise waren im März wenig verändert. Die Jahresteuerung verharrt bei 0.3 Prozent. Importgüter sind billiger geworden, Inlandsprodukte hingegen teurer.

Die Arbeitslosenquote in der Eurozone fällt auf Rekordtief. Seit der Euro-Einführung war sie nicht niedriger: In den Staaten mit der Gemeinschaftswährung liegt der Anteil der Menschen ohne Job bei nur noch gut 6 Prozent. In der Schweiz verharrte die Arbeitslosenquote im März auf 2.9 Prozent, heisst gemäss Statistik fast Vollbeschäftigung. Die Zahl der Arbeitslosen ist im März hier nur leicht gesunken. Offene Stellen gab es weniger als im Vormonat.

Schweizer Hotels verzeichnen nach einem guten Winter und einem Rekordjahr einen Rückgang bei Logiernächten. Im Februar wurden 2.8 Prozent weniger Logiernächte gezählt als noch im Vorjahr. Grund dafür sind weniger Schweizer Gäste.

Unternehmensnachrichten

Der Augenheilspezialist Alcon startet am 1. April das angekündigte Aktienrückkaufprogramm im Wert von bis zu USD 750 Mio., das rund 7.8 Mio. Aktien oder 1.57 % der Stimmrechte umfasst. Es läuft bis spätestens Ende März 2028.

Der Generikahersteller Sandoz hat das 2023 im Rahmen der Abspaltung von Novartis aufgenommene Darlehen über USD 750 Mio. vollständig zurückerstattet. Die Mittel dafür stammen von drei im März begebenen Anleihen. Durch die Ablösung werde der durchschnittliche Zins der Bruttoverschuldung unter 4 Prozent sinken. Ausserdem gab Sandoz am Montagabend bekannt, eine neue revolvierende Kreditfazilität über USD 2 Mrd. vereinbart zu haben.

Der Industriekonzern ABB hat den Verkauf des städtischen Entwicklungsareals in Zürich Oerlikon an die Stadt Zürich abgeschlossen. Das Grundstück in der Nähe des Hauptsitzes von ABB ist rund 25'500 Quadratmeter gross. Die Stadt Zürich will dort nun unter anderem preisgünstige Wohnungen bauen. ABB wird im ersten Quartal aus dem Verkauf einen Veräusserungsgewinn vor Steuern in Höhe von rund CHF 120 Mio. ausweisen.

Die Hotelsparte von Aevis Victoria hat 2024 den Umsatz 10.5 Prozent auf CHF 188 Mio. erhöht. Der Ebitda ist von 9.3 auf CHF 13.5 Mio. gestiegen. Im Immobilienbereich hat Swiss Hotel Properties den Wert ihres Portfolios per 31. Dezember um mehr als 23 auf CHF 881 Mio. gesteigert. Das Portfolio umfasst Objekte in Zermatt, Zürich, Davos, Interlaken und Flims.

Die Lebensmittelgruppe Orior hat im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von CHF 642,1 Mio. erzielt, 0.2 Prozent weniger als im Vorjahr. Der operative Gewinn brach 58 Prozent auf CHF 22.5 Mio. ein. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von CHF 35.2 Mio. Fr. Das Unternehmen verzichtet wegen Bewertungsproblemen und der Finanzlage auf eine Dividende.

Die Genfer Kantonalbank (BCGE) plant einen Aktiensplit im Verhältnis eins zu zehn. Damit soll die Aktie attraktiver für Kleinaktionäre werden. Die Zahl der Titel soll von derzeit 7.2 Mio. auf dann 72 Mio. verzehnfacht werden.

Der Bergbahnbetreiber Jungfraubahn hat mit seinen Jahreszahlen die Erwartungen gut erfüllt und die AWP-Konsenserwartungen jeweils leicht übertroffen. Der Betriebsertrag ist 6% auf CHF 295 Mio. gestiegen, der Verkehrsertrag 4.7 Prozent auf 205 Mio. Für den Ebitda werden 135 (im Vorjahr 139) Mio. angegeben. Der Gewinn von CHF 76,5 Mio. fällt 3.9 Prozent niedriger aus als vor einem Jahr. Die Dividende soll von CHF 6.50 auf 7.50 steigen.

Aussichten

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Zöllen sind grundsätzlich negativ. Neue und höhere Abgaben werden erheblichen Einfluss auf die Weltwirtschaft, den Handel und insbesondere auf die europäische und asiatische Industrie haben. Die US-Regierung hat Überlegungsfehler gemacht. Auf diese Art kann man keine US-Wirtschaft schützen, kein Budget- oder Handelsbilanzdefizit abbauen – im Gegenteil, Rezession und Arbeitslosigkeit werden erzeugt – ein typisches Eigentor, die Wirtschaft wird gebremst, die Investitionen abgewürgt, Inflation erzeugt, Unternehmensgewinne und Aktien fallen. Die Gelder der Altersvorsorge werden vernichtet. Es gibt nur Verlierer.

Jetzt ist eine spezielle Verhandlungsdiplomatie gefragt, sonst müssen wir eine länger dauernde Wirtschaftskrise leben. Präsident Trump und seine Regierung pokern hoch. Scheitern die Pläne, würde dies ein vorzeitiges Ende der Amtsperiode und einen politischer Wechsel zu den Demokraten bedeuten.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24