Es riecht nach Rauch, Wurst und einer ordentlichen Portion Ironie: Das Bassersdorfer Sechseläuten hat sich vom wilden Schulstreich zur festen Grösse im Dorfkalender gemausert – und stichelt dabei genüsslich in Richtung Grossstadt. Was einst als scherzhafter Gegenschlag zum Zürcher Traditionsanlass begann, lockt heute über 1000 Besucherinnen und Besucher an.
„Es ist über die Jahre richtig gross geworden!“, sagt Gemeindepräsident Christian Pfaller gegenüber zueriunterland24. Der Andrang sei beachtlich – bei gutem Wetter sei es sehr voll. Trotz über 12'000 Einwohner sei der Zusammenhalt stark: „Wir haben ein extrem aktives Dorfleben! Viele engagieren sich in Vereinen und das macht es aus, dass wir noch einen richtigen Dorfcharakter haben!“
Dass dabei die Zünfter aus Zürich ein wenig auf die Schippe genommen werden, streitet Pfaller augenzwinkernd nicht ab. „Das sagen jetzt Sie!“, meint er auf die Frage, ob das Bassersdorfer Sechseläuten eine Satire sei. „Es ist einfach die Art der Bassersdorfer, etwas mit Schalk auf die Beine zu stellen. Klar schauen wir hin und wieder nach Zürich. Aber grundsätzlich sind Bassersdorfer einfach humorvoll und lachen gerne!“
Tatsächlich ist das Event nicht nur ein Dorffest mit Böögg-Verbrennung, sondern auch eine liebevolle Parodie. Die offizielle Website ist gespickt mit augenzwinkernden Formulierungen: Von „pathologischen Pyromanen“ bis zu „profilierungsneurotischen Politikern“ wird nichts und niemand verschont – auch nicht die eigenen Ursprünge.
2004 wurde der Anlass von drei „hoffnungsvollen Jünglingen“ aus einer Laune heraus gegründet – am grossen Kreisel mitten im Dorf. Anfangs noch illegal und improvisiert, fanden sich rasch Fans. Als die Behörden 2006 die Reissleine zogen, wurde der Anlass kurzerhand in geordnete Bahnen gelenkt: Das Zentralkomitee der Bassersdorfer Zünfte (ZBZ) übernahm.
Seither wird das Spektakel offiziell organisiert, aber der spitzbübische Kern bleibt. „Keine Ausgabe vergeht, ohne dass sich die ursprünglichen Organisatoren mit einem spitzbübischen Lächeln auf dem Gesicht schon Stunden vor dem Entfachen des Bööggs als Funktionäre zu erkennen geben“, heisst es auf der Website.
Kritik aus der Gemeinde? Wird mit Humor genommen. Als es 2007 hiess, das Fest weise „erhebliche Mängel“ auf, grinste das ZBZ nur – und machte weiter. Denn was in Zürich mit Tradition und Ernst inszeniert wird, ist in Bassersdorf vor allem eines: Ein Fest für alle, bei dem das Feuer nicht nur den Winter, sondern auch alle steifen Konventionen verbrennt.