Am 8. Dezember ist Schluss: Der Gasthof Hirschen in Eglisau, bekannt für seine Rheinlage, seine Terrasse und seine ambitionierte Küche, macht dicht. Für viele Gäste kam die Ankündigung überraschend – für den Besitzer nicht. Werner Dubno, zieht einen Schlussstrich. Und er spricht offen darüber, warum: Es geht um Kosten, fehlenden Rückhalt – und eine Gemeinde, die seiner Meinung nach nicht zuhört.
zu24: Herr Dubno, Sie haben den Hirschen fast ein Vierteljahrhundert geprägt. Warum jetzt dieser Schlussstrich?
Werner Dubno: Es ist überfällig. Die wirtschaftlichen Bedingungen sind extrem hart geworden, aber was mich wirklich zermürbt hat, ist die mangelnde Unterstützung. Ich hatte Ideen, ich habe Vorschläge gemacht – aber man hat uns ignoriert. Irgendwann reicht’s.
zu24: Was meinen Sie konkret mit „mangelnder Unterstützung“?
Werner Dubno: Nach Corona habe ich vorgeschlagen, die Aussenbewirtung für alle Betriebe schnell zu erleichtern – wie in Zürich. Die Antwort war: „Geht nicht, braucht ein Reglement.“ Dann wurde ein runder Tisch versprochen. Der kam Monate später. Und dann? Wieder nur Gerede. Keine Taten.
zu24: Der Foodtruck auf dem Chileplatz war dann der Auslöser?
Werner Dubno: Ja. Als ich gehört habe, dass auf dem Hirschen angrenzenden Chileplatz ein Foodtruck stehen soll, habe ich dem Gemeindepräsident gesagt: „Wenn der Foodtruck kommt, dann schliesse ich! Er fragte: „Ist das eine Drohung?“ Ich habe gesagt: „Nein, eine Feststellung.“ Dass der Foodtruck dann tatsächlich kam, das war ein Schlag ins Gesicht. 
 zu24: Hat die Gemeinde Sie also aus Ihrer Sicht bewusst ignoriert?
Werner Dubno: So fühlte es sich an. Ich war bereit, konstruktiv mitzuarbeiten. Aber man hatte offensichtlich kein Interesse daran. Man hat nicht ernsthaft versucht, eine Lösung zu finden. Und das nach all den Jahren – das ist frustrierend. 
zu24: Haben andere Gastronomen in Eglisau ähnliche Probleme?
Werner Dubno: Ja. Der Rank hat auch lange mit der Gemeinde gekämpft. Und viel ist hier ja nicht mehr übrig. Im Städtli stirbt die Gastronomie. Und das nicht nur wegen fehlender Gäste – sondern weil die Rahmenbedingungen immer schlechter werden.
zu24: Zurück zu Ihrem Betrieb: War der Hirschen ein Verlustgeschäft?
Werner Dubno: Sicher kein Goldesel. Die Leute sehen eine schöne Terrasse und glauben, wir machen hier das grosse Geld. Aber das ist naiv. Personalkosten, Strom, Wasser, alles ist massiv teurer geworden. Wer sagt, wir seien zu teuer gewesen, hat keine Ahnung, was Gastronomie heute kostet.
zu24: Auch Kritik gab es – etwa, dass der Hirschen für Vereine nach 22 Uhr nicht da war. Eine Kostenfrage?
Werner Dubno: Natürlich ist das eine Kostenfrage. Wenn Vereine reservieren und dann nur die Hälfte oder gar niemand kommt – das Personal ist trotzdem da. Das ist jedes Mal ein Verlust. Wir haben es lange versucht, aber irgendwann geht das nicht mehr auf.
zu24: Was passiert nun mit dem Gebäude?
Werner Dubno: Es gibt Optionen. Verkauf ist möglich. Aber ich hoffe, dass jemand übernimmt, der versteht, was dieser Ort bedeutet – und die Kraft hat, das durchzuziehen. Ich möchte nicht, dass hier irgendein belangloses Konzept reinkommt. 
zu24: Sie könnten Wohnungen in den Hirschen bauen und Profit machen. 
Werner Dubno: Könnte man. Bevor es jedoch Profit gibt, muss man aber zuerst wieder investieren. Ich sehe Wohnungen als eher unwahrscheinliche Option. Ich bevorzuge im Moment einen Verkauf des Gebäudes. 
zu24: Was bleibt für Sie persönlich?
Werner Dubno: Ein in Abschied mit Haltung, sehr viele schönen Erinnerungen und wertvollen Begegnungen. Unseren Gästen und dem Hirschenteam bin ich sehr dankbar!
(Anmerk. der Red.: Auch der Eglisauer Gemeindepräsident bekommt selbstverständlich die Gelegenheit, sich in einem ausführlichen Interview zu den Kritikpunkten zu äussern.)