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Region Bülach
10.07.2025
11.07.2025 11:02 Uhr

Kahlschlag bei den Postfilialen geht weiter: – Post in Bachenbülach schliesst, Volg übernimmt mit Service-Theke

Bild: Google/Post
Im Zürcher Unterland werden immer mehr Poststellen geschlossen. In Bachenbülach übernimmt ab Herbst 2025 der Volg die Grundversorgung. Die Entwicklung wirft Fragen zur Zukunft des Postnetzes auf.

Die Postfiliale in Bachenbülach verschwindet. Ab Herbst 2025 wird sie durch eine sogenannte «Filiale mit Partner» im Volg an der Bachstrasse ersetzt. Diese Lösung bringt längere Öffnungszeiten, jedoch auch den endgültigen Rückzug der Post aus der selbstbetriebenen Fläche im Dorf. Was in Bachenbülach passiert, steht sinnbildlich für eine Entwicklung, die im gesamten Zürcher Unterland spürbar ist.

Abschied von der klassischen Filiale

Die Gemeinde Bachenbülach zeigt sich mit dem Entscheid nur teilweise zufrieden. Gemeindepräsident Michael Biber bedauert den Wegfall der eigenständigen Postfiliale, anerkennt aber die wirtschaftlichen Beweggründe: «Angesichts des rückläufigen Nutzungsverhaltens ist der Schritt nachvollziehbar.» Immerhin habe man erreicht, dass mit dem Volg ein bedienter Zugangspunkt mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten erhalten bleibe – von Montag bis Freitag zwischen 6.30 und 20.00 Uhr sowie samstags bis 16.00 Uhr.

Ein Modell mit Vorteilen – aber auch mit Kritik

Die neue Lösung ist Teil einer langfristigen Strategie der Post, welche auf Kooperationen mit Detaillisten wie Volg oder Landi setzt. So bietet die Landi Züri Unterland – die den Volg in Bachenbülach betreibt – bereits in zehn weiteren Gemeinden im Zürcher Unterland Postdienste an, etwa in Niederglatt, Höri und Winkel.

Gabi Meier von der Landi Züri Unterland sieht Vorteile: «Dank unserer Erfahrung können wir auch in Bachenbülach Postdienstleistungen in hoher Qualität anbieten.» Für ältere oder weniger mobile Menschen bietet die Post zudem einen Hausservice für Ein- und Auszahlungen an.

Dichtestress für Poststellen – der Trend zur Schliessung

Trotz der Partnerschaftsmodelle hinterlässt die Schliessung ein schales Gefühl. Denn Bachenbülach ist kein Einzelfall: In mehreren Gemeinden im Bezirk Bülach und Dielsdorf ist der Rückbau der traditionellen Postinfrastruktur in vollem Gang. An einigen Orten gibt es nur noch Automatenlösungen oder mit Partnerfilialen. Eigenbetriebene Poststellen finden sich im Umkreis noch in Bülach, Rümlang, Embrach, Oberglatt und am Flughafen Zürich – letzterer immerhin auch sonntags geöffnet. In Eglisau sind offenbar Bestrebungen im Gange die Poststelle zu Verlegen - ZU24.ch berichtete: https://zueriunterland24.ch/articles/323231-zieht-die-post-aus-eglisau-weg

Digitalisierung als Argument – aber reicht das?

Die Post verweist auf den digitalen Wandel: Zwei Drittel der Schaltergeschäfte und die Hälfte der Einzahlungen seien seit 2010 weggefallen. Doch Kritiker monieren, dass damit ein wichtiger sozialer und logistischer Treffpunkt im Dorf verschwindet. Besonders ältere Menschen ohne digitale Affinität fühlen sich zunehmend ausgeschlossen.

Fazit: Nah dran – oder doch ein Rückzug?

Mit dem neuen Modell bleibt der Zugang zu Postdiensten formal gewährleistet – doch der Rückzug aus der Fläche schreitet weiter voran. Die Post betont, nahe bei der Bevölkerung bleiben zu wollen. Doch der Eindruck, dass wirtschaftliche Überlegungen das Netz bestimmen, lässt sich kaum von der Hand weisen.

pw