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Region Bülach
11.06.2025

Deponie Bleiki spaltet Rafz

Bild: Gemeinde Rafz
Kurz vor der Gemeindeversammlung prallen in Rafz die Fronten aufeinander. Bürgerkomitee und IG liefern sich ein hartes Duell – Argument gegen Argument.

In den Gärten hängen Plakate, im Briefkasten landen Flyer, auf den Strassen wird diskutiert: Die geplante Deponie Bleiki sorgt in Rafz für Aufregung. Auf der einen Seite steht das Rafzer Bürgerkomitee, das das Projekt entschieden ablehnt. Auf der anderen die IG «Verantwortungsvolle Deponie Bleiki», die für Aufklärung sorgen will – und auf einen respektvollen Umgang pocht. Beide Seiten nehmen für sich in Anspruch, im Interesse der Gemeinde zu handeln. Doch ihre Positionen könnten gegensätzlicher kaum sein.

Verkehr: Gefahr oder geregelt?

Die Gegner sagen:
Mit der Deponie kommt der Schwerverkehr – quer durchs Dorf. Das gefährde die Sicherheit, mache Schulwege unsicherer und führe zu noch mehr Stau auf ohnehin belasteten Strassen. Die geplante Erschliessung werde das Verkehrsproblem nicht lösen, sondern nur verlagern.

Die IG hält dagegen:
Die Verkehrsführung ist geregelt – und zwar vertraglich. Eine separate Zufahrt und eine eigene Unterführung sollen das Wohngebiet vollständig entlasten. Mindestens 80 Prozent des Materials soll per Bahn antransportiert werden. Die Behauptung, der Verkehr rolle durchs Dorf, sei schlicht falsch.

Immobilien: Wertverlust oder Angstmacherei?

Die Gegner sagen:
Wer möchte neben einer Deponie wohnen? Die Folge seien sinkende Immobilienpreise, weniger Zuzug, eine Schwächung der lokalen Wirtschaft. Rafz verliere an Attraktivität – und damit langfristig auch Steuereinnahmen.

Die IG hält dagegen:
Der Einfluss auf Immobilienwerte ist nicht belegt. In Eglisau und Lufingen etwa habe sich gezeigt, dass Deponien nicht automatisch negative Folgen für den Markt haben. Vielmehr müsse man ehrlich über Alternativen sprechen: steigende Steuern durch fehlende Einnahmen seien ebenso ein Standortnachteil.

Umwelt: Risiko oder Kontrolle?

Die Gegner sagen:
Die geplante Deponie gefährdet die Natur. Sie liegt im Amphibienschutzgebiet «Ziegelei Rafz» – einem der wertvollsten im Kanton. Der Landbach fliesst direkt an der Anlage vorbei. Bei Starkregen oder Unfällen könnten Schadstoffe ins Grundwasser und Trinkwasser gelangen.

Die IG hält dagegen:
Die Sorge vor Giftstoffen sei unbegründet. Es handle sich nicht um eine Sondermülldeponie, sondern um eine gesetzlich streng geregelte Anlage mit modernen Sicherheitsvorkehrungen. Das Bild vom «Giftmüll am Landbach» sei bewusst dramatisiert und sachlich falsch.

Finanzen: Luftschloss oder notwendige Einnahmen?

Die Gegner sagen:
Die versprochenen finanziellen Vorteile seien illusorisch. Die langfristigen Kosten – etwa durch sinkende Immobilienwerte – würden die Gemeinde stärker belasten als die Deponie ihr nütze. Die Rechnung gehe nicht auf.

Die IG hält dagegen:
Wer jede Entwicklung ablehnt, wird die Rechnung später zahlen – in Form eines steigenden Steuerfusses. Die Deponie bringe nicht nur Einnahmen, sondern sichere auch die Entsorgungsinfrastruktur der Region. Das sei eine Investition in die Zukunft, nicht in ein Luftschloss.

Die Entscheidung rückt näher

Am 16. Juni 2025 liegt es in den Händen der Stimmberechtigten: An der Gemeindeversammlung in Rafz wird über den Dienstbarkeitsvertrag abgestimmt, der den Weg für die Deponie Bleiki freimachen könnte. Es geht nicht nur um ein Bauprojekt – es geht um die Zukunft von Rafz. Befürworter und Gegner haben ihre Argumente auf den Tisch gelegt. Jetzt ist die Bevölkerung gefragt: zuhören, abwägen, entscheiden. 

 

mj