Nirgendwo im Zürcher Unterland leben mehr Menschen im Rentenalter als in Nürensdorf: Laut Recherchen von Radio Télévision Suisse (RTS) sind dort 21,6 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt – das ist mehr als jede fünfte Person. Damit steht die Gemeinde an der Spitze einer Entwicklung, die das gesamte Zürcher Unterland zunehmend prägt.
Zwar weisen Buchberg und Rüdlingen mit 22,2 beziehungsweise 22,0 Prozent noch höhere Anteile auf, sie gehören geografisch zur Region, politisch jedoch zum Kanton Schaffhausen. Die höchste Seniorendichte innerhalb des Zürcher Unterlands trägt somit Nürensdorf – und das mit Abstand.
Die RTS-Analyse zeigt: Der demografische Wandel greift schweizweit um sich – besonders in ländlichen Regionen. Während Städte wie Zürich, Genf oder Lausanne weiterhin von einer jungen, mobilen Bevölkerung geprägt sind, kämpfen Dörfer mit Abwanderung, Überalterung und den Folgen für Infrastruktur und Gemeindefinanzen.
Beispiele aus der Romandie machen deutlich, was das konkret bedeutet. In Mauborget VD, wo fast jede dritte Person im Rentenalter ist, wurde ein Hotel zum Pflegeheim. In Corbeyrier ist die Schule vom Aus bedroht. Saint-Martin VS greift zu drastischen Massnahmen, um junge Familien zurückzugewinnen – von kostenlosen Krankenkassenprämien bis zum vergünstigten Bauland.
Auch die Kantone Tessin, Basel-Landschaft und Jura gehören zu den am stärksten betroffenen Regionen. In der Ost- und Zentralschweiz zeigen sich ähnliche Trends: Ein Viertel der Bevölkerung ist dort teils bereits im Ruhestand – Tendenz steigend.
Für Gemeinden wie Nürensdorf ist klar: Die demografische Realität lässt sich nicht ignorieren. Der Strukturwandel ist längst angekommen – mitten im Zürcher Unterland.