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Kanton Zürich
07.04.2025

Rad-WM: verheerende Mängel

Das Peloton ist längst entschwunden. Die Schadensbewältigung ist im vollen Gange.
Das Peloton ist längst entschwunden. Die Schadensbewältigung ist im vollen Gange. Bild: ls/Zürich24
Die Rad-WM in Zürich vom Herbst 2024 hinterlässt ein finanzielles, emotionales und politisches Trümmerfeld. Nun liefert ein Untersuchungsbericht neue Erkenntnisse.

Der im März erschienene Untersuchungsbericht der Wirtschaftsprüfer von Deloitte zeichnet ein vernichtendes Urteil von den Vorgängen im organisierenden Verein ab 2019, als die WM nach Zürich vergeben wurde. Dies legt der «Blick» offen.

Naiv erstelltes Budget

Das Hauptproblem war das Budget, das naiv und mit zu wenig Reserven erstellt war. Im Bericht heisst es beispielsweise: «Hätte man zum Zeitpunkt der Budgeterstellung 2018 für die Unsicherheiten entsprechend zusätzliche Reserven im Budget berücksichtigen müssen.» Dieses Budget stammte aus dem Businessplan der Stadt Zürich für die WM-Bewerbung.

Darin enthalten war eine sehr spät bemerkte Mehrwertsteuer-Berechnungspanne. Die Erklärung bei Deloitte: «Das Budget 2018 wurde unter der falschen Annahme erstellt, dass die Unterstützungsbeiträge der öffentlichen Hand mehrwertsteuerpflichtig sind. Was zu einem signifikanten Anstieg der Kosten führte.» Es waren 1,1 Millionen Franken Mehrkosten».

Schwerfällige Strukturen

Der nächste Kritikpunkt: Die schwerfällige Struktur mit einem Verein, einem Steuerungsausschuss der öffentlichen Hand mit Stadtpräsidentin Corine Mauch als Vorsitzende und einem Projektausschuss der öffentlichen Hand. Deloitte: «Die Organisationsstruktur war aufgrund der starken Einbeziehung der öffentlichen Hand sehr komplex und somit eine Herausforderung in der definitiven Entscheidungsfähigkeit.»

Jetzt belaufen sich die Ausgaben für die WM auf 23,5 Millionen Franken. Die Einnahmen stehen bei 19 Millionen – und davon kommt der allergrösste Anteil wie auch die offene Differenz von der öffentlichen Hand.

Gesellschaftlich schlecht abgestützt

Auch gesellschaftlich war der Anlass schlecht abgestützt: Die WM fand weder einen Hauptsponsor, noch konnten kleinere, sogenannte KMU-Sponsoringpakete verkauft werden. Viele Sponsoren hätten wegen des Theaters um abgesperrte Stadtviertel abgewinkt.

Der «Blick» bringt in einer Recherche ein bemerkenswertes Versäumnis zu Tage: 2018 ist offenbar eine mit sportlichen Grossevents vertraute Firma bei der Stadt Zürich vorstellig geworden, um die WM-Organisation zu übernehmen – doch die Stadt lehnte das Angebot ab.

Das grösste Drama

Über all diesen Missständen schwebt ein Ereignis, das an Tragik kaum zu überbieten ist: Der Unfalltod der jungen Zürcher Rennfahrerin Muriel Furrer. Und auch hier weiss man noch immer nicht im Detail, wie es zu diesem Drama kommen konnte.

Mit anderen Worten: Was an der Rad-WM alles schiefgelaufen ist, bleibt vielleicht für immer im Dunkeln.

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