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Schweiz
06.05.2025

Prominenz, Polemik und Pikantes

 Jennifer Bosshard moderiert die Kultsendung «G&G» seit 2018 und gab an der Buchvernissage im Zürcher Sphère erfrischende Einblicke hinter die Kulissen.
Jennifer Bosshard moderiert die Kultsendung «G&G» seit 2018 und gab an der Buchvernissage im Zürcher Sphère erfrischende Einblicke hinter die Kulissen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
«Glanz und Gloria» machte Fernsehgeschichte. Thomas Renggli schreibt in seinem neuen Buch über das Auf und Ab des ersten People-Formats von SRF. Ein Augenschein an der Vernissage.

Wer kennt sie nicht, die Kultsendung «Glanz und Gloria.» Im Sommer 2025 zieht SRF ausgerechnet dem Format, welches Massen vor den Bildschirm lockte, den Stecker. «G&G» lebt in Buchform weiter. Das Werk von Autor Thomas Renggli, erschienen im Helvetia Verlag, ist eine unterhaltsame Lektüre und ein Abbild der Schweizer Medienszene in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Das Buch

Bis auf den letzten Platz besetzt mit viel Prominenz und Gästen war das Sphère in Zürich am Montagabend. Es gab wohl selten eine Buchvernissage, bei welcher gefühlte Dreiviertel der Anwesenden bekannte Gesichter aus der Fernsehwelt waren.
Moderator Michel Birri begrüsste die illustre Runde und mit ihm nahmen Paola Biason, Redaktionsleiterin G&G; Jennifer Bosshard, G&G Moderatorin und Autor Thomas Renggli Platz. Mit Humor, Herzlichkeit und entwaffnender Offenheit liessen sie Ereignisse und Erfahrungen der letzten 20 Jahre «Glanz und Gloria» Revue passieren. Keine Antwort fand man auf die Frage, weshalb das beliebte People-Format dem Sparwahn zum Opfer fiel. 

  • Verlegerin Ursula Klein (l.) und Autor Renggli begrüssen einen Gast. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Max Sieber, Regisseur-Legende (l.); Thomas Renggli, Buchautor «Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ursula Klein, Verleger Lukas Heim vom Helvetia Verlag und Renggli. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Renzo Blumenthal, ehemaliger Mister Schweiz (l); Thomas Renggli. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Paola Bison, Redaktionsleiterin «G&G» mit einem Branchenkollegen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Rolf Knie, Kunstmaler, Artist und Schauspieler; Xenia Langenauer, Zürich24 Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Max Sieber, Regisseur (l); Lukas Heim, Verleger, Helvetia-Verlag Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Renggli mit der Schauspielerin Miriam Wagner und deren Tochter Moira. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Michael von der Heide (l.) mit G&G-Moderator Joël Grolimund und Filmexperte Philipp Klemenz. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Blick-People-Chefin Barbara Lanz im Gespräch mit Renggli. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Lukas Heim, Pepe Lienhard, Max Sieber Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Lukas Heim. Rolf Knie, Pepe Lienhard, Christine Koehli Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Zurück zur Stunde Null

Am 29. März 2005 schlug im Schweizer Fernsehen die Stunde Null. An jenem Tag feiert die erste People-Sendung in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen TV ihre Premiere: «Glanz und Gloria». Allein der Name versetzt so manchen Gebührenzahler in Schockstarre. Wie können die nur am Leutschenbach? Ist dies der neue Service public? Unter den wachsamen und kritischen Augen von Medien und Öffentlichkeit tritt die ehedem 29-jährige Aargauerin Nadja Zimmermann als Moderatorin ins Scheinwerflicht und führt mit Charme und Eloquenz durch die achtminütige Sendung.

Mehr Zuschauer für die Tagesschau

Die damalige SRF-Direktorin Ingrid Deltenre erinnert sich an die strategischen Absichten: «Es war unser Ziel, das Vorabendprogramm attraktiver zu gestalten, um den nachfolgenden Informationssendungen ‹Schweiz aktuell› und ‹Tagesschau› mehr Zuschauerinnen und Zuschauer zuzuführen.»

Keine Nächstenliebe

Hausintern wurde «G & G» wenig Nächstenliebe entgegengebracht. Daniel Pünter, Erfinder des Namens und erster Redaktionsleiter, erinnert sich: «Die Kolleginnen und Kollegen auf dem Gang schauten uns schräg an und fragten sich mehr oder weniger unverblümt: Was soll dieses ‹Gugus und gaga›?» Moderatorin Zimmermann erinnert sich an ihre damalige Durchhalteparole: «Augen zu – und durch. Es wird alles gut kommen.» Es kam gut; zumindest bis am 5. Februar 2025, als die SRF-Leitung das Ende des Formats kommunizierte – zwanzig Jahre nach der Premiere.

  • Gut gelaunt: der ewige Mister Schweiz Renzo Blumenthal mit Rahel Spirig. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Lukas Heim, Rolf Knie, Paola Biason, Pepe Lienhard, Max Sieber Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Lukas Heim, Rolf Knie, Christine Koehli, Pepe Lienhard Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Grazia Covre mit Sven Epiney. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Michael von der Heide, Musiker; Bigna Silberschmidt, Journalistin und ehemalige SRF Moderatorin Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Lukas Heim, Sven Epiney, Michi Graber Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Publizist Karl Lüönd mit Esther Scheidegger-Zbinden. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Moderator Michel Birri führte souverän und schlagfertig durch den Abend. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Buchvernissage «Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Jennifer Bosshard, «G&G» Moderatorin Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Paola Biason, «G&G» Redaktionsleiterin Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Thomas Renggli, Autor «Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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6000 Sendungen und 20'000 Beiträge

Gefühlt war «Gesichter und Geschichten», wie die Sendung seit 2020 heisst, zwar schon fünfmal abgeschafft worden. Doch das Format trotzte allen Stürmen. Nun aber soll im Sommer Schluss sein – nach über 6000 Sendungen und mehr als 20’000 Beiträgen. SRF-Direktorin Nathalie Wappler sagt: «Ich bedaure den Entscheid, aber wir müssen unsere Mittel dorthin verlagern, wo die meisten Leute zuschauen.» Für Erfinder Pünter waren der Namenswechsel und die Abkehr vom konsequenten Boulevardstil ein falsches Signal: «‹Glanz und Gloria› war eine Marke, die alle kannten. Wenn ich den Namen erwähnte, ging jedes Mal ein Raunen durch die Runde. Alle hatte eine Meinung – im Guten oder im weniger Guten.»

Irina Beller und der Zungenkuss

Dabei war «Glanz und Gloria» immer mehr als eine kommune TV-Sendung. «G & G» war Talentschmiede, Experimentierfeld und Geburtsort so mancher kreativen Rubrik. «Glanz und Gloria» hat einige der bekanntesten und beliebtesten Moderatorinnen und Moderatoren hervorgebracht. Es etablierte das wohl populärste Spiel im Schweizer Fernsehen («Ich oder Du»). Und es gab immer wieder zu reden – beispielsweise, als sich die selbsternannte Jetset-Queen Irina Beller 2014 in High Heels auf dem Sofa räkelte, über den lauwarmen Champagner lamentierte und danach über den Moderator lästerte: «Dani Fohrler ist ein langweiliger Clown.» Und als Beller dem Gastgeber zum Abschied einen Zungenkuss verabreichen wollte, verfiel dieser (Gastgeber Fohrler) beinahe in Panik.

  • v.l. Jennifer Bosshard, Paola Biason, Michel Birri, Thomas Renggli Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Jennifer Bosshard, Paola Biason, Michel Birri, Thomas Renggli Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Buchvernissage «Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Michel Birri (l), Autor Thomas Renggli Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Moderator Michel Birri (l) im Gespräch mit dem Publizisten Karl Lüönd Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Rolf Knie (l) im Gespräch mit Moderator Michel Birri Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Michel Birri (l) und Max Sieber Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Michel Birri und Thomas Renggli Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Sven Epiney (m.) war auch Gast in der Sendung «Glanz und Gloria» Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Fröhlich: Florian Landolt, Carmen Müller, Kim Käser, Rachel Spirig und Joel Grolimund. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • v.l. Michael von der Heide, Lukas Heim, Sven Epiney, Renzo Blumenthal Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Ad multos annos: Paola Biason und Thomas Renggli. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Zwischen trivialer Unterhaltung und Kleinkunst

Diese Episode macht deutlich, was die Sendung noch immer bedeutet. Auch wenn sie von gewissen Kreisen konsequent belächelt wird, führte kein Weg an ihr vorbei. Sie spannte auf fast schon spielerische Weise den Bogen zwischen trivialer Unterhaltung und Kleinkunst. Oder wie es der Showmanager Freddy Burger sagt: «Für jeden Veranstalter einer Unterhaltungsshow gibt es in den Schweizer Medien vor allem einen Referenzwert: ‹G & G›.»

«Glanz & Gloria – Prominenz, Polemik und Pikantes».
Helvetia-Verlag. Autor: Thomas Renggli. 148 Seiten. Preis: 39.90. ISBN: 978-3-907402-79-5.

Markus Arnitz, Linth24