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Kanton Zürich
06.06.2025

Kindersex: Beschuldigte streiten ab

Vor dem Zürcher Obergericht mussten sich am Donnerstag zwei Männer verantworten, die eine 13-jährige sexuell missbraucht haben sollen. (Symbolbild)
Vor dem Zürcher Obergericht mussten sich am Donnerstag zwei Männer verantworten, die eine 13-jährige sexuell missbraucht haben sollen. (Symbolbild) Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA
Zwei Männer sollen im Mai 2020 an einer Geburtstagsfeier am Katzensee ein damals 13-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben. Vor dem Obergericht forderten sie Freisprüche.

Bei der Befragung am Donnerstagmorgen vor dem Zürcher Obergericht schilderte das mutmassliche Opfer, wie sehr es immer noch unter dem rund fünf Jahre zurückliegenden Vorfall leidet. «Ich habe zwar gelernt, damit zu leben», sagte die inzwischen volljährige junge Frau den Tränen nahe.

Opfer schwer gezeichnet

Abschliessen könne sie damit aber nicht. So falle es ihr beispielsweise noch immer schwer, Beziehungen einzugehen. Weil die Sache sie stark belaste, habe sie zeitweise auch häufiger bei der Arbeit gefehlt.

Schleppende Verhandlung

Die von zahlreichen Unterbrechungen geprägte Verhandlung kam nur langsam voran. Die Befragung der Beschuldigten begann erst gegen Ende des Nachmittags. Einer der beiden Beschuldigten, ein damals 20-jähriger Schweizer, gab an, das Mädchen habe ihm an dem Abend mehrfach versichert, dass sie über 16 Jahre alt sei.

Suche nach Zeugen gefordert

Vor den Befragungen reichten die Verteidiger neue Beweisanträge ein. Sie forderten, dass ein junger Mann, der nur mit Vornamen bekannt ist, ausfindig gemacht und befragt werden solle, weil er mit dem mutmasslichen Opfer am Abend nach der Tat Zeit verbracht haben soll.

Instagram-Bilder als Beweis

Zudem reichte einer der Verteidiger Fotos vom Instagram-Profil des Opfers ein. Diese Fotos standen seiner Ansicht nach im Widerspruch zum Bild, das während der Verhandlung von einer schwer niedergeschlagenen, fast depressiven jungen Frau gezeichnet wurde. Nach einer weiteren Verhandlungspause war das zuvor öffentlich einsehbare Profil nicht mehr zu sehen.

Schändung und weitere Delikte?

Die Verteidiger beantragten, dass die beiden Männer von den Vorwürfen der sexuellen Handlung mit Minderjährigen sowie der Weitergabe von Alkohol an Minderjährige freigesprochen werden. Die Anwälte der Privatkläger forderten hingegen eine Verurteilung wegen Schändung und weiterer Delikte.

Beschuldigte brachten Alkohol mit

Die Vorfälle ereigneten sich auf der Geburtstagsparty einer 15-Jährigen. Die beiden Männer sollen dabei gewesen sein, da sie den Minderjährigen Wodka besorgt haben sollen. Offenbar kannten die beiden einige der anwesenden Mädchen.

Dass es am Katzensee bei Regensdorf ZH schliesslich zu sexuellen Handlungen kam, ist bewiesen. Die Männer filmten einige davon. Das 13-jährige Mädchen war stark betrunken. Einer der beiden Männer soll sich von dem Mädchen oral befriedigen lassen haben.

Erstinstanzlich schuldig

Das Bezirksgericht Zürich verurteilte die Beschuldigten im Oktober 2023 wegen fahrlässiger sexueller Handlungen mit Minderjährigen und weiteren Delikte. Einer der beiden im Aargau wohnhaften Männer ist Schweizer, der andere hat die serbische Staatsbürgerschaft.

Aber milde Strafen

Die zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alten Männer erhielten erstinstanzlich Freiheits- und Geldstrafen auf Bewährung. Der Schweizer wurde zu 18 Monaten Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 90 Franken verurteilt.

Den Serben verurteilte die Vorinstanz zu zwölf Monaten Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je 70 Franken. Die Staatsanwaltschaft forderte Verurteilungen wegen Schändung sowie Freiheitsstrafen ohne Bewährung.

Berufung durch Opfer und «Täter»

Zur Verhandlung vor Obergericht kam es, weil sowohl die Beschuldigten als auch das mutmassliche Opfer und dessen Eltern Berufung gegen das Urteil des Bezirksgerichts eingelegt hatten. Die Staatsanwaltschaft hingegen verzichtete auf eine Berufung und war bei der Verhandlung auch nicht vertreten.

Urteil in den kommenden Wochen

Das Zürcher Obergericht hat zum Schluss der Verhandlung angekündigt, das Urteil in dem Fall in den kommenden Wochen schriftlich zu eröffnen.

Keystone-SDA