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Region Bülach
13.01.2025
13.01.2025 05:17 Uhr

Vetternwirtschaft im Altersheim Eglisau?

Bild: Marc Jäggi
Im Alterszentrum Weierbach gibt es Kritik an der neuen Führungs-Crew. Die Verflechtungen mit der Stiftung Lichthof in Uster sorgt bei Mitarbeitenden für Misstrauen.

Das Alterszentrum Weierbach (AZW) in Eglisau steht vor einer Zerreissprobe. Während das Haus seit Jahren rote Zahlen schreibt, sorgt die Verpflichtung von Beatrice Fontana als neue Geschäftsleiterin für heftige Diskussionen, zueriunterland24.ch hat darüber berichtet. Nun kommt noch ein neuer Vorwurf hinzu: Die enge Verbindungen der neuen Führungsebene zur Stiftung Lichthof in Uster - einem privaten Wohn- und Pflegezentrum. Mitarbeitende und Beobachtende sprechen von Vetternwirtschaft, während die Behörde für Alters- und Pflegefragen (BAPF) Transparenz betont.

Fragwürdige Verflechtungen

Beatrice Fontana tritt ihr Amt am 1. Februar 2025 an. Ihr Ehemann ist der Geschäftsführer der Stiftung Lichthof in Uster. Von dort stammen auch der neue Leiter Pflege und Betreuung und der Projektbegleiter, der die BAPF bereits länger  als Projektleiter "Zukunft AZW" unterstützt. Kommuniziert wird zwar immer nur seine Firma Taxvision, aber nie, dass er auch für das Rechnungswesen im Lichthof Uster zuständig ist. 

BAPF-Präsidentin Regula Peter verteidigt die Auswahl. zueriunterland24 hat sich mit der Chefin der Behörde für Alters- und Pflegefragen unterhalten.

zu24: Warum suggerieren Sie ein neutrales Auswahlverfahren, wenn am Schluss der ganze Kader vom gleichen Ort – der Stiftung Lichthof Uster – kommt?

Regula Peter: Das Auswahlverfahren für die Besetzung der Geschäftsleitung und der Leiter Pflege und Betreuung wurde durch Artiset, Kaderselektionen begleitet, eine Dienstleistung des Branchenverbands. Artiset führte die Erstgespräche und gab Empfehlungen ab. Die Auswahl erfolgte anhand von zuvor festgelegten Kriterien. Eine Verbindung zur Stiftung Lichthof Uster war kein Grund für oder gegen eine Person.

zu24: Warum kommen die Spitzenpositionen alle vom Lichthof Uster? Gab es nur dort gute Kandidat*innen?

Regula Peter: Die neue Geschäftsleiterin hat nie im Lichthof Uster gearbeitet. Der neue Leiter Pflege und Betreuung war die letzten Jahre im Lichthof tätig. Seine Qualifikationen haben uns überzeugt und gaben den Ausschlag für den Entscheid.

zu24: Was ist der Plan mit der Stiftung Lichthof? Eine Übernahme des AZW?

Regula Peter: Es besteht keine Verbindung zwischen der BAPF und der Stiftung Lichthof.

zu24: Warum wird die Herkunft Lichthof vom neuen  Leiter Pflege und Betreuung und vom Finanzexperten nicht offengelegt? Das ist doch eine relevante Information!

Regula Peter: Der von uns eingesetzte Finanzexperte arbeitet als selbstständiger dipl. Wirtschaftsprüfer und hat verschiedene Mandate in der Branche. Dass eines der Mandate im Lichthof Uster ist, war für den Personalentscheid nicht relevant.

zu24: Der Geschäftsleiter des Lichthof ist der Ehemann der neuen AZW Geschäftsführerin. Warum sehen Sie da kein Problem?

Regula Peter: Dass beide Ehepartner den gleichen Beruf ausüben, sehen wir als Bereicherung. Man kann von der Erfahrung des anderen profitieren.

zu24: Haben Sie von dieser privaten Verbindung gewusst? Falls ja, warum machen Sie das nicht einfach transparent?

Regula Peter: Die Arbeitsstelle des Partners ist beim Bewerbungsprozess nicht massgebend. Bei der Entscheidung wurden die Eigenschaften der Bewerbenden beurteilt. Einen Interessenskonflikt oder negativen Einfluss auf die Aufgabenerfüllung liegt durch diese Verbindung nicht vor.

zu24: Einige Mitarbeitende fühlen sich belogen und hintergangen – wir haben das sogar schriftlich. Was sagen Sie diesen Mitarbeitenden?

Regula Peter: Die Behörde hat immer transparent informiert und immer wieder Gespräche angeboten. Wir stehen nach wie vor für weitere Austausche zur Verfügung.

zu24: Einige Mitarbeitende überlegen sich zu kündigen oder haben es bereits getan. Was tun Sie, damit das AZW nicht in einen personellen Notstand läuft?

Regula Peter: Personelle Wechsel nach Veränderungen in der Führungsebene sind nicht ungewöhnlich. Ausgesprochene Kündigungen oder geplante Kündigungen können nicht den zukünftigen Leitungen zugeschrieben werden. Es liegt im Interesse der Geschäftsleitung und der Kadermitarbeitenden, eine personelle Stabilität herbeizuführen. Die Situation kann erst nach einigen Monaten neu beurteilt werden.

zu24: Die BAPF als Laienbehörde scheint sehr auf die Expertise von aussen angewiesen zu sein. Vertraut man der Stiftung Lichthof blind?

Regula Peter: Die Auswahl der personellen Besetzung erfolgte anhand den von der BAPF vordefinierten Kriterien. Bei der Rekrutierung der Geschäftsleitung wurde das betriebswirtschaftliche Wissen und die ausgewiesene Erfahrung in Veränderungsprozessen stark gewichtet. Bei der Leitung Pflege und Betreuung waren die Erfahrung in dieser Position und der sichere Umgang mit Pflegestufen und Stellenplanung (Belegungen) ausschlaggebend. Die Unterstützung bei der Stellenbesetzung erfolgte durch Artiset.

zu24: Was halten Sie von der Einzelinitiative "Ausgliederung und Umwandlung des AZW in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft“?

Regula Peter: Umwandlungen von gemeindeeigenen Betrieben in andere Trägerschaftsformen sind in der Branche ein Thema. Die BAPF und der Gemeinderat haben sich im Frühjahr 2024 über die Formen und den Prozess informiert. Die BAPF hat damals entschieden, sich zuerst auf den Prozess hin zu einem stabilen Betrieb zu konzentrieren und die Diskussion erst nach der Eröffnung der Pflegewohnung Kleeblatt aufzunehmen. Die Initiative gibt nun einen anderen Zeitplan vor.

Sorgen und Zweifel

Die Anspannung im Team bleibt hoch. Einige Mitarbeitende beklagen sich über mangelnde Transparenz und fühlen sich übergangen. Zudem weckt Fontanas Vergangenheit Skepsis. zueriunterland24 hat darüber berichtet.

Neuanfang oder Vertrauenskrise?

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Beatrice Fontana das Vertrauen der Belegschaft und der Bewohnenden gewinnen kann. Die Herausforderung bleibt, das Alterszentrum Weierbach aus der Krise zu führen und die Vorwürfe der Vetternwirtschaft zu entkräften.

 

Intransparenz im AZW: Vertrauen verspielt, Krise verschärft

Ein Kommentar von Marc Jäggi

Die Situation rund um das Alterszentrum Weierbach (AZW) wirft ein grelles Licht auf die Risiken von intransparenter Kommunikation und blindem Vertrauen in externe Berater. Während der Ansatz der Behörde für Alters- und Pflegefragen (BAPF), das AZW auf eine solide finanzielle Basis zu stellen, zweifellos ehrenwert ist, scheint die Umsetzung durch gravierende Fehler in der Führung und Kommunikation belastet.

Besonders problematisch ist die auffällige Konzentration von Schlüsselpositionen im AZW in den Händen eines Netzwerks, das mit der Stiftung Lichthof Uster eng verbunden ist. Obwohl dies rechtlich kein Vergehen darstellt, entsteht durch die fehlende Offenlegung dieser Verbindungen ein massiver Vertrauensverlust – sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Mitarbeitenden. Es ist unverständlich, warum die BAPF nicht proaktiv Transparenz geschaffen hat, um solchen Verdächtigungen von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie vergisst, dass das AZW dem Souverän gehört und dieser als Chef Anspruch auf alle Informationen hat. 

Noch schwerwiegender ist jedoch der Umgang mit den Ängsten und Sorgen der Mitarbeitenden. Transparenz und offene Kommunikation sind die Grundpfeiler eines gesunden Arbeitsklimas, insbesondere in einer Krisensituation. Stattdessen fühlen sich die Mitarbeitenden überrollt und im Unklaren gelassen – eine Haltung, die Kündigungswellen und weiteres Chaos begünstigt. Die Fachkräftesituation, die ohnehin kritisch ist, wird so zusätzlich aufs Spiel gesetzt.

Die Verantwortlichen müssen dringend ihre Kommunikationsstrategie überdenken und sicherstellen, dass die Bevölkerung und die Mitarbeitenden des AZW nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden. Dann kann sie von den Angestellten auch totalen Einsatz und Loyalität einfordern. 

Transparenz ist kein lästiges Übel, sondern die Grundlage für Vertrauen und Stabilität – etwas, das das AZW jetzt mehr denn je benötigt. Die Einzelinitiative von Patrick Scherr und Klaus Vogel zur Ausgliederung und Umwandlung des Alterszentrums in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft wirkt in der aktuellen Situation schon fast wie ein Rettungsanker. 


mj